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Orthorektisches Ernährungsverhalten  Forschung und Praxis
Orthorektisches Ernährungsverhalten
Forschung und Praxis




Reinhard Pietrowsky, Frederike Barthels

Hogrefe-Verlag
EAN: 9783801731823 (ISBN: 3-8017-3182-0)
183 Seiten, kartoniert, 16 x 23cm, Januar, 2024

EUR 29,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Orthorektisches Ernährungsverhalten: Wenn der Wunsch nach gesunder Ernährung zum täglich dominierenden Lebensinhalt wird. Der Band beleuchtet und bespricht die Erscheinungsformen und Einflussfaktoren sowie das diagnostische Vorgehen. Er präsentiert neben einem vorläufigem Ursachenmodell auch Vorschläge für eine multimodale therapeutische Behandlung dieses gestörten Ernährungsverhaltens.
Rezension
Die Diagnosen von Essstörungen haben in den letzten Jahren unter Jugendlichen deutlich zugenommen. Vor allem bei der Altersgruppe der 12- bis 17-jährigen hat sich der Anstieg zwischen 2020 und 2021 um mehr als 30 Prozent erhöht. Das vorliegende Buch stellt die erste umfassende Veröffentlichung zum Thema „Orthorexie“ dar. Wenn der Wunsch nach gesunder Ernährung zum täglich dominierenden Lebensinhalt wird, die Gedanken und das Handeln des betroffenen Individuums die überwiegende Zeit des Tages nur noch um dieses Thema kreisen, so ist die Grenze zu einem pathologischen Essverhalten überschritten. Orthorektisches Essverhalten beschreibt demnach eine an subjektiven Kriterien orientierte gesunde Ernährungsweise, die sich an individuellen Ernährungsregeln orientiert. An einer gesunden Ernährung ist grundsätzlich nichts auszusetzen, beim orthorektischen Essverhalten sind die Betroffenen jedoch so stark auf eine gesunde Ernährung fokussiert, dass es zu einseitiger Ernährung bzw. Mangelernährung kommen kann und psychosoziale Probleme auftreten können.

Das Themenfeld wird in diesem Fachbuch von der Diagnostik, der Empirie bis hin zur Prävention umfassend beleuchtet. Anhand einiger Fallbeispiele wird das Thema vertieft und den Leser*innen mit praktischen Beispielen anschaulich verdeutlicht. Die kleinen Zusammenfassungen nach jedem Kapitel sind für das autonome Lernen besonders hilfreich.

