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Merkur Heftt 908, Januar 2025, 79. Jahrgang
Merkur Heftt 908, Januar 2025, 79. Jahrgang



Klett-Cotta
EAN: 9783608976939 (ISBN: 3-608-97693-0)
104 Seiten, kartoniert, 15 x 24cm, Januar, 2025

EUR 15,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
ESSAY Die „Große Enzyklopädie der Vögel kennt unter anderem: den Wertarfeigenpirol; die Rußwürgerkrähe; den Braunbauchschlaubenvogel; den Waglertrupial; den Burumistelfresser; den Kathalabrillenvogel; den Maskarenenparadiesschnäpper; und 9993 andere. (S. 5)

KRITIK Das Nichtssagen der Theologie macht akut, was schon lange schwärt: Ihre Möglichkeiten reichen nicht mehr hin. (S. 57)

MARGINALIEN Der Grat zwischen distanzierter Ironie und dem plumpen Nachahmen eines im besten Fall unterkomplexen Führungsparadigmas ist schmal. (S. 71)
Rezension
Seit 1947 erscheint jeden Monat der „Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken“. Wie der Namen des wissenschaftlichen Organs aus dem Verlag Klett-Cotta anzeigt, zielen seine Beiträge darauf ab, Kritik an aktuellen gesellschaftlichen, politischen, pädagogischen und philosophischen Trends anzumelden und diese Entwicklungen einer genauen Prüfung zu unterziehen. Gegenüber unkritischer Fortschrittsgläubigkeit einerseits und dem Traum von rückwärtsgewandten Utopien andererseits zeichnet sich kritisches Denken aus durch das Festhalten an dem Projekt Aufklärung, durch den Versuch in einer zunehmend unübersichtlichen Zeit Denkrichtungen zur lebensweltlichen Orientierung zu geben und intellektuelle Debatten anzustoßen. Der 104 Seiten umfassende „Merkur“ ist die einzige noch verbliebene deutschsprachige Zeitschrift des guten Essays, die auch in den Bahnhofsbuchhandlungen erhältlich ist.
Die Kulturzeitschrift, herausgegeben von Christian Demand und Ekkehard Knörer, besitzt einen dreiteiligen Aufbau: auf drei oder vier Essays folgen zwei bis drei Beiträge der Rubrik „Kritik“ - Philosophie-, Rechts-, Europa-, Politik-, Geschichts- Literatur-, Theater-, Musik- und Popkolumne -, sodann drei bis sechs kürzere Beiträge der Rubrik „Marginalien“. Vertreten sind im „Merkur“ neben Essays, Kommentaren und längeren Rezensionen auch Prosa-Texte. Außerdem sollen sich die einzelnen Beiträge des Essay-Organs durch sprachliche Eleganz und gutes „Cognitainment“(Han) auszeichnen.
Die Januar-Ausgabe des „Merkur“ wird seinen intellektuellen und sprachlichen Ansprüchen vollauf gerecht. Die Beiträge decken ein breites thematisches Spektrum ab. So lädt Burkhard Müller alle ein, den Berliner Zoo zu besuchen, Moritz Rudolph meint Anzeichen für einen „neuen Typus Mensch“ zu entdecken, Fintan O`Toole liefert fundierte Erklärungen für „Trumps Wiederkehr“, Paola Lopez beleuchtet die Arbeitsweise von generativen KI-Modellen und Jens Soentgen widmet sich dem Thema „Baum und Zeit“. Für Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik, Politik, Theologie und Biologie bietet das Januar-Heft genügend Themen, die es verdienen mit Schüler:innen in einem problemorientierten Unterricht diskutiert zu werden.
Fazit: Wer sich mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen kritisch auseinandersetzen, sich dabei guter Argumente bedienen, außerdem intellektuell angeregt werden und seinen Horizont erweitern möchte, dem sei die Januar-Ausgabe des „Merkur“ unbedingt zur Lektüre empfohlen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Tiere aller Arten lässt Burkhard Müller beim empathischen Gang durch den Berliner Zoologischen Garten Revue passieren. In ihrer KI-Kolumne erklärt Paola Lopez, was von den Wahrheitsansprüchen der LLM-Chatbot-Betreiber zu halten ist: wenig. Und Anke Stelling stellt sich als neue Schlusskolumnistin vor – wünschte nur, sie täte es in besserem Zustand.
Tiere aller Arten lässt Burkhard Müller beim empathischen Gang durch den Berliner Zoologischen Garten Revue passieren. Angesichts aktueller Entwicklungen muss man Moritz Rudolphs Sinn für das Kontrafaktische loben: Er stellt den neuen Menschen vor, der Sympathien mit schöner Seele gewinnt. Vom anderen Schlag: Donald Trump, über dessen zweiten Triumph Fintan O‘Toole ernüchtert sinniert.
In ihrer KI-Kolumne erklärt Paola Lopez, was von den Wahrheitsansprüchen der LLM-Chatbot-Betreiber zu halten ist: wenig. Warum die real existierende Theologie zu den Krisen unserer Zeit wenig beitragen kann, erklärt Gunnar Hindrichs in seiner Philosophiekolumne.
Über Risiken und Nebenwirkungen des neuen „Präsidentialismus“ (also stark auf Personen fokussierter Politik) denkt Markus Linden nach. An einen Ort namens Fusse Höll führen Andreas Nentwichs Erinnerungen an die Mutter. Um die Zeit der Bäume geht es in einem Essay von Jens Soentgen, in dem nicht zuletzt Paracelsus zu Wort kommt. Sibylle Severus erzählt von einer Stradivari, genauer gesagt: ihrer Decke. Und Anke Stelling stellt sich als neue Schlusskolumnistin vor – wünschte nur, sie täte es in besserem Zustand.
Inhaltsverzeichnis
ESSAY
Burkhard Müller
Von Tieren und Tafeln.
Ein Besuch im Berliner Zoo 5
Moritz Rudolph
Schöne Seelen 22
Fintan O‘Toole
Trumps Wiederkehr.
Der Sieg der Enthemmung 36

KRITIK
Paola Lopez
KI-Kolumne.
Über die Wahrheitseigenschaft 49
Gunnar Hindrichs
Philosophiekolumne.
Keine Theologie der Krise 57

MARGINALIEN
Markus Linden
Le choix, c’est moi?
Fallstricke des neuen Präsidentialismus 71

Andreas Nentwich
Fusse Höll 79

Jens Soentgen
Baum und Zeit 86

Sibylle Severus
Über die Hochstapelei 94

Anke Stelling
Steigen, sinken, schweben 101
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