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Metakritik zur Kritik der reinen Vernunft
Metakritik zur Kritik der reinen Vernunft




Johann Gottfried Herder

Meiner Hamburg
EAN: 9783787342358 (ISBN: 3-7873-4235-4)
338 Seiten, hardcover, 13 x 19cm, September, 2022

EUR 68,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Johann Gottfried Herder hat 1799, achtzehn Jahre nach dem Erscheinen der »Kritik der reinen Vernunft«, eine umfangreiche und scharfe Kritik von Kants theoretischem Hauptwerk verfasst. Sie stellt zugleich eine reiche Stellungnahme zu seinem eigenen Denken dar und weist ihn als eigenständigen Metaphysiker und Erkenntnistheoretiker aus.

Herder, der zeit seines Lebens Kant als Lehrer rühmte, stand dessen »kopernikanischer Wende« mit tiefer Skepsis gegenüber. Er sah im vorkritischen Kant den besseren Philosophen und lehnte Kants kritische Transzendentalphilosophie mit ihrer geltungstheoretischen Bevorzugung des Subjekts ab. In vielem geht Herder aber über Kant hinaus und erscheint heute überraschend modern, so in der Verknüpfung von Erkenntnis- und Sprachtheorie, des geschichtlichen und interkulturellen Denkens mit metaphysischem, wertuniversalistischem Denken und in der Kritik der mechanistischen Naturwissenschaft und subjektzentrischen Philosophie der Neuzeit. Wenige haben eine so entschlossene und scharfe Analyse von Kants Theoremen durchgeführt wie er.
Rezension
Immanuel Kants „Kritik der reinen Vernunft“, erschienen 1787 und publiziert überarbeitet in zweiter Auflage 1787, gilt als eines der wichtigsten Werke der Philosophiegeschichte. Mit ihm proklamierte der Königsberger Philosoph die „kopernikanische Wende“ in der Erkenntnistheorie. Zentrale Begriffe seiner Transzendentalphilosophie sind u.a. Ding an sich, apriori, aposteriori, die Anschauungsformen Raum und Zeit, transzendentale Ästhetik und transzendentale Dialektik. An Kants Philosophie arbeiteten sich die Vertreter des deutschen Idealismus ab, zum Beispiel Schelling, Hegel, Fichte. Die ausführlichste und luzideste Kritik an Kants theoretischer Kritik legte 1799 ein ehemaliger Schüler des Philosophen vor, nämlich Johann Gottfried Herder (1744-1803) mit seiner Abhandlung „Metakritik zur Kritik der reinen Vernunft“.
Der in Riga wirkende Theologe und Philosoph der Aufklärung erlangte Bekanntheit durch seine Schriften „Über den Ursprung der Sprache“(1771), „Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit“(1774) und sein Hauptwerk „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“(1784-91). Zurzeit erfährt der Kulturanthropologe, Sprach-, Bildungs- und Geschichtsphilosoph in den Wissenschaften eine Renaissance. Umso verdienstvoller ist es daher, dass nun auch sein erkenntnistheoretisches Hauptwerk veröffentlicht als eigenständige Monographie vorliegt. Erschienen ist es im Felix Meiner Verlag, herausgegeben wird es von Martin Bojda und Holger Gutschmidt. Sie liefern zudem eine hervorragende Einleitung in Herders Philosophie und seine „Metakritik“.
Dieses philosophische Werk Herders demonstriert, dass er auch als Erkenntnistheoretiker und Metaphysiker zu würdigen ist. Insbesondere seine Ausführungen über das Verhältnis von Verstand und Erfahrung sowie von Sprache besitzen gegenwärtig noch Aktualität. Herder gründet seine Philosophie auf das Sein, das Leben der Menschen. Raum und Zeit gelten ihm im Unterschied zu Kant nicht als abstrakte Anschauungsformen, sondern als reale Gegebenheiten. Herder entwickelt in Absetzung zu Kant eine ontologische Kategorienlehre. Verstehen wird für Herder zum Modus der Welterschließung. Aufgrund der Berücksichtigung der Historizität und Kulturalität des Menschen kann es für Herder nur relative Allgemeinheiten und nicht wie bei Kant universelle Allgemeinheiten geben. Die Lektüre der „Metakritik“ unterstützt Leser:innen im Verständnis von Kants Hauptthesen seiner kritischen Philosophie und gibt zugleich einen Einblick in die Grundgedanken von Herders Philosophie. Philosophie-Lehrkräfte motiviert Herders tiefsinnige Kritik der „Kritik der reinen Vernunft“, sich im Unterricht problemorientiert mit Kants Transzendentalphilosophie und deren Rezeption auseinanderzusetzen.
