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Marx, Wagner, Nietzsche
Welt im Umbruch
Herfried Münkler
Rowohlt
EAN: 9783737101059 (ISBN: 3-7371-0105-1)
720 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, August, 2021
EUR 34,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Ein Dreigestirn, das mehr als eine Epoche prägte
Marx, Wagner, Nietzsche: Das deutsche 19. Jahrhundert, mit seiner gedanklichen Vielfalt und seiner gesellschaftlichen Dynamik, lässt sich kaum besser erzählen als mit diesen dreien. Alle drei ragten auf ihren Gebieten – der Gesellschaftstheorie, der Musik, der Philosophie – heraus, und alle drei begleiteten nicht nur gewaltige Umbrüche ihrer Epoche, sondern wirkten selbst revolutionär, weit über ihrer Zeit hinaus. Herfried Münkler schildert überraschende biographische Parallelen sowie Schlüsselmomente der deutschen Geschichte, und er zeigt, wie Marx, Wagner und Nietzsche die Konventionen der bürgerlichen Welt sprengten, Neues schufen. Ein aufregendes Buch über drei große Denker, die Signatur der modernen Welt und, nicht zuletzt, die Mentalität der Deutschen.
„Lohnend, bereichernd und horizonterweiternd. Münkler lesen macht klüger.“
TAGESANZEIGER
„Ein Bildungserlebnis sondergleichen.“
WELT AM SONNTAG ÜBER „DIE DEUTSCHEN UND IHRE MYTHEN“
„Gedankenreich und wortgewaltig. Ein ungeheuer anregendes Buch.“
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG ÜBER „KRIEGSSPLITTER“
Rezension
Was verbindet Karl Marx (1818-1883), Friedrich Nietzsche (1844-1900) und Richard Wagner (1813-1883) miteinander? Sie waren wirkungsmächtige Repräsentanten des 19. Jahrhunderts, lebten in einer Zeit gesellschaftlicher, technologischer und medialer Transformationsprozesse; außerdem erfuhren sie im 20. Jahrhundert eine breite Rezeption. Als zentrale Leistung von Marx wird gemeinhin der Entwurf einer Gesellschaftstheorie, seine ausführliche Analyse der Industriegesellschaft mit Fokussierung ihrer Destruktivität angesehen. Neben Ideologie, Basis und Überbau zählen Kapital, politische Ökonomie, Produktionsverhältnis, Produktivkräfte, Produktionsmittel, Arbeit, Arbeitsteilung, Mehrwert, Gebrauchswert und Tauschwert zu den Grundbegriffen seiner Sozialphilosophie. Auch Nietzsche lässt sich wie Marx als „großer Entlarver“ begreifen. Seine Hypothese vom „Willen zur Macht“, Begriffe wie „Übermensch“, „Herrenmoral“ und „weiße Bestie“ oder sein berühmtes Diktum „Gott ist todt“ prägen seine Philosophie. Von Wagner stammt die Idee des „Gesamtkunstwerks“, realisiert in seinen musikdramatischen Werken, zum Beispiel im „Fliegenden Holländer“, im vierteiligen „Ring der Nibelungen“, den „Meistersängern von Nürnberg“ oder im „Parsifal“. Wagners Schrift „Das Judenthum in der Musik“ zeugt von seinem manifesten Antisemitismus. Der Komponist scheint auf den ersten Blick nicht zu den beiden anderen Denkern zu passen.
