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Oskar Schlemmer und der Tanz
Die Tanznachlässe
Frank-Manuel Peter
Wienand Verlag & Medien GmbH
EAN: 9783868326284 (ISBN: 3-86832-628-6)
640 Seiten, hardcover, 22 x 28cm, Juni, 2023
EUR 58,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Alles schon bekannt? Mitnichten! Mehr als 80 bisher unveröffentlichte Briefe des Bauhaus-Meisters Oskar Schlemmer, ferner unbekannte Fotos und Zeichnungen, auszüge aus noch nicht publiziertzen Memoiren, presseberichte und andere Dokumente werden ein neues Licht auf das weltberühmte "Triadische Balett", Schlemmers andere Tanzprojekte und seine Zusammenarbeit mit den Tänzerinnen und Tänzenn. Auch seine mehr als 30 Aufsätze zu Tanz und Theater sind hier erstmals zusammen veröffentlicht. Zahlreiche Vergleiche zeigen mögliche Anregungen für Schlemmers heute noch moderne Kostümentwürfe auf.
Das Deutsche Tanzarchiv Köln, das schon 1988 eine Ausstellung zum Thema "Bauhaus und Tanz" gezeigt hat, bewahrt die Nachlässe fast aller Tänzer, die mit Oskar Schlemmer zusammengearbeitet haben.
Rezension
„Taucher“, „Kugelhände“, „Goldkugel“, „Debussy“, „Spirale“, und „Abstrakter“. Hört man diese Begriffe, denkt man wahrscheinlich an die Figurinen des weltbekannten „Triadischen Balletts“, zu bestaunen in der Dauerausstellung der Staatsgalerie Stuttgart. Das experimentelle Ballett mit zwei Tänzern und einer Tänzerin, welche 12 Tänze in 18 Kostümen performten, erfuhr am 30.9.1922 im Württembergischen Landestheater seine Uraufführung. Weitere unterschiedlich stark veränderte Aufführungen erfolgten 1923 bei der Bauhauswoche im Deutschen Nationaltheater Weimar und bei der Jahresschau Deutscher Arbeit in Dresden, 1926 bei den Donaueschinger Kammermusik-Tagen sowie 1932 im Thèâtre des Champs Elysées Paris. Einzelne Choreografien und Tänze sind bis heute weltweit zu sehen. So wurde im Juni dieses Jahres im Münchner Prinzregententheater das Triadische Ballett erneut aufgeführt; es gehört zweifelsohne zum kulturellen Gedächtnis der Menschheit.
Das avantgardistische Tanztheater zählt neben dem Gemälde „Bauhaustreppe“(1932) zu den bekanntesten Werken von Oskar Schlemmer (1888-1943). Aber es war eine Gemeinschaftsproduktion des Malers und Bühnenbildners zusammen mit den Solotänzern Albert Burger und seiner Frau Elsa Hötzel, welche auch an der Tanzgestaltung und den Maßfiguren mitwirkten und nicht nur Ausführende von Schlemmers Idee der „Tänzerischen Mathematik“ waren. In dem gleichnamigen Aufsatz aus dem Jahre 1926 forderte der Bauhaus-Meister: „Nicht Jammer über Mechanisierung, sondern Freude über Mathematik!“ aufgrund seiner Sichtweise auf den Menschen als „Organismus aus Fleisch und Blut“ und „Mechanismus aus Zahl und Maß“.
