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Kritische Kinderrechtsforschung Politische Subjektivität und die Gegenrechte der Kinder
Kritische Kinderrechtsforschung
Politische Subjektivität und die Gegenrechte der Kinder




Manfred Liebel

Barbara Budrich
EAN: 9783847427087 (ISBN: 3-8474-2708-3)
284 Seiten, paperback, 15 x 21cm, März, 2023

EUR 34,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das Buch beleuchtet die Debatte und Forschung zu Kinderrechten. Es macht auf Themen aufmerksam, die bisher vernachlässigt wurden, und skizziert neue Konturen und ethische ebenso wie politische Herausforderungen einer kritischen Kinderrechtsforschung, die sich den Kindern als sozialen Subjekten verpflichtet sieht. Es greift hierzu Diskussionen auf, die im Globalen Süden, insbesondere in Lateinamerika geführt werden.

Mit den Kinderrechten werden Kinder als Subjekte anerkannt. Doch ein Rechtssubjekt zu sein, ist mit Ambivalenzen und Paradoxien verbunden. Das Buch beleuchtet einige Defizite und Herausforderungen der Debatte und Forschung zu Kinderrechten. Es macht auf Themen aufmerksam, die bisher vernachlässigt wurden, wie die wirtschaftlichen und Arbeitsrechte sowie das Wahlrecht von Kindern. Dies gilt auch für die Frage, inwieweit Kinderrechte zu mehr Gerechtigkeit beitragen, insbesondere zu sozialer und intergenerationaler Gerechtigkeit. Im Buch werden neue Konturen und ethische ebenso wie politische Herausforderungen einer kritischen Kinderrechtsforschung skizziert, die sich den Kindern als sozialen Subjekten und ihrer Emanzipation aus unnötigen Abhängigkeiten verpflichtet sieht. Es greift hierzu Diskussionen auf, die im Globalen Süden, insbesondere in Lateinamerika geführt werden.

Prof. Dr. Manfred Liebel, unabhängiger Sozialforscher. Ehedem Prof. für Soziologie an der TU Berlin, Honorarprofessor für interkulturelle Kindheits- und Kinderrechtsforschung und Schirmherr des Master "Childhood Studies and Children's Rights" an der FH Potsdam.
Rezension
Kinderrechtsforschung sieht sich den Kindern als sozialen Subjekten verpflichtet an. Kindeswohl und Kinderrechte müssen dabei mit Blick auf die Lebenssituation von Kindern und die derzeitige gesellschaftliche und sozialstaatliche Situation betrachtet werden. Wenn Kinder als (Rechts-)Subjekte anerkannt werden, dann gilt es aber auch die internationalen und -kontinentalen un die intergenerationalen Aspkte zu berücksichtigen. Darum bemüht sich diese Darstellung. Der Autor fragt nach Kinderrechten unter dem Gesichtspunkt, was sie für Kinder bedeuten und wie sie von Kindern im eigenen Interesse genutzt werden können. Der Diskurs über Rechte basiert auf der Annahme, dass sie für alle Menschen gleichermaßen gelten, im Fall der Kinderrechte für alle Kinder, aber was sie für diese bedeuten, ob sie ihnen nützen und ob sie sie nutzen können, hängt von den besonderen Lebensumständen eines jeden Kindes ab. Kinderrechte entstehen und existieren nicht in einem ahistorischen und gesellschaftsfernen Raum. Ihr Anspruch auf universelle Gültigkeit trifft auf eine Welt, die von großen Machtgefällen und kultureller Vielfalt geprägt ist.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Zielgruppe:
Studierende, Lehrende und Forschende der Bildungs-, Sozial- und Rechtswissenschaften.

Rezensionen:
Kritische Kinderrechtsforschung - ein Titel des Sozialforschers Manfred Liebel, der anfänglich wenig spannend erscheint, erweist sich als hochaktuelles, politisches Buch, das in der heutigen Debatte um Kindeswohl eine äußerst interessante Lektüre ist. Durch seine sorgfältige Recherche erlaubt Manfred Liebel einen Blick auf die Lebenssituation von Kindern und gibt damit eine Analyse unserer derzeitigen gesellschaftlichen und sozialstaatlichen Situation. Hier referiert er auf die Kinderrechte, die als Gegenrechte verstanden werden sollen.
Birgit Baumeister, FORUMsozial 4-2023

Das Buch ist sehr empfehlenswert für alle jene, die sich für die Stellung des Kindes als (Rechts-)Subjekt in der Kindheitsforschung und darüber hinaus interessieren und die eine spannende, im positiven Sinne irritierende und gedankenanstoßende Lektüre zur Forschung mit jungen Menschen über Kinderrechte suchen.
Prof. Dr. Katharina Gerarts, Socialnet, 27.09.2023

Kinderrechte formulieren einen universalistischen Anspruch: Sie sollen für alle Kinder gelten. Doch sind diese Rechte eindeutig? Und bedeuten sie für alle Betroffenen dasselbe? Der Kinderrechtsforscher Manfred Liebel erkennt die Gefahr einer "Mystifizierung" der Kinderrechte und hiervon ausgehend einige Dilemmata und Widersprüchlichkeiten, denn asymmetrische Machtverhältnisse und unterschiedliche Lebensrealitäten werden in der "objektiven" Lesart von Kinderrechten ausgeblendet.
C3 bibliothek für entwicklungspolitik, 4-2023
Inhaltsverzeichnis
Vorwort und Dank 9
Einführung 11

