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Mörder, Maler und Mäzene Piero della Francescas ”Geißelung” - Eine kunsthistorische Kriminalgeschichte
Mörder, Maler und Mäzene
Piero della Francescas ”Geißelung” - Eine kunsthistorische Kriminalgeschichte








Bernd Roeck

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406550355 (ISBN: 3-406-55035-5)
256 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 13 x 22cm, Januar, 2007, 74 Abb.

EUR 19,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Dieses reich illustrierte Buch erzählt die Geschichte eines der berühmtesten Gemälde der italienischen Renaissance, der "Geißelung" Piero della Francescas. Der Autor zeigt, daß das Bild eine verschlüsselte Mordanklage enthält, eine Anspielung auf den Mord an Oddantonio da Montefeltro, dem ersten Herzog von Urbino. Er macht sich auf die Suche nach dem Täter und nach dem Auftraggeber von Pieros Meisterwerk.
Rezension
Piero della Francesca (1416/17-1492) war einer der bedeutendsten Maler Umbriens, der die Kunstgeschichte stark beeinflusste. Er verbrachte viele Jahre in Florenz und wurde von der Atmosphäre des Humanismus, den Perspektivstudien Uccellos und den Fresken Masaccios wesentlich geprägt. Kunsthistorische Bedeutung erlangten seine Fresken in der Kirche San Francesco in Arezzo. Die Zentralperspektive wird bei Piero della Francesca zur Darstellungsform erhoben, die Natur wird zurückgeführt auf die bleibenden und unveränderlichen Formen der Geometrie und die Gesetze der Arithmetik. Deshalb gilt Piero della Francesca auch als der Mathematiker der Kunst.
Über das Leben des Malers ist wenig bekannt, die Chronologie seiner Werke ist vielfach unsicher und nicht eindeutig festlegbar. Dies gilt auch für die Deutung seiner Sujets. Piero della Francesca hat sich eine vollkommene Autonomie seines Lebens und seiner Gedanken bewahrt und die Rolle des Hofmalers strikt abgelehnt.
Im 20. Jahrhundert wird Piero della Francesca von Künstlern und Kunsthistorikern der klassischen Moderne wiederentdeckt. Beeindruckt von der klaren mathematischen Komposition seiner Werke erkennen sie hinter der scheinbar naiven Darstellung christlicher Ikonographie verschlüsselte politische Botschaften. Dieses profane Moment seiner Kunst ist bei Piero della Francesca von besonderer Raffinesse. Hierin drückt sich sein pragmatischer Umgang mit Religion als Machtinstrument aus, wie er von Kirchenführern und Fürsten praktiziert wurde.
Der Schweizer Kunsthistoriker Bernd Roeck macht eines der bekanntesten und geheimnisvollsten Frührenaissance-Bilder von Piero della Francesca - „Die Geißelung Christi“ - zum Untersuchungsgegenstand seiner Kriminalgeschichte „Mörder, Maler und Mäzene“. Das Gemälde besitzt zwei Handlungsorte: Auf einer städtischen Piazza diskutieren drei vornehm gekleidete Männer, einer wendet seinen Blick in Richtung der eigentlichen Hauptszene, wo in einem palastartigen Innenraum die Geißlung Christi stattfindet. Hierauf wollte der Maler die Aufmerksamkeit des Betrachters lenken. Die Geißelung Christi entzieht sich einer eindeutigen Interpretation. Wer sind die drei Personen im Bildvordergrund, die das religiöse Sujet in den Hintergrund drängen? Handelt es sich um eine Auftragsarbeit aus Urbino? Ist es möglicherweise ein Geschenk der Malatesta? Verbirgt sich hinter diesem Bild eine Beschwörung einer Bluttat oder eine Aufforderung zu einem Kreuzzug gegen die Türken? Mehr als vierzig Lesarten wurden bisher versucht. Als sicher gilt lediglich der Mangel an stichhaltigen Dokumenten hinsichtlich seiner Provenienz, der Auftraggeberschaft sowie der zeitlichen Entstehung. Dies macht die Ambiguität des Werkes und zugleich auch seine Faszination bis in die Gegenwart aus.
Gestützt auf bisher unbeachtete Quellen entdeckt Bernd Roeck auf dem Bild eine verschlüsselte Mordanklage. Seine Hauptthese lautet: Hinter der kryptischen Ikonographie der ‚Flagellazione’ verbirgt sich ein Drama, das sich vor über fünfhundert Jahren abgespielt hat. In seiner detektivischen Arbeit geht es „um Verschwörungen, um Mord und Krieg, um Blutrache, um Flucht und Exil.“ Der bekannte Fürst und Kunstmäzen Federico da Montefeltro von Urbino kam unrechtmäßig an die Macht. Der rechtmäßige Erbe des Fürstentums, der jüngere Halbbruder Federicos, Oddantonio da Montefeltro, wurde unter dubiosen Umständen ermordet und sein Leichnam geschändet. Auf der Suche nach dem Täter sowie dem Auftraggeber spürt der Autor der Geschichte des Opfers nach und vermittelt anschaulich ein differenziertes Bild der Renaissance. Kenntnisreich erzählt er von der Kultur der Höfe, den Bauten, Bildern und Manuskripten und beleuchtet auch die dunkle Seite dieser Epoche. Im Zentrum dieses faszinierenden Panoramas der Renaissance steht jedoch der Maler dieses Bildes, Piero della Francesca.
Bernd Roeck kommt in der Aufklärung des Kriminalfalles zu einem eindeutigen Resultat sowie zu einer lebendigen Gesamtdeutung des Kunstwerks. Zugleich weist er im Epilog auf die Grenzen seiner Argumentation hin und räumt ein, dass seine Deutung nur eine von vielen möglichen ist.
„Mörder, Maler und Mäzene“ ist eine spannende Kriminalgeschichte, die sich an ein breites Publikum richtet. Sie verzichtet auf einen wissenschaftlichen Apparat, fügt jedoch eine umfangreiche Auswahlbibliografie und ein ausführliches Personenregister an. Es ist ein ansprechend gestaltetes Buch mit 74, überwiegend farbigen Abbildungen, die nicht nur der bloßen Illustration dienen, sondern vielfach wichtige inhaltliche Bedeutung haben. Es ist durchaus nicht nur Schüler/innen eines Kunstleistungskurses zu empfehlen, sondern hat seinen berechtigten Ort auch im Deutsch-, Geschichts- und Religionsunterricht.

