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"Niemand hat größere Liebe, als wer sein Leben einsetzt für seine Freunde"
Zum Ursprung der Opfertodmetaphorik im Neuen Testament




Urs Jäger

Kohlhammer
EAN: 9783170340480 (ISBN: 3-17-034048-4)
204 Seiten, paperback, 16 x 23cm, 2018

EUR 32,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Was bedeutet es, wenn biblische Texte wiederholt davon sprechen, Jesus sei "für uns" am Kreuz gestorben? Die Frage nach dem "Opfertod" Jesu spaltet TheologInnen und Gläubige von Anfang an: Die einen sehen darin alles Heil der Erlösung - andere stoßen sich derart daran, dass ihr Glaube ernsthaft in Frage gestellt ist. Doch birgt vielleicht das eigentliche Geschehen rund um Jesu Tod am Kreuz eine ganz andere, viel einfachere Antwort? Urs Jäger ist den Spuren der Opfertheologie im Neuen Testament nachgegangen; ausgehend von einer Rekonstruktion der historischen Begebenheiten bietet er eine überraschende und doch plausible These zu ihren Ursprüngen.

Urs Jäger hat in Zürich und Rom Theologie studiert und in Basel promoviert. Er arbeitet als Gemeindepfarrer in Einsiedeln (Schweiz).
Rezension
Der Tod Jesu wird im Christentum als Opfer- und Erlösungstod gedeutet, insbesondere mit der Formel "gestorben für unsere Sünden". Das ist eine zentrale Ausage der Christologie und der Soteriologie (Lehre von der Errettung/Erlösung). Beim ‚Opfertod‘ Jesu schwingen Glaubensüberzeugungen mit, deren Infragestellung an den Grundfesten des Christentums zu rütteln scheint. Diese Kernaussage neutestamentlicher Schriften, die auf jüdische Sühne- und Sündenbock-Vorstellungen zurückgreift, ist in der gegenwärtigen Dogmatik des christlichen Glaubens (und bei vielen Schülern!) problematisch geworden: Sind wir sündig? Kann ein anderer uns von Sünden erlösen? Bedarf es dazu eines Opfers? Sogar eines Opfertods? Einer solchen »Opfertheologie« stehen heute viele Gläubige skeptisch gegenüber und reagieren mit Unverständnis. Ist das Selbstopfer des Sohnes notwendig, um den Vater zu versöhnen? Gott, der Vater, opfert Jesus, seinen Sohn, damit sein Zorn gegen die Menschen besänftigt werde. Mit der Vorstellung des grenzenlos liebenden Gottes scheint eine solche Annahme unvereinbar. Schüler sagen: Für mich muss der nicht sterben ... oder: Gott ist ganz schön grausam ... Dieser Band aus der Reihe "Judentum und Christentum" eröffnet ein neues Verständnis des historischen Entstehungszusammenhangs.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Judentum und Christentum
Reihe herausgegeben von Stegemann, Ekkehard W.
Die Reihe "Judentum und Christentum" ist dem vielfältigen Themenspektrum gewidmet, das durch die "Zivilisationsgefährtenschaft" von Judentum und Christentum vorgegeben ist. Diese hat nicht nur die beiden Religionen, sondern die Geschichte unserer Kultur überhaupt umfassend geprägt und nahezu alle ihrer Teilbereiche beeinflusst, insbesondere die Philosophie, die Literatur und die Kunst. Die politische, soziale und ökonomische Seite dieser Geschichte kommt in dieser Reihe ebenso zur Sprache wie die damit verbundenen negativen Aspekte der Judenfeindschaft bzw. des Antisemitismus und nicht zuletzt der Schoa. Auch die Geschichte des jüdischen Volkes, des Zionismus und des Staates Israel und seiner Kultur werden thematisiert.
Inhaltsverzeichnis
1. Vorbemerkungen 9

1.1 Warum musste Jesus sterben? 9
1.2 Aspekte der „historischen Jesusfrage“ 11
1.3 Zur Quellenlage 15
Exkursus: Augenzeugen, individuelle und kollektive Erinnerung 17

2. Hingabe, Sühne, Opfer 27

2.1 Vielfalt und Einheit in der Erinnerung 27
2.2 Erzählung und Metapher als Deutungsprozess 29
Exkursus: Der aktuelle Stand der Diskussion zum „Sühneopfertod“ Jesu 32
2.3 Beispiele für Typen antiker Opfermetaphorik 44
2.4 Sühne, Blut und Opfertier im Neuen Testament 52
Exkursus: Zur Bedeutung von „ἱλαστήριον“ in Röm 3,25 53
2.5 Hinter die Opfermetapher zurück weisende Spuren 82
2.5.1 Wonach wir suchen wollen 82
2.5.2 Wo lassen sich Spuren älterer Überlieferungen deutlich erkennen? 83
2.6 Jüdische und hellenistische Verarbeitungsschlüssel 95
2.6.1 Märtyrertod 95
2.6.2 Sterben für die Freunde 103
2.7 Bilanz 109

3. Voraussetzungen für eine Re-Konstruktion der historischen Ereignisse 113

3.1 Messiasvorstellungen zur Zeit Jesu 113
3.1.1 Messianische Erwartungen im Alten Testament 114
3.1.2 Zwischen den Testamenten 115
3.1.3 Der leidende Gerechte 117
3.1.4 Die Frage nach dem Menschensohn 118
3.1.5 Gibt es eine Möglichkeit, das Messiasverständnis Jesu zu definieren? 120
3.2 Die Brisanz der „präpolitischen Heterotopie“ der βασιλεία τοῦ θεοῦ 123
3.3 Analoge Ereignisse zur Zeit des zweiten Tempels 128
3.3.1 Die Einbindung der Hohepriester ins römische Machtsystem 128
3.3.2 Jesus ben Ananias 130
3.3.3 Theudas und „der Ägypter“ 131
3.3.4 Ausserbiblische Zeugnisse über Pilatus 132

4. Die letzten Tage Jesu in Jerusalem 135

4.1 Einleitende Gedanken 135
4.2 Provokation 136
4.2.1 Unterwegs in Galiläa 136
4.2.2 Ankunft in Jerusalem 139
4.2.3 Täglich im Tempel 142
4.3 Gefangennahme 146
4.3.1 Das letzte Mahl 146
4.3.2 Judas, der Verräter? 151
4.3.3 Die Soldaten, Römer oder Juden? 153
4.4 Prozess 156
4.5 Wer, was, warum 161

5. Schlussbemerkungen 173

5.1 Vom Selbstopfer zum Opferkult 173
5.2 Weitere Folgen für das Christentum 177
5.3 Folgen für das Verhältnis zwischen Juden und Christen 178
5.4 Perspektiven 180

Verwendete Literatur 183

Quellen und ihre Übersetzungen 183
Bibeltexte 183
Weitere primäre Quellen 183
Sekundärliteratur 186
Stellenregister 199
Weitere Titel aus der Reihe Judentum und Christentum