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Merkur 2025 Nr. 909 79. Jahrgang, Februar 2025
Merkur 2025 Nr. 909
79. Jahrgang, Februar 2025



Klett-Cotta
EAN: 9783608976946 (ISBN: 3-608-97694-9)
104 Seiten, kartoniert, 15 x 24cm, Februar, 2025

EUR 15,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
ESSAY Ob Desinformationskampagnen oder Drogensucht, Börsen-Crashs oder Bankenkollapse, Seuchen oder Krieg, überall werden Ansteckungsketten mit exponentiell steigendem Schadenspotential diagnostiziert und modelliert, mit dem Ziel, sie so früh wie möglich zu unterbrechen. (S. 5)

KRITIK Wie weit darf der Staat in seinem Bestreben, Antisemitismus in der Gesellschaft, in Kunst, Kultur und Wissenschaft zu bekämpfen, in die Grundrechte von Bürgern, Künstlern, Wissenschaftlern und Kulturschaffenden eingreifen? (S. 61)

MARGINALIEN Es ist schwer, dem Ausland begreiflich zu machen, was für ein entsetzlicher Mensch Trump ist. (S. 96)
Rezension
Seit 1947 erscheint jeden Monat der „Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken“. Wie der Namen des wissenschaftlichen Organs aus dem Verlag Klett-Cotta anzeigt, zielen seine Beiträge darauf ab, Kritik an aktuellen gesellschaftlichen, politischen, pädagogischen und philosophischen Trends anzumelden und diese Entwicklungen einer genauen Prüfung zu unterziehen. Gegenüber unkritischer Fortschrittsgläubigkeit einerseits und dem Traum von „Retrotopien“(Bauman) andererseits zeichnet sich kritisches Denken aus durch das Festhalten an dem Projekt Aufklärung, durch den Versuch in einer zunehmend unübersichtlichen Zeit Denkrichtungen zur lebensweltlichen Orientierung zu geben und intellektuelle Debatten anzustoßen. Der 104 Seiten umfassende „Merkur“ ist die einzige noch verbliebene deutschsprachige Zeitschrift des guten Essays, die auch in den Bahnhofsbuchhandlungen erhältlich ist.
Die Kulturzeitschrift, herausgegeben von Christian Demand und Ekkehard Knörer, besitzt einen dreiteiligen Aufbau: auf drei oder vier Essays folgen zwei bis drei Beiträge der Rubrik „Kritik“ - Philosophie-, Rechts-, Europa-, Politik-, Geschichts- Literatur-, Theater-, Musik- und Popkolumne -, sodann drei bis sechs kürzere Beiträge der Rubrik „Marginalien“. Vertreten sind im „Merkur“ neben Essays, Kommentaren und längeren Rezensionen auch Prosa-Texte. Außerdem sollen sich die einzelnen Beiträge des Essay-Organs durch sprachliche Eleganz und gutes „Cognitainment“(Han) auszeichnen.
Die Februar-Ausgabe des „Merkur“ wird seinen intellektuellen und sprachlichen Ansprüchen vollauf gerecht. Zwei Beiträge beleuchten aus unterschiedlicher Perspektive differenziert die zentralen Antisemitismus-Definitionen: die des „International Holocaust Remembrance Alliance“(IHRA) und die „Jerusalem Definition on Antisemitism“(JDA). Aufschlussreich sind auch die Texte über die Rolle des Ansteckungssyndroms in Krisen, über KI in Filmen oder über das Böckenförde-Diktum. Für Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik, Politik, Geschichte, Bildende Kunst und Literatur bietet das Februar-Heft genügend Themen, die es verdienen, mit Schüler:innen in einem problemorientierten Unterricht diskutiert zu werden.
Fazit: Wer sich mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen kritisch auseinandersetzen, sich dabei guter Argumente bedienen, außerdem intellektuell angeregt werden und seinen Horizont erweitern möchte, dem sei die Februar-Ausgabe des „Merkur“ unbedingt zur Anschaffung empfohlen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Sandra Fluhrer gibt einen Überblick über aktuelle Bücher und Diskussionen zum Thema Landwirtschaft und Agrarwesen. Stefan Hirschauer sieht die nun verabschiedete Antisemitismus-Resolution außerordentlich kritisch. Anders unsere neue Rechtskolumnistin Marietta Auer, die daran aus juristischer Sicht wenig zu beanstanden hat.
Der Begriff der “Ansteckung” ist in erster Linie aus dem Bereich des Gesundheitswesens vertraut – hat aber in jüngerer Vergangenheit darüber hinaus Karriere gemacht: Caspar Hirschi hat sich das für den Bereich der Ausbreitung von Gewalt und des Finanzwesens genauer angesehen. Sandra Fluhrer gibt einen Überblick über aktuelle Bücher und Diskussionen zum Thema Landwirtschaft und Agrarwesen. Durch die neuesten Debatten zur Künstlichen – und Künstlichen Künstlichen – Intelligenz führt Bernhard J. Dotzler. Stefan Hirschauer sieht die nun verabschiedete Antisemitismus-Resolution des Bundestags außerordentlich kritisch.
Anders unsere neue Rechtskolumnistin Marietta Auer, die daran aus juristischer Sicht wenig zu beanstanden hat. In seiner Europa-Kolumne setzt sich Martin Höpner mit der (juristisch demnächst zu entscheidenden) Frage auseinander, ob Malta das Recht an seiner (und damit der EU-)Staatsbürgerschaft verkaufen darf. Jeremy Harding stellt den jung verstorbenen kenianischen Autor Binyavanga Wainaina vor.
Der Politikwissenschaftler Jannik Oestmann fragt sich, ob Christoph Möllers nicht vielleicht recht hat, wenn er das vielzitierte Böckenförde-Diktum als “Midcult” – also mehr Schein als Sein – bezeichnet. Helmut Müller-Sievers schildert, was die Trump-Wahl für ihn und seinen Bekanntenkreis in Boulder, Colorado, bedeutet. In ihrer Schlusskolumne schickt Anke Stelling News aus ihrer selbst auferlegten Nachrichtensperre.
Inhaltsverzeichnis
ESSAY
Caspar Hirschi
Neo-Kontagionismus in Krisen.
Ansteckung als Syndrom 5
Sandra Fluhrer
Der Bauer in uns 21
Bernhard J. Dotzler
Künstliche Künstliche Intelligenz.
Vom Double zum Twin und Alien 32
Stefan Hirschauer
Wer definiert, was Antisemitismus ist? 47
KRITIK
Marietta Auer
Rechtskolumne.
Definiere Antisemitismus 61
Martin Höpner
Europa-Kolumne
Darf Malta die Unionsbürgerschaft verhökern? 70
Jeremy Harding
Dieser Typ.
Über Binyavanga Wainaina 77
MARGINALIEN
Jannik Oestmann
Der Böckenförde-Midcult 87
Helmut Müller-Sievers
Sezession der Gemüter 95
Anke Stelling
R.I.P.PP 101
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