I. Kinderrechte von unten 21

1 Kinderrechte und die Perspektiven des Subjekts 23

1.1 Einleitung 23
1.2 Das Kind als Rechtssubjekt 23
1.3 Ambivalenzen von Subjekt und Subjektivität 29
1.4 Die Optimierung des Subjekts 35
1.5 Das widerständige Subjekt 37
1.6 Fazit 41

2 Kinderinteressen und die Handlungsrechte der Kinder 43

2.1 Einleitung 43
2.2 Annäherungen an Kinderinteressen 43
2.2.1 Objektive und subjektive Interessen 44
2.2.2 Gründe für die Interessen der Kinder 45
2.2.3 Kriterien der Kinderinteressen 47
2.2.4 Kinderinteressen als Gruppeninteressen 50
2.3 Das Rechtsprinzip des „besten Interesses“ 51
2.4 Zum Verhältnis von Interessen und Rechten 55
2.5 Willens- und Interessentheorien der Menschenrechte 58
2.6 Kinderrechte im Licht der Willens- und Interessentheorie 60
2.7 Interessentheoretische Begründung der Kinderrechte als Handlungsrechte 65

3 Kinder zwischen Resilienz und Widerstand 71

3.1 Einleitung 71
3.2 Entstehung des Resilienzkonzepts 72
3.3 Politische Instrumentalisierungen des Resilienzkonzepts 77
3.4 Immanente Beschränkungen und Widersprüche des Resilienzdiskurses 83
3.5 Sind weiterführende Resilienzkonzepte denkbar? 87
3.6 Widerstand statt Resilienz? 90
3.7 Widerstandspraxis von Kindern 92
3.8 Wie der Widerstand bei Kindern des Globalen Südens entsteht 97
3.9 Fazit 101

4 Der Gerechtigkeitssinn von Kindern 103

4.1 Einleitung 103
4.2 Was Kinder als ungerecht empfinden 106
4.3 Hoffnungen auf den Gerechtigkeitssinn: John Rawls und Jean Piaget 107
4.4 Skepsis gegenüber dem Gerechtigkeitssinn bei Kindern: Lawrence Kohlberg 109
4.5 Alternative Befunde aus Studien der letzten 30 Jahre 110
4.6 Entstehungsbedingungen des Gerechtigkeitssinns von Kindern 113

5 Kinderrechte und der Protagonismus der Kinder 119

5.1 Einleitung 119
5.2 Grundgedanken des Kinder-Protagonismus 120
5.3 Ursprünge des Konzepts 123
5.4 Verwässerung und Pervertierung des Konzepts 126
5.5 Herausforderungen für die Rekonzeptualisierung 128
5.6 Kinder-Protagonismus als Orientierung sozialpädagogischer Praxis 130
5.7 Fazit 135

II. Kritische Kinderrechtsforschung 137

6 Kinderrechtsforschung auf der Suche nach einem eigenen Profil 139

6.1 Einleitung 139
6.2 Zielkonflikte der Kinderrechtsforschung 140
6.3 Zum Rechtsverständnis der Kinderrechtsforschung 142
6.4 Politische Implikationen der Kinderrechte 146
6.5 Living Rights als Leitlinie der Kinderrechtsforschung? 149
6.6 Eurozentrismus und Dekolonisierung 151
6.7 Kinderrechte zwischen Universalismus und Kulturrelativismus 156
6.8 Forschung und Aktivismus – ein Gegensatz? 161
6.9 Fazit 164

7 Wirtschaftliche und Arbeitsrechte – eine Leerstelle der Kinderrechtsforschung 167

7.1 Einleitung 167
7.2 Was sind wirtschaftliche und Arbeitsrechte? 168
7.3 Haben Kinder wirtschaftliche und Arbeitsrechte? 171
7.4 Was bedeuten wirtschaftliche und Arbeitsrechte für Kinder? 174
7.5 Warum Kinder das Recht zu arbeiten haben müssen 178
7.6 Das Recht der Kinder zu arbeiten als lebendes wirtschaftliches Recht 182
7.7 Fazit 185

8 Kinderwahlrecht und intergenerationale Gerechtigkeit – Herausforderungen für die Ausgestaltung der Kinderrechte 187

8.1 Einleitung 187
8.2 Politische Partizipation 187
8.3 Wahlrecht von Kindern 189
8.4 Intergenerationale Gerechtigkeit 198
8.5 Fazit 204

9 Ethische Herausforderungen partizipativer Forschung mit Kindern des Globalen Südens 207

9.1 Einleitung 207
9.2 Globale Ungleichheiten als politisches und ethisches Problem 208
9.3 Ethische Symmetrie als prekäre Herausforderung 210
9.4 Ist es ethisch, den Kindern eine Stimme zu geben? 213
9.5 Warum die Kindheitsforschung dekolonisiert werden muss 216
9.6 Fazit 219

10 „Nicht über, sondern mit uns!“ Epistemischer Ungehorsam in der Forschung zu Kindern und Kinderrechten 221

10.1 Einleitung 221
10.2 Dialogische und handlungsorientierte Forschungsansätze 223
10.3 Indigene Methodologien 226
10.4 Forschungshaltungen und Körperlichkeit 229
10.5 Reaktionäre und emanzipatorische Übersetzungen 232
10.6 Fühlendes Denken 235
10.7 Fazit: Ertrag für die Forschung mit Kindern und zu Kinderrechten 237

Gesamtfazit: Kinderrechte als Gegenrechte 239

Bibliografie 243