G. Maschke/ www.lbib.de

Verlagsinfo
„Wieviel Blut und Grausen ist auf dem Grund aller ‚guten Dinge’!“
Friedrich Nietzsche

Dieses reich illustrierte Buch erzählt die Geschichte eines der berühmtesten Gemälde der italienischen Renaissance, der „Geißelung“ Piero della Francescas. Der Autor zeigt, daß das Bild eine verschlüsselte Mordanklage enthält, eine Anspielung auf den Mord an Oddantonio da Montefeltro, dem ersten Herzog von Urbino. Er macht sich auf die Suche nach dem Täter und nach dem Auftraggeber von Pieros Meisterwerk. Dieses Buch sucht die geheimnisumwitterte Geschichte des berühmten Gemäldes der Renaissance, die „Geißelung“ von Piero della Francesca, zu entschlüsseln. Gestützt auf bisher unbeachtete Quellen zeigt der Autor, daß das Bild eine kunstvoll versteckte Mordanklage enthält: Anspielungen auf ein Attentat, dem im Juli 1444 der junge Herzog von Urbino, Oddantonio da Montefeltro, zum Opfer fiel.

Bernd Roeck macht sich auf die Suche nach dem Täter, er fahndet nach dem Auftraggeber, spürt der Geschichte des Opfers nach. Er führt uns in die Welt der italienischen Renaissance, berichtet von der Kultur der Höfe, den prächtigen Bauten, Bildern und Manuskripten. Er beschreibt aber auch die dunkle Seite der Epoche, die Verschwörungen, Intrigen und Morde jener Zeit. Im Zentrum dieses faszinierenden Panoramas der Renaissance steht jedoch der Maler des Bildes, den ein Zeitgenosse als „Monarchen der Malkunst“ rühmte: Piero della Francesca aus Borgo Sansepolcro.

