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Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten Universale Werte für das 21. Jahrhundert
Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten
Universale Werte für das 21. Jahrhundert




Markus Gabriel

Ullstein
EAN: 9783550081941 (ISBN: 3-550-08194-4)
368 Seiten, hardcover, 13 x 21cm, August, 2020

EUR 22,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Menschheit ist zu moralischem Fortschritt fähig

Die Krise der liberalen Demokratie und die Ausbreitung des Populismus folgen dem Muster einer Selbstabschaffung des Menschen. Die Leugnung verbindlicher werte scheint allgegenwärtig. Doch Markus Gabriel, Deutschlands weltweit bekanntester Gegenwartsphilosoph, macht uns Mut. Er zeigt, warum es nicht verhandelbare, universale Grundwerte gibt, die für alle Menschen gelten und die wir wieder zur Basis unseres Verhaltens machen müssen, um allen ein gutes Leben zu ermöglichen. Ein philosophisches Handbuch, das einen Entwurf der Aufklärung gegen den Wertenihilismus unserer Zeit artikuliert.
Rezension
Bietet die Corona-Krise Chancen für moralischen Fortschritt? Ja, dieses jedenfalls behauptet Markus Gabriel (*1980) in seinem neuen Buch „Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten. Universale Werte für das 21. Jahrhundert“, erschienen bei Ullstein. Neben Julian Nida-Rümelin zählt der Inhaber des Lehrstuhls für Erkenntnistheorie, Philosophie der Neuzeit und der Gegenwart an der Universität Bonn zurzeit zu den Philosophen, deren Reflexionen über die Corona-Pandemie in der Öffentlichkeit Gehör finden. Bekanntheit erlangte Gabriel durch seine Berufung mit 29 Jahren auf einen Philosophielehrstuhl in der Bundesrepublik, seinen öffentlichkeitswirksamen Einsatz für einen „Neuen Realismus“ gegenüber einem grassierenden Konstruktivismus und insbesondere durch seine philosophischen Bestseller wie „Warum es die Welt nicht gibt“(2013) oder „Ich ist nicht Gehirn. Philosophie des Geistes für das 21. Jahrhundert“(2015), die zudem in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Auch sein aktuelles, zuerst im August erschienenes Werk liegt bereits in der fünften Auflage vor.
In ihm deutet er die Corona-Krise als „Wertekrise“, die uns den Spiegel vorhalte. Sie lasse unsere Denkweise, unsere Art des Wirtschaftens und unseren Umgang mit der Umwelt offen zu Tage treten. Gleichzeitig eröffne die Corona-Pandemie Gabriel zufolge die Möglichkeit moralischen Fortschritts. Diesen macht er fest an der Erkenntnis verdeckter moralischer Tatsachen. „Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten“ ist für ihn gebunden an das „Recht aller Menschen auf ethische Ausbildung und Teilhabe an öffentlichen Debatten, die philosophisch und geisteswissenschaftlich auf der Höhe der Zeit sind“(S. 258). Zu dieser philosophischen Aufklärung möchte Gabriel durch sein Buch beitragen, sollen sich doch alle unsere Handlungen an der Idee des moralischen Fortschritts ausrichten. Demnach hätten sich die Zivilgesellschaft, die Wissenschaft, die Politik und die Wirtschaft an dieser obersten Leitidee zu orientieren. Daher kritisiert und widerlegt er mit überzeugenden Argumenten in seinen Reflexionen solche Positionen, die einem moralischen Fortschritt entgegenstehen oder diesen verhindern, nämlich u.a. Wertenihilismus, Kulturrelativismus, Rassismus, Nationalismus und Neoliberalismus. Gabriel plädiert mit guten Gründen für einen moralischen Realismus, für einen Werteuniversalismus, für eine humane Marktwirtschaft, insbesondere für ein Festhalten an der Aufklärungsidee auch im 21. Jahrhundert.
Zur Förderung moralischen Fortschritts hält er auch die Einführung eines für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtenden Schulfachs Philosophie für unabdingbar, in dem sie nämlich folgendes lernen sollen: „die rationale Auseinandersetzung mit den grundlegenden Fragen des menschlichen Lebens“(S. 242). Für Philosophie- und Ethiklehrkräfte enthält Gabriels gut lesbares Werk zahlreiche Passagen, die sich produktiv im Unterricht zur Förderung der ethischen Urteilsbildung der Schülerinnen und Schüler einsetzen lassen.
Fazit: Mit seinem neuen Buch „Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten“ leistet Markus Gabriel einen wichtigen Beitrag zur philosophischen Aufklärung in der Corona-Krise und demonstriert zugleich die Bedeutung der Philosophie als Orientierungsinstanz in schwierigen Zeiten.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten
Markus Gabriel
Universale Werte für das 21. Jahrhundert
Dieses Buch ist ein philosophisches Handbuch, das einen Entwurf der Aufklärung gegen den Wertenihilismus unserer Zeit bietet. Markus Gabriel gibt uns eine neue Antwort auf die Hauptfrage der Philosophie: „Was ist der Mensch?“
Die Krise der liberalen Demokratie und die Ausbreitung des Populismus folgen dem Muster einer Selbstabschaffung des Menschen. Der Diskurs über Künstliche Intelligenz und die hemmungslose Digitalisierung verstärken diese fatale Entwicklung noch. Doch trotz aller gegenwärtigen Rückschläge: Die Menschheit ist zu moralischem Fortschritt fähig. In seinem engagierten Buch zeigt Markus Gabriel, Deutschlands weltweit bekanntester Gegenwartsphilosoph, warum es nicht verhandelbare, universale Grundwerte gibt, die für alle Menschen gelten. Er zeigt: Wir bedürfen dringend eines innovativen Konzepts der Kooperation von Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, um ein Gesellschaftssystem zu entwerfen, das auf moralischen Fortschritt zielt.
"Einer der wichtigsten deutschen Philosophen der Gegenwart" Süddeutsche Zeitung
Hardcover
€ 22,00 [D] € 22,70 [A]»
Ullstein Hardcover
Hardcover mit Schutzumschlag
368 Seiten
ISBN: 9783550081941
Erschienen: 03.08.2020

