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Nietzsche-Lexikon
Nietzsche-Lexikon




Enrico Müller

UTB
EAN: 9783825250157 (ISBN: 3-8252-5015-6)
274 Seiten, kartoniert, 15 x 22cm, Oktober, 2019

EUR 24,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
In Friedrich Nietzsches Denkprojekt werden die Grundfragen der europäischen Philosophie konsequent neu gestellt und damit umgewertet. Es hat tiefe Spuren im 20. Jahrhundert hinterlassen. Zugleich experimentiert Nietzsche wie wenige vor ihm mit litearischen Darstellungsformen. Die Forschungen der letzten Jahrzehnte haben ihn als philosophischen Sprachkünstler jenseits ideologischer Vereinnahmungen noch einmal neu lesbar gemacht. Zu verstehen, was Nietzsche denkt, heißt zunächst, verstehen lernen, wie Nietzsche schreibt.

Das Lexikon stellt Nietzsches Schriften in ihrem Zusammenhang dar und führt in die Grundbegriffe seines Denkens ein. Die Einträge und Kapitel können unabhängig voneinander gelesen werden, ergeben zusammen aber auch eine vollständige Einführung.
Rezension
An dem philosophischen Werk von Friedrich Nietzsche scheiden sich noch immer die Geister. Manche sind von seinen Schriften fasziniert, andere begegnen ihnen mit Befremden. War Nietzsche überhaupt ein Philosoph, ein Dichter-Philosoph oder ein Literat? War er ein Vertreter eines dionysischen Irrationalismus oder einer apollinischen Vernunftkritik? War Nietzsche mit seinem Perspektivismus ein Interpretationist, ein Relativist oder Nihilist? War der Philosoph, bekannt durch sein Diktum „Gott ist todt“, ein Anti-Christ oder doch ein gläubiger Mensch? War er ein Moralgenealoge oder ein Immoralist? War Nietzsches Hypothese vom „Willen zur Macht“ ein Aufruf zum Sozialdarwinismus oder eine Machttheorie der „fröhlichen Wissenschaft“? War Nietzsche, der die Begriffe „Übermensch“, „Herrenmoral“ und „weiße Bestie“ prägte, ein Anti-Humanist und ideologischer Wegbereiter des Nationalsozialismus?
Um diese Fragen differenziert zu beantworten, bedarf es einer genauen Exegese der Texte Nietzsches, um nicht oberflächlichen Deutungen und Fehlinterpretationen seines Œuvre, die in der medialen Öffentlichkeit und in der Wissenschaft verbreitet sind, aufzusitzen. Aufklärungsarbeit im besten Sinne leistet hierzu das „Nietzsche-Lexikon“ von Enrico Müller (*1973), erschienen bei UTB. Nietzsches umstrittene Philosophie wird in dem Werk als „Form einer in sich reflektierten Mitteilungskunst“(S. 16) gedeutet. Nietzsche gehe es nach Müller primär um die Vermittlung einer philosophischen Haltung als um die philosophischer Lehren, welche immer Gegensätze produzieren.
Das Studienbuch des ausgewiesenen Nietzsche-Experten enthält hervorragende, prägnante, hermeneutische Bestimmungen zentraler Grundbegriffe von Nietzsches Philosophie. Außerdem finden sich in Müllers Werk neben einem guten Überblick über Hauptwerke des Philosophen eine hervorragende Einführung in sein Œuvre, bei deren Deutung und Rezeption manche Missverständnisse gekonnt aufdeckt werden. Das „Nietzsche-Lexikon“ liefert somit einen fachlich fundierten, differenzierten und didaktisch gelungenen Zugang zum komplexen und vielschichtigen Werk Nietzsches. Sehr hilfreich ist es zur Unterrichtsvorbereitung für Philosophie- und Ethik-Lehrkräfte, die mit Schülerinnen und Schüler beispielsweise über Nietzsches Vernunft-, Moral- oder Religionskritik reflektieren möchten.
Fazit: Enrico Müller ist mit seinem „Nietzsche-Lexikon“ ein sehr gutes Nachschlage- und Einführungswerk zur Philosophie Nietzsches gelungen, dessen Anschaffung sich für Philosophie-Studierende und Lehrkräfte empfiehlt.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Nietzsche-Lexikon

von Müller, Enrico Fach: Philosophie;
Ein Nachschlagewerk für das Philosophiestudium: Der Band stellt Nietzsches Schriften in ihrem Zusammenhang dar und führt in die Grundbegriffe seines Denkens ein. Die Einträge und Kapitel können unabhängig voneinander gelesen werden, ergeben zusammen aber auch eine vollständige Einführung. Das Lexikon soll so die Lektüre Nietzsches erleichtern, Literaturhinweise bei eigenen Hausarbeiten helfen.
Inhaltsverzeichnis
Siglen 11
I. Nietzsches anhaltende Wirkungen – Zur Einführung 13
1. Nietzsche lesen 15
2. Nietzsches Gegenwärtigkeit 16
3. Nietzsche studieren 23
II. Lebendiges Schreiben und erschriebenes Leben bei Nietzsche 27
III. Die Hauptwerke in ihrem Zusammenhang – Ein Überblick 43
1. Griechische Zugänge 45
2. Die Geburt der Tragödie 47
3. Die philosophische Lebensform und ihre Genese: Zur Geschichte der frühgriechischen Denker 50
4. Die Wendung zur Sprache: Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne 52
5. Leben als Geschichtlichkeit: Die Historie und ihre Darstellbarkeit 55
6. Denkexperimente des „freien Geistes“: Die aphoristischen Bücher 57
7. Denken in Perspektiven: Die fröhliche Wissenschaft 62
8. Was ist Weisheit? Zum Sinn des Lehrens in Also sprach Zarathustra 66
9. Umwertungen des Geistes und ‚vornehmes‘ Philosophieren: Jenseits von Gut und Böse 77
10. Die moralische Verfasstheit der europäischen Kultur: Zur Genealogie der Moral 81
11. Philosophische Werkpolitik und auto-deiktisches Schreiben: Zur literarischen Eigenart der Schriften von 1888 85
12. Zur Abfolge der letzten Schriften: WA, GD, AC, EH, DD 89
IV. Grundbegriffe 97
Vorbemerkung: Nietzsches Unbegrifflichkeit 99
V. Zum Problem des Nachlasses 251
1. Zur Problemlage 253
2. Die Editionen des Nachlasses 253
3. Die Textsorten und ihre Deutung 255
VI. Literaturverzeichnis 259
1. Erschließungsmittel (Lexika, Handbücher, Kommentarwerke) 262
2. Biographien und Biographisches. 263
3. Einführungen 263
4. Werkübergreifende Darstellungen 264
5. Zeitschriften und Buchreihen 265
6. Themenspezifische Forschungsliteratur 265
7. Nietzsches Quellen 271