Dass bei allen drei Vertretern des 19. Jahrhunderts mehr biographische Gemeinsamkeiten (z. B. im Umgang mit Krankheiten) und inhaltliche Schnittmengen zwischen ihren Ideen und Theorien (z. B. ihre Sichtweise auf Deutschland, ihre Religionskritik und ihre Revolutionsvorstellungen) bestehen, als vielfach angenommen, deckt Herfried Münkler (*1951) in seinem neuen Buch „Marx, Wagner, Nietzsche. Welt im Umbruch“ gekonnt auf. Erschienen ist die monumentale Analyse des bekannten Politikwissenschaftlers zu seinem 70. Geburtstag bei Rowohlt Berlin. Münkler wählt in seinem Band einen problemorientierten Zugriff, um wie unter einem Brennglas die unterschiedlichen Perspektiven von Marx, Nietzsche und Wagner auf die Prozesse ihres Jahrhunderts vergleichend und differenziert zu elaborieren. Lehrkräfte der Fächer Philosophie und Geschichte werden durch das ebenfalls in sprachlicher Hinsicht lesenswerte Buch Münklers eingeladen, sich in ihrem Unterricht mit den drei Denkern problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Mit „Marx, Wagner, Nietzsche“ ist Herfried Münkler ein ideengeschichtliches Werk gelungen, das alle historisch Interessierten über die Signatur des „langen 19. Jahrhundert“ hervorragend aufklärt.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Marx, Wagner, Nietzsche
Welt im Umbruch
Marx, Wagner, Nietzsche – diese drei Denker haben das 19. wie das 20. Jahrhundert tief beeinflusst. Als Zeitgenossen, die sich wechselseitig mit Verehrung, Ablehnung oder Ignoranz gegenüberstanden, prägten sie eine Zeit von enormer wissenschaftlicher Vielfalt und gesellschaftlicher Dynamik. Ihre Antagonismen und Widersprüche führen ins Herz der deutschen Entwicklung. Herfried Münkler folgt diesen drei faszinierenden Gestalten und ruft damit eine ganze Epoche wach. Er schildert die verblüffenden Parallelen im Leben von Marx und Wagner: die Beteiligung an der 1848er-Revolution, Flucht, Vertreibung und Exil, vielerlei Wirren und dann doch das Schaffen eines überragenden Werkes, die Bildung einer großen Anhängerschaft und die schwierige Verantwortung für das, was diese Anhängerschaft aus den Entwürfen gemacht hat. Nietzsche, der etwas Jüngere, ist dann ein philosophisches Ereignis, wie Marx prägt er Generationen. Alle drei sprengen die Konventionen der bürgerlichen Welt, erschaffen Neues – das aber dann zu einer anderen, unerwarteten Wirklichkeit wird: Das so vielversprechende, reiche deutsche 19. Jahrhundert geht über ins Zeitalter der Extreme, der politischen Katastrophen. – Ein aufregendes Buch über drei große Denker, die Signatur der modernen Welt und, nicht zuletzt, die Mentalität der Deutschen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Licht und Schatten 11
KAPITEL 1
Nähe, Distanz, Abneigung 23
Marx auf der Reise nach Karlsbad 25 - Eine uneingestandene Beschäftigung mit dem «Ring des Nibelungen» 32 -Was wusste Wagner von Marx? 35 - Friedrich Nietzsche in Bayreuth 37 - Wagners Leiden an Bayreuth 46 - Der lange Weg nach Bayreuth 51 - Marx’ Distanz gegenüber Wagner, Nietzsches Trennung von Wagner 58
KAPITEL 2
Die Wiedergeburt der Antike. Eine Kontroverse 61
Wagners Projekt einer Erneuerung der antiken Tragödie 63 - Nietzsche über antike Tragödie und ihre «Wiedergeburt» 73 - Marx’ Überzeugung vom definitiven Vergangensein der antiken Tragödie 83
KAPITEL 3
Krankheit, Schulden, Selbstkritik: Hemmnisse bei der Arbeit, Leiden am Leben 93
Nietzsches Selbstdiagnose: Krankheit als Weg zur Gesundheit 95 - Der Fluch der Karbunkel: Marx leidet 99 - Probleme mit den Vätern 194 - Stress, Depression und Leiblichkeit 107 -Leben und Leiden 113 - Schuld und Schulden bei Marx 119 - Verschwenderischer Wagner, asketischer Nietzsche 123 - Strategien der Selbstkritik 131