Inhaltsverzeichnis
Einleitung 9
Erstes Kapitel: Was Werte sind und
warum sie universal sind 33
The Good, the Bad and the Neutral - Moralische Grundregeln 41 •
Moralische Tatsachen 46 • Grenzen der Meinungsfreiheit - Wie
tolerant ist die Demokratie? 49 • Moral geht vor Mehrheit 54 •
Kulturrelativismus - Das Recht des Stärkeren 56 • Boghossian und
die Taliban 62 • Es gibt keine jüdisch-christlichen Werte - Und
warum der Islam offensichtlich zu Deutschland gehört 66 • Nordkorea und die Nazi-Maschine 74 • Wertepluralismus und Wertenihilismus 78 • Nietzsches scheußliche Verwirrung(en) 86
Zweites Kapitel: Warum es moralische Tatsachen,
aber keine ethischen Dilemmata gibt 95
Universalismus ist kein Eurozentrismus 101 • Altersdiskriminierung gegen Kinder und andere moralische Defizite des Alltagslebens 108 • Moralische Spannung 112 • Fehleranfälligkeit, ein
fiktiver Messias und der Unsinn postmoderner Beliebigkeit 116 •
Moralische Gefühle 130 • Ärzte, Patienten, indische Polizisten 136 •
Der Kategorische Imperativ als sozialer Klebstoff 144 • »H?« -
Widersprich dir nicht! 148 • Moralische Selbstverständlichkeiten
und das Beschreibungsproblem der Ethik 154 • Warum die Bundeskanzlerin nicht der Führer ist 162 • Das Jüngste Gericht - Oder:
Wie wir moralische Tatsachen erkennen können 165 • Mit und
ohne Gott im Reich der Zwecke 170 • Kinder sclagen war noch nie gut, auch nicht 1880 181
Drittes Kapitel: Soziale Identität-Warum Rassismus,
Xenophobie und Misogynie böse sind 185
Habitus und Stereotype - Alle Ressourcen sind knapp 186 • Den
Schleier der Dehumanisierung lüften - Von der Identität zur Differenzpolitik 197 • Corona - Die Wirklichkeit schlägt zurück 207 •
Thüringen einmal anders - In Jena wird der Rassismus widerlegt
213 • Der Wert der Wahrheit (ohne Spiegelkabinett) 222 • Stereotype, der Brexit und der deutsche Nationalismus 230 • Die Wirksamkeit geglaubter Gemeinschaften 233 • Die Gesellschaft des
Populismus 237 • Die Widersprüche linker Identitätspolitik 244 •
Jeder ist der andere - Von der Identitäts- zur Differenzpolitik (und
darüber hinaus) 249 • Indifferenzpolitik - Unterwegs zur Farbenblindheit 258
Viertes Kapitel: Moralischer Fortschritt
im 21. Jahrhundert 265
Sklaverei und Sarrazin 271 • (Angeblich) Verschiedene Menschenbilder rechtfertigen gar nichts, schon gar nicht die Sklaverei 275
• Moralischer Fortschritt und Rückschritt in Zeiten von Corona
280 • Grenzen des Ökonomismus 293 • Der biologische Universalismus und die virale Pandemie 306 • Für eine metaphysische
Pandemie 309 • Moral *• Altruismus 312 • Der Mensch - Wer wir
sind und wer wir sein wollen 321 • Ethik für alle 329
Epilog 343
Glossar 345 • Anmerkungen 349 • Personenregister 368