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Menschenrechte nach der Zeitenwende Gründe für mehr Selbstbewusstsein
Menschenrechte nach der Zeitenwende
Gründe für mehr Selbstbewusstsein




Heiner Bielefeldt, Daniel Bogner

Reihe: Edition Herder Korrespondenz


Herder Verlag
EAN: 9783451102752 (ISBN: 3-451-10275-7)
176 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 13 x 21cm, Juli, 2025

EUR 22,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Menschenrechte werden nicht nur tagtäglich verletzt, sondern immer offener auch prinzipiell in Frage gestellt - vor allem durch diktatorische Regime und populistische Bewegungen. Erleben wir derzeit das Ende der Menschenrechts-Ära? Gegen einen um sich greifenden Fatalismus plädieren Heiner Bielefeldt und Daniel Bogner für demokratisches und menschenrechtliches Selbstbewusstsein. Sie zeigen auf, dass die Menschenrechte Solidarität über politische und kulturelle Grenzen hinweg stiften können. Für autoritäre Regime stellen sie deshalb eine Bedrohung dar. Die Zukunftschancen der Menschenrechte hängen allerdings auch an der Bereitschaft zu politischen Reformen. Eine wichtige Aufgabe besteht darin, die falsche Gleichsetzung der Menschenrechte mit »westlichen Werten« zu überwinden und mit der Universalität der Menschenrechte radikal ernst zu machen.

Prof. Dr. Heiner Bielefeldt, geb. 1958, Philosoph, Theologe und Historiker; Ordinarius für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik an der Universität Erlangen-Nürnberg; 2003-2009 Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte in Berlin, seit 2010 Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen über Religions- und Weltanschauungsfreiheit; zahlreiche Publikationen, u. a. über Menschenrechte in der Einwanderungsgesellschaft.

Daniel Bogner wurde 1972 geboren und ist Professor für Allgemeine Moraltheologie und Ethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Fribourg. Er ist Host des Podcasts "OMG" (www.omg-podcast.com). Jüngste Veröffentlichungen: Liebe kann nicht scheitern. Welche Sexualmoral braucht das 21. Jahrhundert? Freiburg 2024. Zusammen mit Heiner Bielefeldt: Menschenrechte nach der Zeitenwende. Gründe für mehr Selbstbewusstsein, Edition Herder Korrespondenz, Freiburg 2025.
Rezension
Die Menschenrechte haben es z.Zt. schwer: Autokraten und Diktatoren von Trump über Putin bis Xi und Netanjahu treten sie ebenso mit Füßen wie Terrorgruppen wie Hamas oder Populisten und Rechtsnationale. Es steht ernst um Freiheit, Demokratie und Menschenrechte. Das Recht des Stärkeren scheint die regelbasierte Weltordnung zu verdrängen. Aber auch postkoloniale Kritik stellt die Menschenrechte in Frage. Dieses Buch hält dagegen und fordert in einem Dialog über die Zukunftschancen der Menschenrechte der beiden Autoren ein selbstbewußtes Festhalten an den Menschenrechten, aber auch die Bereitschaft zu politischen Reformen, z.B. die falsche Gleichsetzung der Menschenrechte mit »westlichen Werten« zu überwinden und mit der Universalität der Menschenrechte radikal ernst zu machen. Das Thema Menschenrechte ist auch im schulischen Philosophie- und Ethik-Untericht ein elementares Thema, das seit Jahrzehnten intensiv debattiert wird: Was ist überhaupt die Menschenwürde? Warum hat die Menschenwütde diese herausgehobene Stellung? Wieso kommt es menschheitsgeschichtlich erst so relativ spät zur Anerkennung der Menschenwürde? Welche Folgerungen für Moral und Recht sind mit der Menschenwürde verbunden? »Die Würde des Menschen ist unantastbar.« Dieser Satz ist ein unbedingt bindender Rechtssatz und die Grundnorm für die nachfolgenden Grundrechte, mit denen die Würdegarantie nicht abwägbar ist. Die Würdenorm gilt aufgrund nationaler Verfassungen und transnationaler Rechtsinstitute wie der EU-Grundrechte-Charta und des internationalen Menschenrechte-Rechts absolut und universell. Dass die menschliche Würde täglich verletzt wird, mindert die Geltung der Norm nicht.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

Heiner Bielefeldt
Solidarische Freiheit
Zur Plausibilität der Menschenrechte


1. Zeitenwende 10

Primat der Machtpolitik 10
Verblassende Fortschrittserwartungen 16
Ende der Menschenrechtsära? 19
Für mehr Selbstbewusstsein 21

2. Die Autorität der Menschenrechte

Unveräußerliche Rechte 23
Der Mensch als Verantwortungssubjekt 26
„Anerkennung der inhärenten Würde“ 28
Das Ziel: gleichberechtigte Freiheit 30
Elementarer Appell 34

3. Solidarische Freiheit

Kaltherziger Individualismus? 39
Die gleiche Freiheit der anderen 41
Gemeinschaftlicher Freiheitsgebrauch 45
Menschenrechtsbasierte Demokratie 49
Solidarität als Menschenrechtsprinzip 54

4. Universalität auf Bewährung

Begriffliche Verwirrungen 57
Die Menschenwürde als Grundlage 58
Unterschiedliche Zielrichtungen der Kritik 63
Universalität als „work in progress“ 66
Abstraktheit und Uniformierung? Zwei Vorwürfe 70

5. Keine bloß „westlichen Werte“

Neokolonialismus im Gewand der Humanität? 78
Verdacht westlicher Doppelmoral 81
Öffnung menschenrechtlicher Narrative 85
Antirassismus, Entwicklung
und die Rechte indigener Völker 91
Bewährungsproben 96

6. Herrschaft des Rechts

Rechtsdurchsetzung bei gleichzeitiger Rechtsbindung 99
Mehr Schein als Sein? Zur Ratifikation von
Menschenrechtskonventionen 102
Ärger durch Verfahren 106
Aggressive Reaktionen 109
Wie weiter? 112

7. Die Angst der Diktatoren

Autokratische Kulissen 118
Kontrollobsessionen 119
Friedlicher Machtwechsel als Testfall 126
Regeln oder Deals? 128

8. Rückblick und Ausblick


Daniel Bogner
Generalbass, nicht erste Geige
Über den richtigen Einsatz der Menschenrechte 141


1. Menschenrechte als Sinnsprache? 146

2. Der ungedeckte Scheck der Menschenrechte 153

3. Notwendig, aber nicht hinreichend 159

4. Ein neuer Realismus der Menschenrechte 164


Anmerkungen 171
Über die Autoren 174