Fazit: Die Ausgabe von Johann Gottfried Herders „Metakritik zur Kritik der reinen Vernunft“ schließt eine wichtige Lücke in der Edition zentraler philosophiegeschichtlicher Werke und unterstreicht die Aktualität seines Philosophierens.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Johann Gottfried Herder hat 1799, achtzehn Jahre nach dem Erscheinen der »Kritik der reinen Vernunft«, eine umfangreiche und scharfe Kritik von Kants theoretischem Hauptwerk verfasst. Sie stellt zugleich eine reiche Stellungnahme zu seinem eigenen Denken dar und weist ihn als eigenständigen Metaphysiker und Erkenntnistheoretiker aus.
Herder, der zeit seines Lebens Kant als Lehrer rühmte, stand dessen »kopernikanischer Wende« mit tiefer Skepsis gegenüber. Er sah im vorkritischen Kant den besseren Philosophen und lehnte Kants kritische Transzendentalphilosophie mit ihrer geltungstheoretischen Bevorzugung des Subjekts ab. In vielem geht Herder aber über Kant hinaus und erscheint heute überraschend modern, so in der Verknüpfung von Erkenntnis- und Sprachtheorie, des geschichtlichen und interkulturellen Denkens mit metaphysischem, wertuniversalistischem Denken und in der Kritik der mechanistischen Naturwissenschaft und subjektzentrischen Philosophie der Neuzeit. Wenige haben eine so entschlossene und scharfe Analyse von Kants Theoremen durchgeführt wie er.
Herders »Metakritik« erntete in ihrer Zeit nur wenig Aufmerksamkeit und eher verständnislose Kritik, für die Ausgestaltung der Systeme des deutschen Idealismus und die Philosophiegeschichte des 19. wie 20. Jahrhunderts blieb sie weitgehend folgenlos. Mehr als andere bedeutende Denker der Geistesgeschichte leidet das Bild Herders bis heute unter zahlreichen Stereotypen. Sein Werk erfreut sich inzwischen aber einer zunehmenden Aufmerksamkeit. Er wird nicht mehr »nur« als Geschichts-, Sprach- oder Kulturphilosoph wahrgenommen, sondern auch als bedeutender Erkenntnistheoretiker und Metaphysiker.
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung VII
Einleitung XI
1. Philosophie der deutschen Aufklärung XI
2. Herder und Kant als Akteure der deutschen Aufklärungsphilosophie XIX
3. Herders Philosophie XXIII
4. Herders Metakritik – Zentrale Themen und Thesen XXXIV
5. (Frühe) Rezeption der Metakritik LXIV
6. Zu dieser Ausgabe LXXIII
7. Auswahlliteratur zu Herders Philosophie, unter besonderer Berücksichtigung seiner Kant-Diskussion LXXIV
Johann Gottfried Herder: Metakritik zur Kritik der reinen Vernunft 1
Verstand und Erfahrung 3
[Vorrede] 5
Inhalt des ersten Teils der Metakritik 15
1. Titel und Einleitung 19
2. Metakritik der sogenannten Transzendental-Ästhetik 45
3. Metakritik der sogenannten Transzendental-Analytik 73
4. Vom Schematismus reiner Verstandesbegriffe 112
5. Metakritik des Systems aller Grundsätze des reinen Verstandes 128
6. Vom Idealismus und Realismus 147
7. Vom Dinge an sich, neben und hinter aller Erscheinung 166
Vernunft und Sprache 189
Inhalt des zweiten Teils der Metakritik 191
8. Metakritik der transzendentalen Dialektik 195
9. Von Paralogismen der reinen Vernunft 213
10. Von Antinomien der Vernunft 220
11. Vom Ideal der Vernunft 229
12. Vom regulativen Gebrauch der Vernunft 237
13. Vom Disziplinieren der reinen Vernunft 258
14. Vom Kanon der Vernunft. Imgleichen vom Meinen, Wissen und Glauben. Und von der Sphäre menschlicher Erkenntniskräfte 275
15. Verfehlte Kritik der reinen Vernunft 298
Zugabe. Neueste Nachricht von einer kritischen Fakultät der reinen Vernunft 319
Personenregister 337