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Neuroethik Eine Einführung
Neuroethik
Eine Einführung




Jan-Hendrik Heinrichs

Verlag J. B. Metzler
EAN: 9783476047267 (ISBN: 3-476-04726-1)
222 Seiten, kartoniert, 16 x 24cm, April, 2019

EUR 39,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Von elektrischen Fischen bis zur Magnetstimulation, von rituellen Drogen bis zu Neuro-Enhancern – Versuche, den menschlichen Geist zu manipulieren, gab es seit jeher. Die Neuroethik hat sich entwickelt in Reaktion auf neue Praktiken der mechanischen Manipulation des menschlichen Geistes in Diagnose, Forschung und Therapie. Das Buch bietet eine Gesamtdarstellung der noch jungen Disziplin und führt die Diskussionen der forschungs- und medizinethisch ausgerichteten Ethik in den Neurowissenschaften mit der alltäglichen Ethik zusammen. Mit einem historischen Überblick, Einführungen in die relevanten ethischen Ansätze und umfassenden Darstellungen der Bereiche Labor, Praxis und Alltag.
Rezension
Darf man zur kognitiven Leistungssteigerung sein Gehirn „dopen“? Lassen sich gegen das Neuroen-hancement die Werte Authentizität und Verteilungsgerechtigkeit anbringen? Ist der Konsum von Drogen moralisch verwerflich? Welches sind die Chancen und Risiken der Neurostimulation und der Neuroprothetik? Sind Eingriffe in das Selbstbestimmungsrecht von psychisch Erkrankten legitim? Welche ethischen Herausforderungen stellen sich bei Demenzerkrankungen? Lassen sich neuroethische Probleme mithilfe des Prinziplismus, deontologischer Moralphilosophie oder tugendethischer Ansätze lösen? Ist Neuroethik eine Teildisziplin der Medizinethik, Bioethik oder Technikethik?
Wer Antworten sucht auf diese aktuellen Fragen der Neuroethik, der greife zu dem Buch „Neuroethik. Eine Einführung“ von Jan-Hendrik Heinrichs, erschienen im J.B. Metzler Verlag. Der wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Ethik in den Neurowissenschaften am Forschungszentrum Jülich gibt einen hervorragenden Ein- und Überblick in eine hoch spezialisierte Subdisziplin der Philosophie, die sich zurzeit noch in einem universitären Profilierungs- und Institutionalisierungsprozess befindet. Neuroethik oder auch Ethik in den Neurowissenschaften begreift Heinrichs als ein „kooperatives Projekt“, dessen Fokus gegenüber einer Fixierung auf Zukunftsszenarien „auf der konkreten Praxis und den wirklichen Ergebnissen der Neurowissenschaften und –medizin“ (S. 205) liegt. Die gut verständlich geschriebenen Ausführungen des didaktisch klar gegliederten Buches bestechen durch genaue Kenntnis neuroethischer Diskurse, die auch philosophiehistorisch sinnvoll kontextuiert wer-den. Dabei kann Heinrichs auf seine Erfahrungen als Verfasser neuroethischer Gutachten zurückgrei-fen.
Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik, Religionslehre oder Biologie, die in einzelnen Unterrichts-stunden oder in einem fächerübergreifenden Projekt sich mit Themen der Neuroethik problemorien-tiert auseinandersetzen möchten, können sich mittels des Bandes grundlegendes Orientierungswissen sehr gut aneignen. Die Debatte um das „Hirndoping“ ist beispielsweise Gegenstand der Lehrerausbil-dung. Seit Jahren findet dazu am Studienseminar Tübingen ein fächerübergreifender Bioethiknach-mittag für Referendarinnen und Referendare der Fächer Philosophie, Ethik, evangelische Religion, katholische Religion und Biologie statt (http://seminar-tuebingen.de/,Lde_DE/Startseite/Projekte/BioEthik?QUERYSTRING=Neuroenhancement).
Fazit: Wer sich fachwissenschaftlich fundiert und kompakt über gegenwärtige Debatten, zentrale Po-sitionen und Argumentationen der Neuroethik informieren möchte, um sich ein reflektiertes ethisches Urteil in Problemfragen dieser philosophischen Teildisziplin zu bilden, für den ist Jan-Hendrik Heinrichs` Einführung „Neuroethik“ eine überaus lohnenswerte Anschaffung.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Das Buch bietet eine Gesamtdarstellung der noch relativ jungen Disziplin der Neuroethik. Es führt die derzeit separat geführten Diskussionen der forschungs- und medizinethisch ausgerichteten Ethik in den Neurowissenschaften mit der in professionellen und öffentlichen Diskussionen vernachlässigten alltäglichen Ethik des Umgangs mit Manipulationen des menschlichen Geistes jenseits von medizinischen und Forschungskontexten zusammen. Der Fokus liegt dabei auf den moralischen Implikationen der mechanischen Veränderung des menschlichen Geistes.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort VII
1 Einführung
Seiten 1-7
2 Zur ethischen Theorieperspektive
Seiten 9-35
3 Die Vorgeschichte der Neuroethik. Von Symposien, rituellen Drogen und elektrischen Fischen
Seiten 37-56
4 Ethik im neurowissenschaftlichen Labor
Seiten 57-103
5 Ethik in der psychiatrischen und neurologischen Praxis
Seiten 105-154
6 Neuroethik in der Alltagsmoral jenseits von Labor und Praxis
Seiten 155-201
7 Ausblick
Seiten 203-205
8 Literatur
Seiten 207-220
9 Sachregister
Seiten 221-222