KAPITEL 4
Gescheiterte Revolution, gelungene Reichsgründung. Deutschland als politisch-kulturelle Projektionsfläche 137
Deutschland - aber was ist das? 139 - Marx’ tiefsitzende und Wagners revisionsoffene Preußenfeindschaft 150 - Engels’ geopolitische Analysen 156 - Wagners großes Projekt: Politik auf ästhetischer Grundlage 163 - Marx und Engels entdecken Bismarck 174 - Wagners Antwort auf die Frage: «Was ist deutsch?» 181 - Zwischen Hoffnung und Verachtung: Nietzsche und die Deutschen 188 - 1870/71 192
KAPITEL 5
Zwischen Religionskritik und Religionsstiftung 207
«Durch den Feuer-Bach» 209 - Der «Tod Gottes» und seine Folgen für den Menschen 216 - Überfordert, redlich zu leben: die «letzten» und die «höheren Menschen» 220 - Die ausweglose Verstrickung der Götter in ihrer eigenen Ordnung 224 - Schleichende Rückkehr des Religiösen: Marx über den Fetischcharakter der Ware 237 - Wagners Sorge um die Zukunft der Religion in einer areligiösen Welt 246 - Wagners Arbeit an der Erlösung: von Jesus zu Parsifal 253 - Die antagonistische Konstruktion des «Parsifal» 259 - Erziehung zum Erlöser 262 - Parsifals Enthaltsamkeit 271 - Erlösung auch der Natur - aber wie? 275 - Nietzsche über den Nutzen der Religion 280 - Nietzsches fundamentale Kritik am Erlösungsgedanken 284
KAPITEL 6
Analyse und Erzählung 291
Mythos und Logos I: Marx’ analytische Darstellungsweise 293 - Mythos und Logos II: Nietzsches Zarathustra-Erzählung 299 - Mythos und Logos III: Wagner über Volk und Mythos 308 -Wagners Arbeit am Mythos I: «Der fliegende Holländer» 310 - Wagners Arbeit am Mythos II: Antigone 317 - Kleine Mythengalerie I: Prometheus 325 - Kleine Mythengalerie II: Siegfried und Napoleon 338
KAPITEL 7
Bourgeois, Proletarier, Mittelmäßige: Drei Gesellschaftsanalysen 353
Grundzüge der Gesellschaftsanalyse 355 - Marktökonomie versus Moralökonomie 359 - Die Gesellschaft in Wagners «Ring» 371 - Marx’ geschichtsphilosophische Aufladung von Bourgeoisie und Proletariat 386 - Kleinbürger, Bauern, Lumpenbourgeois: die (zeitweilige) Verschiebung der Kräfteverhältnisse von der Stadt aufs Land 393 -Louis Bonaparte und die Parzellenbauern 403 - Lumpenproletariat und «white trash» in Marx’ Klassenanalyse 410 - Nietzsches Respekt vor der gesellschaftlichen Mitte und seine Verachtung der Mittelmäßigen 420
KAPITEL 8
Die europäischen Juden bei Marx, Wagner und Nietzsche 435
Grassierender Antisemitismus 437 - Die Juden in Marx’ Kapitalismusanalyse 439 - Alltagsantisemitismus bei Marx und Engels 448 - Richard Wagners manifester Antisemitismus 453 – Die Regenerationsschriften 462 - Gibt es in Wagners Opern Judenkarikaturen? 471 - Nietzsches Anti-Antisemitismus 476 - Die europäische Führungsrolle der Juden 480 - Die Juden als Urheber des «Sklavenaufstands in der Moral» 486
KAPITEL 9 Das große Umsturzprojekt: Gesellschaft, Kunst und Werteordnung 491
Antibürgerliche Denker 493 - Die Revolution als lehrreiches Ereignis I: Cola di Rienzo 507 - Die Revolution als lehrreiches Ereignis II: die Pariser Commune 520 - Marx’ Analyse der Pariser Commune I 527 - Der Staat bei Marx, Wagner und Nietzsche 533 - Marx’ Analyse der Commune II 540 - Marx’ Revolutionierung des revolutionären Denkens: vom katastrophischen Umsturz zur strukturellen Umwälzung 550 - Irland, Indien und Russland als Zündsteine der Revolution 560 -Wagners Revolutionierung der Musik 572 - Nietzsches stille Revolution: die Umwertung aller Werte 590
Nachspiel 603
Anhang
Anmerkungen 623
Literatur 681
Namenregister 703
Dank 713
Bildnachweis 717
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