F. Düring, lbib.de
Verlagsinfo
Wenn der Wunsch nach gesunder Ernährung so groß ist, dass die tägliche Beschäftigung mit dem eigenen Essverhalten zum Lebensinhalt wird, spricht man von orthorektischem Ernährungsverhalten oder auch Orthorexia nervosa. Ob es sich dabei um eine weitere Variante der bisher bekannten Essstörungen handelt, wird seit einigen Jahren vermehrt diskutiert. Der vorliegende Band bietet einen umfangreichen und wissenschaftlich fundierten Einblick zum Thema Orthorexie. Zunächst wird gesundes Essverhalten aus ernährungsphysiologischer und psychologischer Sicht von orthorektischem Ernährungsverhalten abgegrenzt. Die ausführliche Darstellung von Symptomen und Konsequenzen, auch anhand zahlreicher Fallbeispiele, vermittelt einen guten Eindruck von den unterschiedlichen Erscheinungsformen der Orthorexie. Um Fachkräften die Einordnung der Symptome zu erleichtern, werden darüber hinaus sowohl Diagnoseinstrumente als auch mögliche Diagnosekriterien besprochen. Auch der aktuelle Forschungsstand zur Prävalenz in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und zu denkbaren Einflussfaktoren (z. B. restriktives Essverhalten und Diäten, Diagnose einer anderen Essstörung, sportliche Aktivität) wird ausführlich vorgestellt. Die mögliche Einordnung in die gängigen Klassifikationssysteme psychischer Störungen wird ebenso diskutiert wie die Frage, inwiefern die Orthorexie ein eigenständiges Störungsbild darstellt. Ein vorläufiges Ätiologiemodell erläutert potenzielle Entstehungsmechanismen orthorektischen Ernährungsverhaltens. Behandlungsindikationen und Vorschläge für eine multimodale therapeutische Behandlung runden den Band ab.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9
1 Einführung 11
1 1 Gesunde Ernährung – Was ist das überhaupt? 11
1 1 1 Definitionen gesunder Ernährung 12
1 1 2 Brain Food, Super Food und Nahrungsergänzungsmittel 17
1 1 3 Abschließende Betrachtung 19
1 2 „Normales“ Ernährungsverhalten aus psychologischer Sicht 20
2 Definition und Begriffsbestimmung 24
2 1 Charakteristische Merkmale und Symptome 26
2 2 Die vielen Gesichter der Orthorexie 29
2 3 Konsequenzen und Folgeerscheinungen 31
2 4 Geschichtlicher Abriss des Störungskonzepts 34
2 4 1 Die Orthorexie nach Bratman 34
2 4 2 Die weitere Entwicklung des Orthorexie-Konzeptes 38
3 Fallbeispiele 41
3 1 Fallbeispiele von Bratman 41
3 2 Fallbeispiele aus der wissenschaftlichen Literatur 48
3 3 Fallbeispiele aus einer eigenen Studie 52
3 3 1 Frau A – Angst vor ungesundem Übergewicht 53
3 3 2 Frau B – Orthorexie als Bewältigung einer Essstörung 56
3 3 3 Herr C – Nur Fleisch, kein Gemüse 59
3 3 4 Abschließende Betrachtung 62
4 Diagnostik 63
4 1 Diagnostische Instrumente 63
4 1 1 Orthorexia Self-Test von Bratman 63
4 1 2 ORTO-15-Familie 64
4 1 3 Orthorexia Screen 67
4 1 4 Eating Habits Questionnaire (EHQ) 68
4 1 5 Düsseldorfer Orthorexie Skala (DOS) 68
4 1 6 Teruel Orthorexia Scale (TOS) 71
4 1 7 Barcelona Orthorexia Scale (BOS) 71
4 1 8 Orthorexia Nervosa Inventory (ONI) 72
4 1 9 Abschließende Betrachtung 72
4 2 Diagnosekriterien 73
4 2 1 Vorschlag von Bratman und Knight 73
4 2 2 Vorschlag von Barthels 75
4 2 3 Vorschlag von Moroze et al 77
4 2 4 Vorschlag von Dunn und Bratman 80
4 2 5 Vorschlag von Setnick 82
4 2 6 Vorschlag der Orthorexia Nervosa Task Force 84
4 2 7 Kritik an einer potenziellen Orthorexie-Diagnose 87
4 2 8 Abschließende Betrachtung 88
5 Epidemiologie 90
5 1 Prävalenzraten 90
5 1 1 Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung 90
5 1 2 Prävalenz bei Studierenden 92
5 1 3 Prävalenz bei Ernährungsexpertinnen und -experten 93
5 1 4 Prävalenz bei Sportlerinnen und Sportlern 94
5 1 5 Prävalenz bei bestimmten Ernährungsweisen 95
5 1 6 Geschlechterunterschiede 95
5 1 7 Alterseffekte 96
5 1 8 Gewicht 96
5 1 9 Psychische Störungen 96
5 1 10 Abschließende Betrachtung 97
5 2 Klinische Relevanz 97
6 Korrelate und Einflussfaktoren 106
6 1 Soziodemografische Aspekte 106
6 2 Vegetarische und vegane Ernährung 110
6 3 Diäten zur Gewichtsreduktion und restriktives Essverhalten 112
6 4 Allergien und Unverträglichkeiten 114
6 5 Clean Eating, intuitives Essverhalten und Healthy Orthorexia 115
6 6 Sportliche Aktivität und gesundheitsrelevante Verhaltensweisen 117
6 7 Psychische und körperliche Gesundheit 118
6 8 Autismus, Persönlichkeitsmerkmale und andere Eigenschaften 119
6 9 Ableitung potenzieller Risikofaktoren 120
6 10 Abschließende Betrachtung 121
7 Überlegungen zur nosologischen Einordnung 122
7 1 Orthorexie und Essstörungen 122
7 1 1 Empirische Befunde 124
7 1 2 Orthorexie als Einstieg – Orthorexie als Ausstieg 125
7 1 3 Orthorexie und ARFID 126
7 1 4 Ist die Orthorexie eine Essstörung? 127
7 2 Orthorexie, Zwangsstörungen und zwanghafte Persönlichkeit 127
7 2 1 Empirische Befunde 128
7 2 2 Ist die Orthorexie eine Zwangsstörung? 129
7 3 Orthorexie und Störungen des körperlichen Erlebens 130
7 3 1 Empirische Befunde 130
7 3 2 Ist die Orthorexie eine Störung des körperlichen Erlebens? 131
7 4 Abschließende Betrachtung 131
7 5 Orthorexie als eigenständiges Störungsbild? 133
7 5 1 Empirische Befunde 136
7 5 2 Abschließende Betrachtung 137
8 Vorläufiges Störungsmodell und Ätiologie 138
8 1 Motive für gesunde Ernährung 138
8 2 Der Übergang von gesunder Ernährung zur Orthorexie 139
9 Indikation zur Behandlung 144
10 Vorschläge für die multimodale therapeutische Behandlung 147
10 1 Wissensvermittlung 148
10 1 1 Ernährungsberatung 148
10 1 2 Psychoedukation und Motivierung 150
10 2 Bearbeitung dysfunktionaler Kognitionen/überwertiger
Ideen und Konflikte 151
10 2 1 Konkretes Vorgehen für kognitive Veränderungen 152
10 2 2 Bearbeitung möglicher intrapsychischer Konflikte 154
10 3 Umsetzung eines gesunden, nicht orthorektischen
Essverhaltens 154
10 3 1 Veränderung des Essverhaltens 155
10 3 2 Abbau rigider Ernährungsregeln und Aufbau flexiblen
Essverhaltens 159
10 3 3 Unangemessene Ernährungsaufforderungen ablehnen 161
10 4 Verbesserung sozialer Kontakte 162
10 5 Einbinden von Angehörigen 163
10 6 Abschließende Betrachtung 164
11 Schlusswort 165
Danksagung 166
Literaturverzeichnis 168
Sachregister 181