„(…) das Buch liest sich nicht nur gut, es bietet einen ganzen Reigen spannender Geschichten rund um dieses nur rund 68 mal 91 Zentimeter messende Bild.“
Barbara Basting, Tagesanzeiger, 22. Dezember 2006

„Wer Geschmack an solchen Rätseln hat, wird dieses Meisterstück historischer Detektivarbeit natürlich selber lesen und sich dabei an der Ausstattung des reich illustrierten Buches erfreuen. (…) wer davon überzeugt ist, dass die Geschichte nicht im dürren Gerüst positiver Fakten aufgeht, dem wird dieses kluge, spannende Buch große Freude machen.“
Christian Jostmann, Süddeutsche Zeitung, 4. Dezember 2006

„Was Roeck über das unendlich oft reproduzierte und interpretierte Gemälde neu herausgefunden hat und wie er seine Erkenntnisse präsentiert, ist spannende Ideen-, Kunst- und Zeitgeschichte und außerdem ein großes Lesevergnügen. (…) Ein veritabler Krimi.“
Stefan Koldehoff, Literaturen, Dezember 2006

„Der Reiz der fünfzehn Kapitel liegt nicht nur im Ergebnis, der Deutung des Bildes, sondern darin, dass der Leser teilhaben kann an einer Suche, die, kriminalistisch eben, von konkreten Fragen ausgeht und sich von Theorien nicht eingehen lässt. Sprachlich unbeschwert-gewandt und sachlich pointiert gleicht jedes der kurzen Unterkapitel einer Miniatur. (…) Man möchte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Das liegt nicht nur an der schönen Gestaltung und der detektivischen Suche nach Bildgegenstand, Auftraggeber und Datierung, sondern an der feinen Kleinarbeit des Abwägens von Bilddetails, biografischen Möglichkeiten, politischen Verwicklungen. Doch unerbittlich erinnert der Autor im Epilog daran, dass seine Geschichte nur eine von vielen möglichen ist.“
Caroline Schnyder, Neue Zürcher Zeitung, 22. November 2006

„Wie Roeck seine auf den ersten Blick verwegen anmutende These begründet, ist so fesselnd wie plausibel. Zoll für zoll analysiert er – mit enormem Hintergrundwissen, aber auch mit detektivischen Spürsinn – Pieros Bild und liest es als sowohl als Kunstwerk wie als historisches Zeugnis. (…) ein so gründlicher wie origineller Beitrag zur kulturgeschichtlichen Erforschung der Renaissance.“
Manfred Papst, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, 5. November 2006

„Die Attentäter kommen in einer Julinacht des Jahres 1444. Sie brechen in die Privaträume des jungen Oddantonio da Montefeltro ein, der seit einem Jahr Urbino beherrscht. Am Morgen liegt seine Leiche geschändet vor dem Palast – und der Halbbruder Federico wird neuer Herzog. Diese finstere Geschichte verbirgt sich in einem der rätselhaftesten Gemälde von Piero della Francesca, der „Geißelung“. Was Kunsthistoriker schon früh vermuteten, kann Bernd Roeck, Geschichtsprofessor in Zürich und Renaissance-Experte von Format, nun beweisen. Detektivisch lässt er Bild-Indizien sprechen, vom thronenden Pilatus im Hintergrund bis zu kleinsten Architekturdetails. Am Ende kennt der Leser Licht- und Schattenseiten des Zeitalters, das die Nachwelt verklärend Humanismus nannte. Und er hat miterlebt, wie packend präzise verständliche Forschung sein kann: Ein besseres Plädoyer für die Kulturwissenschaften als diese faszinierende Spurensuche ließe sich kaum denken.“
Johannes Saltzwedel, Kultur-Spiegel, 30. Oktober 2006

„Ein kunstgeschichtlicher Kriminalfall gelöst: Bernd Roecks sensationelle Deutung von Pierro della Francescas Bild „Geißelung“.
(…) Wenn es derzeit einen Gelehrten gibt, in dessen Adern das Blut eines Morelli oder Sherlock Holmes zirkuliert, dann ist dies Bernd Roeck. Schon der Titel seines Buches über Piero della Francesca verheißt einen historischen Kriminalroman – er verspricht den Lesern nicht zuviel. (…) Es macht den Reiz von Roecks Neulektüre aus, wie selbstverständlich er nahezu sämtliche Lesarten vom Tisch wischt und eine andere Deutung der „Geißelung“ vorstellt. Roecks Überzeugung, die man als Sensation bezeichnen muss. (…) Nun handelt es sich bei Bernd Roeck nicht um irgendwen, sondern um einen der profiliertesten und genialsten Historiker seiner Generation. (…) Mit staunenswerter Materialfülle kann Roeck seine Sicht plausibel machen. (…)Wie es sich für einen zünftigen Krimi gehört, müssen die Leser Indiz für Indiz, Spur für Spur die Ermittlung mitverfolgen. Zusätzlich zur sprachlich klaren, stellenweise poetischen Darstellungsweise, aus der eine ungemeine Vertrautheit des Autors mit der Lebenswelt der italienischen Renaissance spricht (…).“
Dirk Schümer, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. Oktober 2006

