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Moses Mendelssohn
Begründer des modernen Judentums
Ammann
EAN: 9783250105077 (ISBN: 3-250-10507-4)
816 Seiten, hardcover, 16 x 23cm, Juli, 2007
EUR 39,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
"Moses Mendelssohn war ein glücklicher Jude: ist er uns deshalb heute so fern?"
Moses Mendelssohn - der Platon der Deutschen, der Sokrates von Berlin und Reformator der deutschen Juden
Rezension
Jüdische Geschichte wird gegenwärtig im deutschsprachigen Schulunterricht eindimensional auf die Geschichte des Antisemitismus verkürzt. Damit werden jüdische Beitrage für die deutsche Kulturentwicklung vernachlässigt. So wird beispielsweise im Geschichtsunterricht zwar die deutsche Aufklärung behandelt, selten oder gar nicht aber die erste Haskala, die jüdische Aufklärung. Hauptvertreter dieser Richtung war der in Dessau geborene und in Berlin wirkende Denker Moses Mendelssohn (1729-1786). Er unterhielt nicht nur Kontakt zu den geistigen Größen seiner Zeit, zu Johann Wolfgang von Goethe, Immanuel Kant und den Humboldt-Brüdern, sondern er trat auch mit seiner Übersetzung des „Phaidon“ als Platon-Forscher hervor. Deshalb wird der Philosoph auch als der „Platon der Deutschen“ oder als „Sokrates von Berlin“ bezeichnet. In seinen Schriften verbindet Mendelssohn deutsche und jüdische Aufklärungsgedanken, was in der bisherigen Forschung zur Epoche der Aufklärung marginalisiert wurde. Bekanntheit erlangte er durch seinen Essay „Was heißt aufklären?“, der wie Kants „Beantwortung der Frage: ‚Was ist Aufklärung?‘“ 1784 in der Berlinischen Monatsschrift erschien. Mendelssohn unterscheidet in seiner Schrift zwischen verschiedenen Bestimmungen des Menschen, die miteinander in Kollision geraten können.
Näheres zu seinem Aufklärungsbegriff und seinem Leben kann man dem 2007 im „Ammann Verlag“ erschienenen deutschen Übersetzung des Buches „Moses Mendelssohn“ von Dominique Bourel entnehmen. Der mittlerweile an der Sorbonne lehrende Wissenschaftler verfolgt mit seinem opus magnum, für das ihm der „Deutsch-französische Parlamentspreis“ 2005 verliehen wurde, die Intention, „Moses Mendelssohn als zentrale Gestalt und eigentlichen Begründer des modernen Judentums [zu] erweisen.“(S. 10) Auf 577 Textseiten zeigt sich Bourel als ausgezeichneter Kenner der Philosophie und des Lebens Mendelssohns. Das vorliegende Werk, das eine Umarbeitung der Habilitationsschrift Bourels aus dem Jahre 1995 darstellt (S. 19), wird wissenschaftlichen Ansprüchen vollauf gerecht. Die Schriften und der Briefwechsel Mendelssohns werden von dem Wissenschaftler unter Heranziehung des historischen Kontextes, der Aufklärung, der „Besonderheit Preußens“ und der „Eigentümlichkeit der jüdischen Philosophie“(S. 11) präzise interpretiert.
Fazit: Jeder Geschichts- oder Philosophielehrer, der sich in seinem Unterricht fundiert mit der Aufklärung im 18. Jahrhundert auseinandersetzen möchte, wird durch die Lektüre von Bourels Moses Mendelssohns Biographie aus dem „Ammann Verlag“ über die „jüdische Aufklärung“ fundiert „aufgeklärt“.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Es gibt Leben, die allein durch ihre Werke zählen. Das Leben Moses Mendelssohns (1729– 1786) ist ein solches. Sein biographischer Hintergrund ist wenig bekannt. Aus einer armen Familie stammend, wurde er in Berlin rasch wegen seiner Intelligenz und Klugheit berühmt und anerkannt von seinen Zeitgenossen Goethe, Kant, den Gebrüdern Humboldt und natürlich auch von Lessing, der ihm in der Figur Nathans des Weisen ein Denkmal gesetzt hat.
Moses Mendelssohn war Ahnherr einer langen Liste von Aristokraten, Bankiers, Industriellen, Juristen, Offizieren, Politikern, Professoren, von Religionslehrern und nicht zuletzt von einem Komponisten, Felix Mendelssohn. Moses Mendelssohn war Mitbegründer der deutschen und europäischen Aufklärung. Ohne ihn und sein Wirken wäre die erstaunliche Symbiose zwischen Judentum und Deutschen wohl nicht zustande gekommen. Er lebte die Möglichkeit vor, sowohl der deutschen Aufklärung wie der jüdischen Haskala (Aufklärung) wesentliche Impulse zu geben, ohne seiner Herkunft abzuschwören und in die neue Gesellschaft zu konvertieren. Mendelssohn schaffte es, das religiöse Judentum mit dem offenen kritischen Geist zu verbinden.
Diese kenntnisreiche Biographie Moses Mendelssohns, des »Platons der Deutschen« und Begründers des modernen Judentums, der den Eintritt der Juden in die moderne abendländische Philosophie- und Geistesgeschichte markiert, schildert seinen Werdegang zur verehrten oder gehaßten Figur eines Laienkults. Darin stellt er sich permanent die Frage: Wie kann man als Jude in die Tradition der abendländischen, speziell deutschen Philosophie eintreten, ohne zum christlichen Denker zu werden?
Mit leiser Ironie und bestechendem kompetenten Wissen geschrieben, ist dieses Buch eine wahre Freude für jeden ›richtigen respektvollen Leser‹.
DOMINIQUE BOUREL, geboren 1952 in Offenburg, aufgewachsen in Paris, studierte Philosophie und Religionsgeschichte an der Sorbonne sowie in Heidelberg, Mainz und Harvard. Lehrtätigkeit an der Hebräischen Universität Jerusalem und an der Freien Universität Berlin. Verfasser einer Vielzahl von Artikeln über Mendelssohn und die deutsche Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts. Bourel lehrt inzwischen an der Sorbonne. Für seine Mendelssohn-Biographie wurde er mit dem Deutsch-französischen Parlamentspreis 2005 ausgezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Der letzte Moses 9
I. Die Mendelssohn-Legende 23
II. Eine Jugend in Anhalt 51
III. Die Berliner Aufklärung 79
IV. Die Geburt eines deutschen Philosophen 116
V. Die Anerkennung durch die Berliner Akademie 183
VI. Auf dem Höhepunkt des Ruhms: Der „Phädon“ 225
VII. Die Lavater-Affäre 279
VIII. Auf dem Wege zur Emanzipation 319
IX. Die Charta des modernen Judentums 382
X. Die Bibelübersetzung 445
XI. Der Streit um Spinoza 488
Schluß: Die Ehre der Vernunft 563
Anmerkungen 579
Quellen 669
Namensregister 790
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