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Kleine Beweise der Freundschaft Geschichten und Texte
Kleine Beweise der Freundschaft
Geschichten und Texte




Helen Meier

Xanthippe Verlag
EAN: 9783905795325 (ISBN: 3-905795-32-9)
191 Seiten, paperback, 13 x 21cm, Mai, 2014

EUR 17,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
"Er ist am Schaufeln einer Grube. Statt aufzuhören, macht er weiter. Aufhören ist schwer. Schaufeln ist leichter. Leicht ist das Gefühl, die Anzahl seiner Jahre seien weggewischt. Er könnte wieder einmal Goethe lesen. Jeder sehe zu, wie er´s treibe. Zusehen, wie´s der getrieben hat, mit achtzig noch an seinem Hauptwerk, ist schwerer als schwer. Er schaufelt. Das ist besser als Nichtstun. Nichtstun macht ihn depressiv. Sein Lebensmut wird erschüttert. Früher hat er sich mit gut Essen und Trinken noch aufgeheitert. Das geht nicht mehr. Sein Appetit hat nachgelassen. Hat die Bedeutung, die er sich selbst gegeben hat, nachgelassen? Die Bedeutung, die die Welt ihm schuldete und auch gab."



"Das Glatte, Normale, Liebliche, Nette, Herzige interessiert mich nicht. Ich kann es nicht packen, literarisch, es gelingt mir nicht. Ich muss eine Figur haben mit Ecken und Kanten, sonst schlipfe ich ab. An einer glatten Kugel kann ich mich nicht festhalten."

Helen Meier in einem Interview mit dem "St.Galler Tagblatt"
Rezension
Helen Meier: Eine Autorin, die erst spät mit dem Schreiben und Veröffentlichen begann. Mittlerweile ist sie 86 Jahre alt; "Kleine Beweise der Freundschaft" ist ihr neuestes Buch. Das Thema Alter mit all seinen Einschränkungen steht oft im Mittelpunkt.

Im ersten Teil finden sich 22 kurze Geschichten, zwischen etwas mehr als einer und etwas weniger als zehn Seiten lang. Da gibt es so einige Überraschungen: Ein altes Ehepaar, das sich gegenseitig verachtet und auf die Probe stellt; eine Hausangestellte, die ihrem dementen Vater einen letzten Urlaub und einen selbstbestimmten Tod schenkt; ein hochgebildeter Übersetzer, der einer einfachen Landfrau begegnet.

Im zweiten Teil 35 kurze Texte, die sich an ein unbekanntes Gegenüber richten: Es ist Gott, von dem nicht klar ist, ob er denn nun überhaupt existiert oder nicht. Isa als fiktive Sprecherin einer Gruppe älterer Menschen sucht das Gespräch mit ihm; sie entscheidet sich für das "Sie" als Anrede, weil es Abstand, Fremdheit und Respekt beinhaltet. Und so wird gefragt: Haben Sie Humor? Es wird nach dem Sinn des Lebens gefragt: "Könnten Sie das uns, Ihro Gnadenlos, nicht endlich mitteilen? Damit wir was?" Die kindlichen Glaubensgewissheiten sind verschwunden, alles steht in Frage.

Dieses Buch ist keine leichte Unterhaltung; die Texte verlangen nach gründlicher Lektüre, Durchdenken und Auseinandersetzung. In der Schule eignen sich einzelne Texte für den Deutsch- und den Religionsunterricht. Auch ein Literaturkreis kann hier viel Stoff für Diskussionen finden.

M. Houf für www.lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Helen Meier ist wieder da! Acht Jahre nach dem vielbewunderten Band «Schlafwandel» legt sie neue Erzählungen vor, die das Alter, das sie thematisieren, in keiner Weise spüren lassen. Ohne jede Larmoyanz oder Sentimentalität geht sie ihre Geschichten an, stellt ihre Figuren in Konstellationen hinein, auf die Sätze wie «Es gibt nichts Abgründigeres als die Liebe» oder «Lebender Hass ist mehr als tote Liebe» punktgenau zutreffen. Wenn zwei über Achtzigjährige in einen veritablen Rosenkrieg zueinander geraten, wenn eine junge Frau die Hohlheiten eines angeberischen Intellektuellen durchschaut. Oder wenn in der Titelgeschichte «Kleine Beweise der Freundschaft» eine Hausangestellte ihrem dementen Vater auf sorglose Weise eine letzte selbstbestimmte Woche schenkt.
Den Erzählungen stehen im zweiten Teil des Bandes Texte gegenüber, die eine ganz neue Helen Meier zeigen. Eine weltkluge Philosophin, die mit der Radikalität und Eigenwilligkeit ihres Denkens überrascht. Dabei verbirgt sie sich hinter einem pfiffig-einfallsreichen alter Ego namens Isa. Die Frau ist die Sprecherin einer Gruppe älterer Menschen, die einen mal anerkannten, mal geleugneten Gott für das Leid und all die bedauerlichen Fehlkonstruktionen bis hin zu Alter und Tod zur Rechenschaft ziehen. «Treten Sie ab!» rufen sie ihm mitunter zu, brauchen ihn aber dann doch, und sei es nur wegen seines «liebenden Blicks auf uns».
Inhaltsverzeichnis
I Geschichten

Oben S. 9
Mein Herz ist betrübt S. 12
Wunderlich S. 21
Eros S. 23
Anspruch S. 25
Zeitvertreib S. 27
Grevasalvas S. 31
Der Mantel S. 36
Kleine Beweise der Freundschaft S. 38
Trompe-l´oeil S. 43
Istsiedas? S. 46
Gesichtspunkt S. 50
Lass sie reden S. 55
Abschälung S. 57
Cannobio S. 63
Die Zahl S. 70
Bild S. 74
Der Übersetzer S. 80
Liebe S. 87
Eins S. 99
Zwei S. 102
Möglich S. 105

II Texte

Meinen S. 111
Haben Sie Humor? S. 114
Palaver S. 117
Liebe und Hass S. 123
Wunsch-Kinder S. 126
Fallbeil S. 130
Zufall S. 131
Landgut S. 134
D i e Frage S. 137
Gnaden S. 140
Bergtour S. 142
Foto S. 144
T-Gruppe S. 146
Isa S. 148
Knüppel S. 150
Glück S. 152
Nicht zu retten? S. 154
Lebenslänglich S. 157
Einmal S. 160
Tristesse S. 161
Lebenslauf S. 163
Kern S. 168
Der Beweis S. 170
Higgs S. 172
Doppelstrich S. 173
Erzählen S. 174
In Kreisen S. 175
Taub S. 177
Nur dieses eine S. 178
Reden S. 180
Simulation S. 182
Sonderbarer Morgen S. 185
Zerrissen S. 187
Ohne Titel S. 188
Rückkehr S. 189