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Kafka
Leben, Schreiben, Machtapparate
Oliver Jahraus
Reclam Stuttgart
EAN: 9783150106167 (ISBN: 3-15-010616-8)
484 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 13 x 20cm, 2006, 23 Abb.
EUR 22,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Kafkas Leben als Schreiben und Schreiben als Leben: Wollte Kafka schreibend jene Probleme lösen, die es gar nicht gegeben hätte, hätte er nicht geschrieben? Oliver Jahraus untersucht in seiner Monographie die drei großen Romane Der Verschollene (Amerika), Der Proceß, Das Schloß sowie die wichtigsten Erzählungen wie Das Urteil, Die Verwandlung, In der Strafkolonie oder den berühmten Brief an den Vater - jenseits von allen Klischees des »Kafkaesken«.
Oliver Jahraus untersucht den für Kafkas Werk charakteristischen Zusammenhang von Leben und Schreiben. Dabei konzentriert er sich in seinen Interpretationen besonders auf die in Kafkas Texten entworfenen Machtapparate, etwa in Familie oder Gericht, jenseits von allen Klischees des »Kafkaesken«. Der von Kafka selbst in die Welt gesetzte Mythos vom armen Sohn, der unter seinem Vater leidet und Pech mit seinen Verlobungen hat, prägen noch heute das Bild. Doch dies Bild ist falsch: Schreiben ist für Kafka gleichbedeutend mit Leben, Leben wird Schreiben inszeniert. Alle Ansprüche, die das Leben außerhalb des Schreibens stellt und die am Schreiben hindern könnten - sei es Gelderwerb, Familie oder Frauen -, werden für das Schreiben genutzt oder, wenn eine Umwertung nicht möglich ist, bekämpft.
Oliver Jahraus, geb.1964, studierte Germanistik und Philosophie m München. Seit 2005 ist er Professor für Neuere deutsche Literatur und Medien an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.
Rezension
Auf einer Weltrangliste der kanonischen Autoren würde Kafka heute einen der allervordersten Plätze einnehmen, - bei seinem frühen Tod 1924 hingegen kannte ihn kaum jemand ... Heute hingegen, so meint der Autor, ist Kafka allzu bekannt, wird sein Leben und Werk von einer Unzahl Vorstellungen und Meinungen von Kafka-Bildern und Kafka-Mythen überlagert, die es letztlich verstellen. Der von ihm selbst in die Welt gesetzte Mythos vom armen Sohn, der unter dem grausamen Vater leidet und Pech mit seinen Verlobungen hat, prägt noch heute den Umgang mit seinem Werk. Doch dies Bild ist falsch. Der Autor ist bemüht, kulturell tradierte Vorstellungen von Kafka als Person, Mensch und Autor in Frage zu stellen. U.a. werden die drei großen Romane "Der Verschollene" ("Amerika"), "Der Proceß" sowie "Das Schloß" untersucht, aber auch die wichtigen Erzählungen "Das Urteil", "Die Verwandlung", "In der Strafkolonie" oder der berühmte "Brief an den Vater".
Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Kafkas Werk provoziert. Der von ihm selbst in die Welt gesetzte Mythos vom armen Sohn, der unter dem grausamen Vater leidet und Pech mit seinen Verlobungen hat, prägt noch heute den Umgang mit seinem Werk. Doch dies Bild ist falsch. Oliver Jahraus, Professor für Neuere deutsche Literatur in München, demontiert diese Mythen: Schreiben ist für Kafka gleichbedeutend mit Leben, Leben wird als Schreiben inszeniert. Jahraus nutzt diese Konstellation als Ausgangspunkt für seine Untersuchung der einzelnen Werke – jenseits aller Klischees des "Kafkaesken". Dabei werden die drei großen Romane "Der Verschollene" ("Amerika"), "Der Proceß" sowie "Das Schloß" ebenso untersucht wie die wichtigeren Erzählungen "Das Urteil", "Die Verwandlung", "In der Strafkolonie" oder der berühmte "Brief an den Vater".
Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Zugänge zum Werk Kafkas 9
I. Das Kafkaeske und das Schreiben -Zum Zusammenhang von Leben und Werk Kafkas
1. Die Karikatur 17
2. Kafka und kafkaesk 20
3. Die andere Perspektive: das Schreiben 31
II. Kafkas Werk und seine Voraussetzungen
1. Das zu Lebzeiten veröffentlichte und das unveröffentlichte Werk 38
2. Editionspraxis und die postumen Werkausgaben 41
3. Probleme Kafkas mit den Veröffentlichungen zu Lebzeiten 48
4. Veröffentlichung und Interpretation 60
5. Schreibpraxis 77
6. Der Umfang des Werkes 86
III. Biographisches
1. Schwierigkeiten mit Kafka 91
2. Lebenslauf 98
3. Elemente einer Biographie 103
4. Brief an den Vater 111
IV. Die Erotik des Schreibens
1. Felice Bauer und Kafkas Schreiben 122
2. Identifikation mit der Literatur - Schreiben als Sexualakt 135
3. Die Medialität von Mündlichkeit und Schriftlichkeit 150
V. Wie man Kafka interpretiert - Kafka und die Literaturtheorie
1. Kafka und das Problem der Interpretation -zwischen Interpretationsverweigerung und Interpretationsprovokation 157
2. Die biographische Interpretation - Felice Bauer soll interpretieren - Kleine Literatur 164
3. Die Struktur der Kafka-Interpretation: das Parabolische 173
4. Das Parabolische und die Parabeln: Gibs auf! und Von den Gleichnissen 177
5. Die autoreflexive Interpretation 183
VI. Das Urteil
1. Druckgeschichte 190
2. Die erzählte Geschichte 192
3. Machtapparat Familie I 198
VII. Die Verwandlung
1. Druckgeschichte 215
2. Metapher und Entmetaphorisierung 222
3. Machtapparat Familie II und A-Sozialität 230
VIII. Der Heizer und Der Verschollene (Amerika)
1. Text- und Druckgeschichte - Romangeschehen und Schreibsituation 248
2. Amerika oder Der Verschollene - Titel und Romanende als Problem 254
3. Amerika: Ein Modell für Modernität 262
4. Triaden der Macht zwischen Desozialisation und Resozialisation 266
IX. Der Proceß und Vor dem Gesetz
1. Textgenese und Druckgeschichte 278
2. Der erste Satz 288
3. Die Gerichtsmetapher 292
4. Machtapparat Gericht: Macht, Interpretation und Schuld 296
5. Triadische Strukturen und die Bedeutung der Frauen 301
6. Die Interpretation der »Türhüterlegende« 307
X. In der Strafkolonie
1. Der Kontext des Proceß-Romans 316
2. Die Schuldfrage 318
5. Der Schlag ans Hoftor 324
4. Strafen und Schreiben 326
XI. Ein Landarzt und andere Erzählungen des Landarzt-Bandes
1. Sammelband und serielles Schreiben 342
2. Motivkomplexe des Schreibens: Pferde und Räume 349
3. Der aufgespaltene Autor: Der Jäger Gracchus und Odradek 362
4. Landarzt - Pferdeknecht - Junge 371
XII. Das Schloß
1. Biographische Voraussetzungen: Krankheit zum Tode als Entstehungsvoraussetzung 381
2. Implizite Poetologie, Totschlägerreihe und die Wut des Verstehens 389
3. Der Beginn des Romans und die soziale Geburt 397
4. K. s Sinnsuche als Kampf um soziale Anerkennung und sein Beruf als Landvermesser 404
5. Die Figur des Dritten 412
6. Transzendenz des Sinns und der Macht 421
XIII. Ein Hungerkünstler, Josefine, die Sängerin und andere späte Erzählungen aus dem Nachlass: Tiere und Künstler
1. Die letzte Schreibphase 425
2. Themen- und Figurenkomplexe: Tiere, Parabeln, Musik 430
3. Die körperliche und die soziale Dimension der Hungerkunst 436
4. Künstler-Novellen 440
5. Sozialer Sinn und sinnlose Kunst des Hungerns 450
Schluss: Kafka - große und kleine Literatur 456
Bibliographische Hinweise 463
Verzeichnis der Abbildungen 477
Register 479
Zum Autor 483
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