Neue Erkenntnisse und Quellen zur Genese und Rezeption des weltberühmten Tanztheaters liefert der umfangreiche Text-Bild-Band „Oskar Schlemmer und der Tanz. Die Tänzernachlässe“, erschienen im renommierten Kölner Kunstverlag Wienand in Kooperation mit dem Deutschen Tanzarchiv Köln. Dessen Leiter, der Tanzwissenschaftler Frank-Manuel Peter (*1959), hat die umfangreiche Monographie vorgelegt, in welcher die Tänzernachlässe differenziert ausgewertet werden. Der Band enthält mehr als 80 bisher nicht publizierte Briefe Schlemmers, über 30 seiner aufschlussreichen Aufsätze zu Tanz und Theater, welche zuerst in Ausstellungskatalogen und Kunstzeitschriften veröffentlicht wurden, sowie zahlreiche Fotographien, Zeichnungen, Programmzettel und Pressekritiken. Peters Ausführungen zur Kontextualisierung des Triadischen Balletts zeugen von exzellenter Kenntnis der Quellen und der Forschungsliteratur. So werden die einzelnen Künstler:innen des Tanztheaters und auch Schlemmers weitere Tanzprojekte umfassend gewürdigt. Erwähnung verdient auch die ästhetisch überaus gelungene grafische Gestaltung der tanzwissenschaftlichen Monographie. Lehrkräfte der Fächer Bildende Kunst und Philosophie werden durch das vorliegende Buch motiviert, sich in ihrem Fachunterricht mit Leben und Werk Oskar Schlemmers oder am besten in einem fächerübergreifenden Projekt mit der Thematik „Mensch und Maß“ problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Der hervorragende Text-Bild-Band „Oskar Schlemmer und der Tanz“ von Frank-Manuel Peter verdient einen Platz in jeder guten Bibliothek zur Tanzgeschichte des 20. Jahrhunderts.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Der Bauhaus-Meister Oskar Schlemmer (1888–1943) – Maler, Bildhauer, Bühnengestalter und Choreograf – ist nicht zuletzt durch die Modernität seiner Bühnenexperimente und das Triadische Ballett weltberühmt geworden. Anders als die dreidimensionalen Kostümfigurinen sind die Dokumente zu seinen Arbeiten für den Tanz – wie Fotos, Briefwechsel, Programmzettel, Kritiken sowie Aufsätze Schlemmers – einer größeren Öffentlichkeit bisher kaum bekannt. Frank-Manuel Peter, Leiter des Deutschen Tanzarchivs, stellt diese Dokumente und selbst der Forschung bislang nicht bekannte historische Quellen aus der Kölner Sammlung in ihrem zeit- und tanzgeschichtlichen Kontext vor. Das Ergebnis ist ein für die bildende Kunst wie für den Tanz im 20. Jahrhundert gleichermaßen bedeutende Dokumentensammlung.
Inhaltsverzeichnis
1. E I N L E I T U N G 9
1.1. Der Eiertanz um Oskar Schlemmer 11
2. D A S T R I A D I S C H E B A L L E T T 25
2.1. 1912–1924: Albert Burger und Elsa Hötzel
2.1.1. Tanz, Bühne, Musik – oder Raum, Form, Farbe? 27
Albert Burger und das Triadische Ballett (1988)
2.1.2. „Eine der Künste muss dann der Ausgangspunkt sein, entweder die Musik oder der Tanz
oder das Scenische.“ 39
Beispiele der mehr als 100-jährigen Suche nach der richtigen Musik für das Tanzstück
2.1.3. „Diese Holzpuppen, Hampel- und Zappelmänner, tanzenden Sofatroddeln, Goldkugeln
und Farbenscheiben …“ 49
Kritiken der Aufführungen in Stuttgart, Weimar und Dresden (Auswahl)
2.1.4. Albert Burger und Elsa Hötzel 65
2.1.5. „Wir Bauhäusler möchten Sie so von ganzem Herzen bitten, kommen Sie doch
mit Ihrem Ballett zur Bauhauswoche hierher.“ 71
Die verschollenen Dokumente
2.1.6. Helmut Günther 83
2.1.7. Der Körper als sinnstiftende Realität. Entstehung, Sinn und Bedeutung des
Triadischen Balletts (1978). Von Helmut Günther 87
2.1.8. „Lasst mich den Löwen auch noch spielen“, oder „In Arbeitsgemeinschaft mit …“ 93
Schlemmers „Ruhmliebe“ und die Schwierigkeiten gemeinsamer Kreativität
2.2. 1926: Daisy Spies, Karl Heining und Carl von Hacht 133
2.2.1. „Täppische Ungetüme, blitzende Erscheinungen, heroischer Spuk, Spieldosenfiguren usw. usw.“ 133