"Glänzend."
Wilhlem Trapp, Die Zeit, 28. September 2006
Inhaltsverzeichnis
I Ein mythisches Meisterwerk 9
1. Das Rätsel um die «Geißelung» 10
2. Ein Mordsbild 11

II Herzog Oddantonios Glück und Ende 15
1. Die Miniatur des Erzherzogs 16
2. Pilatus: Ein Kaiser aus Byzanz 19?
3. Im Gralstempel 21
4. Mord um Mitternacht 24

III Die Goldene Legende und der Brudermörder 27
1. Pilatus 28
2. Kain 30
3. Identität eines Mörders 34

IV Die zwei Welten der «Geißelung» 37
1. Zeitbruch 38
2. Pieros Archäologie 39
3. Alte Hüte 41
4. Epochenaugen 44
5. Ein Hymnus auf die Dynastie 46
6. Analogien 50
7. Das geknackte Straußenei 52
8. Pieros Schweigen 53

V Die «Rimini- Connection» 55
1. Ein Bild für Urbino? 56
2. Blutiger Karneval 57
3. Exilanten 58
4. Das Zeichen der Rose 60

VI Judas, Ruben und ein Fürstensohn 63
1. Das Geheimnis des Bärtigen 64
2. Judas, Ödipus: noch ein Brudermörder 65
3. In Rubens Garten 67
4. Ein Kind der Gunst 71
5. Die sprechende Distel 74
6. Der Schneider der Muttergottes 76
7. Apotheose eines Helden 77
8. Ein gewaltiges Feuer 79

VII Piero selbst? 81
1. Der unsichtbare Dritte 82
2. «Piero-Typen»? 84
3. Der Wiedergänger 86
4. Der dreifache Piero 89

VIII Herrscher über Raum und Zeit 93
1. Das Licht des Nordens 94
2. Rimini, 1451 95
3. Der Humanist und der Maler 97
4. Quid tum? 97
5. Albertis Zauberstab 100
6. Noblesse und Pracht: Das «humanistische Ornament» 101
7. Das Salz der Kunst 102
8. Jagd auf ein Phantom 107
9. Schneckenplage 110
10. Pieros Palmetten 111

IX In der Mitte der Welt 113
1. Das Grab des Kanzlers 114
2. Florentiner Impressionen 116
3. Die Pforten der Basilika 117
4. Der Palast des Grauens 119
5. Magischer Marmor 121

X Colonna, Colonna! 123
1. Die Säule der Colonna 124
2. Papst Martins Neffe 125
3. Der Kardinal und die Mädchen 127
4. Vendetta 129
5. Archäologische Träume 131
6. Fischmenschen 134
7. Drei Nackte in Prosperos Garten 138

XI Entstehung eines Meisterwerks 141
1. «Giottos» Geißelung 142
2. Pieros Skizzenbuch 144
3. Die süße Kunst der Freskomalerei 145
4. Eidotter, Öl und ein Mantel aus Drachenblut 146
5. Rubens graue Haare 148
6. Stille und Streß 150
7. Die Kraft der Linien 151
8. Der König der Malkunst 155

XII Der Untergang der Malatesta- Signorie 157
1. Die heilige Giftmischerin 158
2. Der Tag von Belfiore 162
3. An der Seite des Desperados 163
4. Ein römisches Autodafé 165
5. Malatestas Ende 169

XIII In Judas’ Diensten 173
1. Fahnenbilder 174
2. Fahnenwechsel 178
3. Der Palast des Pilatus 181

XIV Aufbruch nach Kythera 183
1. Die Ewigkeit der Bilder 184
2. Ein Sonnengott aus Gold? 185
3. Der Sohn des Priamos 186
4. Paris’ Apfel… 188
5. …und der Traum des Scipio 189
6. Ist ein Apfel ein Apfel? 193

XV Borgo Sansepolcro, 1680 195
1. Der Name des Vaters 196
2. Die Gemälde des Dr. Ducci 197
3. Der Bilderjäger 200
4. Luca Signorellis «Geißelung» 203

Epilog: Fluchtpunkt Santa Scolastica 205

Anhang 209

Anmerkungen 210
Bildnachweis 232
Quellen und Literatur 233
Personen- und Ortsregister 248
Dank 255