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Morgen ist er weg
Morgen ist er weg




Do van Ranst

Coppenrath Verlag KG
EAN: 9783815789643 (ISBN: 3-8157-8964-8)
64 Seiten, hardcover, 16 x 24cm, 2008, Übersetzung: Andrea Kluitmann, Illustrationen von Marine Ludin, ab 9 Jahren

EUR 9,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Lena hat es gründlich satt: Die zornigen Worte von Mama, das sture Schweigen von Papa, die schlaflosen Nächte, in denen sie dem Streit ihrer Eltern lauscht. Und dann, an einem Samstagmorgen, am frisch gedeckten Frühstückstisch, sagt Mama etwas, das wie eine Bombe einschlägt: Morgen ist er weg. Lena und ihr kleiner Bruder Stef sind sprachlos. Und obwohl Lena diesen einen Satz beinahe hundertmal im Kopf wiederholt, kann sie ihn trotzdem nicht begreifen. Sollte sie nun traurig sein? Nichts mehr essen? Krokodilstränen weinen? Aber was, wenn Papa ihr gar nicht so richtig fehlen wird?



Trennung – irgendwann berührt dieses Thema jedes Kind, auch wenn nicht die eigene Familie betroffen ist. Diese einfühlsame, leise Geschichte von Do van Ranst, Gewinner des Deutschen Jugendliteraturpreises 2007, erzählt davon, wie schnell sich eine Familie auseinanderleben kann und dass Abschiednehmen immer auch Neuanfang bedeutet.
Rezension
Mutter und Vater der 11jährigen Lena und ihres 7jährigen Bruders streiten sich seit langem. Irgendwie scheint es bereits zum Alltag der Kinder dazuzugehören. Als aber ihre Eltern eines Samstagmorgens am Frühstückstisch verkünden, dass der Vater am nächsten Tag ausziehen wird, scheint die Welt für Lena stillzustehen. Sie bemüht sich in den folgenden Stunden, den Satz „Morgen ist er weg“ zu erfassen, zu begreifen, zu verstehen, ihn in ihr Leben einzusortieren. Sie denkt über „ihn“ nach: wer ist ihr Vater, der stille Naturfotograf, der so wenig sagt und kaum Profil für das Kind zu haben scheint. Sie bemüht sich um Traurigkeit, aber es will ihr nicht recht gelingen. Wird sie ihn vermissen? Welchen Platz hatte er bisher in ihrem Leben und welchen wird er „morgen“ haben? Was bedeutet „weg“ sein? Vielleicht kann er in Zukunft sogar mehr da sein für sie als er es bisher war, als er nachts auf dem Speicher saß und seine Fotografien sortierte?!
Mit schlichten Worten versucht der Autor, sich der kindlichen Seele zu nähern, sie verstehbar zu machen, wenn Eltern sich trennen. Dabei reagiert jedes Kind anders und jedes sucht andere Möglichkeiten der Verarbeitung, der Integration in das eigene Leben – Lena spricht mit ihren Kuscheltieren, ihr Bruder Stef kickt mit dem Fußball. Lena denkt über die Gründe nach, aus denen Erwachsene auseinander gehen und prüft die Begründungen der Erwachsenen.
Ein wunderbares Buch, das die richtigen Worte findet und zum Gespräch anregen kann – in der Familie, in der Kita, Schule und offener Kinder- und Jugendarbeit, Religionsunterricht und Seelsorge.
So ganz nimmt man dem Autor Lenas Alter nicht ab – 11jährige reagieren meist anders, Lenas Denken und Fühlen entspricht eher jüngeren Kindern. Aber das macht gar nichts – dem Vorleser bleibt es überlassen, Alter und Figur zu verändern und jedes Kind wird sich in Lena oder Stef wieder finden können.

Felicitas Richter, lehrerbibliothek.de