Die beiden Aufführungen des Triadischen Balletts zu den Donaueschinger Kammermusiktagen
2.2.2. Daisy Spies 177
2.2.3. Karl Heining 181
2.2.4. Carl von Hacht 183
2.3. „Das schraubenhaft sich aufschiebende Kleidchen der Ballerina“ 187
Die triadischen Kostüme in der Brückenrevue in Frankfurt am Main und im Berliner
Metropol-Theater
2.4. „Eine mit konventioneller Ballettanmut vorgeführte Bauhaus-Modenschau“ 201
Das Triadische Ballett 1932 auf dem Choreographischen Wettbewerb in Paris
2.4.1. „Der Schlemmer war auch nie zufrieden.“ Auszüge aus einem Interview 223
2.4.2. Alfred Schlee 227
2.5. Das Zeitbezogene mit modernen Mitteln und in moderner Sprache gestalten 233
Rekonstruktionen und Neufassungen
2.5.1. Margarete Hasting 247
2.5.2. Gerhard Bohner 251
2.5.3. Gislinde Skroblin 257
2.5.4. Dirk Scheper 259
2.5.5. Da staunt man Bauklötze(r) 263
Kleiner Exkurs zu rechtlichen Fragestellungen in drei Fallbeispielen
3. S C H L E M M E R S V O R S T E L L U N G V O N T A N Z A M B E I S P I E L
D E S T R I A D I S C H E N B A L L E T T S 271
3.1. „Burgers Tanzbein“, oder „Drei Schritt vorwärts, drei Schritt rückwärts … Das heißt sich ‚Tanz‘ …“? 273
4. T H E A T E R B A L L E T T E U N D T Ä N Z E R K O N G R E S S E 331
4.1. „... mit schlichten Mitteln ungemein wirksame, in der Zusammenstellung der Farben:
vollendete Bilder.“ 333
Petruschka, Der Holzgeschnitzte Prinz und Don Juan in Magdeburg 1926/27
4.1.1. Alice Zickler 357
4.2. ... die sphärenharmonische Kreisschwingung des Alls als kontinuierlicher Bewegungsvorgang ..." 361
Schlemmer und der erste deutsche Tänzerkongress 1927 in Magdeburg
4.2.1. Wolfgang Martin Schede 369
4.2.2. Armer Schwärmer Schlemmer – Experimente sind immer gefährlich 373
Auszüge aus Schedes unveröffentlichten Memoiren
4.2.3. Mechanik in der Kunst der Gegenwart 383
Von Wolfgang M. Schede
4.3. „Hier […] sind die Versuche zu erkennen, ein neues Alphabet für eine zukünftige Form
des Tanzes zu erfinden“ 387
Die Teilnahme der Bauhaus-Versuchsbühne am zweiten deutschen Tänzerkongress 1928 in Essen
4.3.1. Kurt Jooss 401
4.4. „Bauhaus, Kandinsky, Kubismus, geometrische Spielereien, ‚Triadisches Ballett‘?
Mitnichten. Oskar Schlemmer, die Erde hat ihn wieder.“ 405
Spielzeug, eine sehr moderne Version des Nussknacker-Balletts in Dresden 1928
4.4.1. Ellen von Cleve-Petz 423
4.4.2. Helge Peters-Pawlinin 427
4.4.3. Kostümfigurine aus Cellon für einen heroischen Tanz Pawlinins 431
4.5. „Der Intendant wird einen Schlaganfall bekommen, wenn er den Kostümpreis hört.“ 437
Schlemmers Mitarbeit bei der Uraufführung von Vogelscheuchen 1928 in Hagen
4.5.1. „Die Comedia dell arte der neuen Sachlichkeit. Sie wird ihren Weg machen.“ 459
Rezensionen zu den Vogelscheuchen in Hagen 1928 und Köln 1929
4.5.2. Karlheinz Gutheim 471
4.5.3. Günter Hess 475
4.6. „Ich versuche, auf diese Weise Choreografie zu machen:
, , , , , , , , , , mmmmm mmmmmmmmmmmmmmmmmmnnnnnn , , , , , , kk , , , , , ,ooooooooooo , ,
ruhe weg aktion im weg ruhe klack! rollen usw.“ 479
Die Bauhaustänze
4.6.1. „Lieber Herr Schlemmer, darüber werden Ihrem buschigen Haupt die Haare nicht grau werden.“ 495
Die Musik zu den Tänzen und die Tournee
4.6.2. Ein entzückender „letzter“ Schick ... 509
Einige der Rezensionen zu den Aufführungen der Bauhaustänze
4.6.3. Manda von Kreibig 531
4.7. „Nehmen Sie an, ich sei der Aff auf Ihren Schultern, mit Ihren Locken spielend.“ 537
Schlemmer in Breslau und einige seiner Tanzinteressen der 1930er-Jahre
4.7.1. Karin Schlemmer 561
5. N A C H W O R T 569
5.1. „Es ist nicht zu leugnen, dass ich in meinem Element bin.“ 571
6. A N H A N G 583
6.1. Oskar Schlemmers bühnentheoretische Schriften 585
Editorische Notiz
6.2. Personenregister 634
6.3. Danksagung 638
6.4. Bildnachweis 639
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