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Luthers Thesenanschlag – Faktum oder Fiktion
Luthers Thesenanschlag – Faktum oder Fiktion




Joachim Ott, Martin Treu (Hrsg.)

Evangelische Verlagsanstalt
EAN: 9783374026562 (ISBN: 3-374-02656-7)
320 Seiten, hardcover, 18 x 25cm, 2008

EUR 36,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Als der katholische Lutherforscher Erwin Iserloh 1961 die These aufstellte, dass aufgrund von Quellentexten und ihrem Fehlen Luthers Anschlag der 95 Thesen am 31. Oktober 1517 nicht stattgefunden habe, erhob sich eine heftige Kontroverse, die bald die Grenzen der Fachdiskussion durchbrach und von einer breiten Öffentlichkeit beachtet wurde.

2007 konnte in der Thüringischen Universitäts- und Landesbibliothek Jena eine handschriftliche Notiz von Luthers Sekretär Georg Rörer wieder aufgefunden werden, die auf den Thesenanschlag durch Luther hinzudeuten scheint. Zumindest stellt sie das älteste Dokument zum Thema dar.

Die Einordnung und Diskussion der Notiz bildete den Ausgangspunkt für ein Fachgespräch zur Faktizität des Thesenanschlags im Oktober 2007 in Wittenberg, dessen Ergebnisse der vorliegende Band dokumentiert.

Die Beiträge befassen sich zum einen mit den Verhältnissen an den frühneuzeitlichen Universitäten, zum anderen gehen sie aber auch der Wirkungsgeschichte der Kontroverse um den Thesenanschlag bis hin zu seinen bildlichen Darstellungen nach.



Mit Beiträgen von Reinhard Brandt, Henrike Holsing, Helmar Junghans, Volker Leppin, Bernd Moeller, Joachim Ott, Vinzenz Pfnür, Konrad Repgen, Martin Treu, Sabine Wefers, Timothy Wengert, Esther Pia Wipfler und einem Vorwort von Stefan Rhein



zu den Herausgebern



Dr. Martin Treu, Jahrgang 1953, studierte Theologie in Halle und promovierte 1982 zu einem Thema von Luthers praktischer Theologie. Seit 1985 ist er in verschiedenen Funktionen am Lutherhaus in Wittenberg beschäftigt. Neben Veröffentlichungen zu Luther, der Reformation und dem Humanismus ist er vor allem als Kurator historischer Ausstellungen tätig.



Dr. Joachim Ott, Jahrgang 1965, war nach dem Studium der Kunstgeschichte sowie Mittleren und Neueren Geschichte in Göttingen und Marburg Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main sowie der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz. Seit 2003 ist er Leiter der Abteilung Handschriften und Sondersammlungen der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.
Rezension
Traditionell galt Martin Luthers Anschlag der 95 Thesen an die Türe der Schlosskirche zu Wittenberg am 31. Oktober 1517 als Ursprungsdatum der Reformation, - im Jahre 1961 aber stellt der katholische Lutherforscher Erwin Iserloh die These auf, dass aufgrund von Quellentexten und ihrem Fehlen Luthers Anschlag der 95 Thesen am 31. Oktober 1517 gar nicht stattgefunden habe, Luther vielmehr die Thesen nur verschickt und nicht angeschlagen habe. Seitdem ist der Sachverhalt auch jenseits der Wissenschaft äußerst umstritten; gehört er doch bis heute zu den grundlegenden identitätsstiftenden Daten deutscher Geschichte und die Hammerschläge gehören in jeden Luther-Film ... . 2007 konnte in der Thüringischen Universitäts- und Landesbibliothek Jena eine handschriftliche Notiz von Luthers Sekretär Georg Rörer wieder aufgefunden werden, die auf den Thesenanschlag durch Luther hinzudeuten scheint. Die Einordnung und Diskussion der Notiz bildete den Ausgangspunkt für ein Fachgespräch zur Faktizität des Thesenanschlags im Oktober 2007 in Wittenberg, dessen Ergebnisse der vorliegende Band dokumentiert. Ist die Rörer-Notiz Beleg für die Authentizität des Thesenanschlags (Martin Treu) oder selbst nur ein Mosaikstein in der Legenden- und Mythosbildung (Volker Leppin) des Thesenanschlags?

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schriften/Kataloge der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt
Vorsitzender: Stefan Rhein

Die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt wurde 1997 gegründet. Ihr Sitz ist im Lutherhaus in Wittenberg, dem ehemaligen Wohnhaus Martin Luthers. Neben dem Lutherhaus gehören das Melanchthonhaus in Wittenberg sowie Luthers Geburtshaus und das Museum »Luthers Sterbehaus« in Eisleben zur Stiftung. Die vier Gebäude wurden 1997 von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Sie stehen als Museen dem reformations­geschichtlich interessierten Publikum offen.

Wichtige Aufgabe der Stiftung ist die Bewahrung dieser Bauwerke als Zeugnisse der Reformationsgeschichte. Deren Erforschung und Aufarbeitung steht im Zentrum der Arbeit. Die Mitarbeiter organisieren und präsentieren Ausstellungen und Tagungen, erschließen die Sammlungen und publizieren Forschungsergebnisse.
Inhaltsverzeichnis
9 BERND MOELLER
Thesenanschläge

33 HELMAR JUNGHANS
Martin Luther, kirchliche Magnaten und Thesenanschlag
Zur Vorgeschichte von Luthers Widmungsbrief zu den „Resolutiones disputationum de indulgentiarum virtute" an Papst Leo X.

47 JOACHIM OTT
Georg Rörer (1492—1557) und sein Nachlass in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena

59 MARTIN TREU
Urkunde und Reflexion
Wiederentdeckung eines Belegs für Luthers Thesenanschlag

69 VOLKER LEPPIN
Die Monumentalisierung Luthers
Warum vom Thesenanschlag erzählt wurde — und was davon zu erzählen ist

93 TIMOTHY J. WENGERT
Georg Major: An "Eyewitness" to the Posting of Martin Luther's Ninety-Five Theses

99 KONRAD REPGEN
Ein profangeschichtlicher Rückblick auf die Iserloh-Debatte

111 VINZENZ PFNÜR
Die Bestreitung des Thesenanschlags durch Erwin Iserloh
Theologiegeschichtlicher Kontext — Auswirkung auf den katholisch-lutherischen Dialog

127 REINHARD BRANDT
„Reformator ohne Hammer"
Zur öffentlichen Aufmerksamkeit für die Bestreitung des Thesenanschlags

141 HENRIKE HOLSING
Luthers Thesenanschlag im Bild

173 ESTHER P. WIPFEER
Luthers 95 Thesen im bewegten Bild
Ein Beispiel für die Schriftlichkeit im Film

199 SABINE WEFERS
Eine Frage der Authentizität

203 PERSONENREGISTER
207 DIE AUTOREN DES BANDES