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Museum der Einsamkeit
Erzählungen
Ralf Rothmann
Suhrkamp
EAN: 9783518432303 (ISBN: 3-518-43230-3)
268 Seiten, hardcover, 13 x 21cm, Mai, 2025
EUR 25,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Das Letzte im Innern, die Wahrheit hinter der Wahrheit, kann dir sowieso niemand nehmen. Nirgendwo. Wenn du das verstehst, bist du frei.
Rezension
Es gibt Erzählbände, die verdienen, unbedingt gelesen zu werden. Dazu gehört das neue Buch von Ralf Rothmann (*1953) „Museum der Einsamkeit. Erzählungen“. Erschienen ist es im Hausverlag des Schriftstellers, im Suhrkamp Verlag. Bekanntheit erlangte der vielfach preisgekrönte Autor u.a. durch seine beiden - in 25 Sprachen übersetzten - Romane „Im Frühling sterben“(2015) und „Der Gott jenes Sommers“(2018) sowie durch den Abschlussband seiner Trilogie „Die Nacht unterm Schnee“(2022) und seinen letzten Band mit Erzählungen „Hotel der Schlaflosen“(2020).
In seinen neuen neun Prosatexten liefert er wieder eine literarische Phänomenologie der Ängste. Das breite Spektrum reicht von Depressionen, Ängsten vor Dieben, vor dem Ärger mit den Nachbarn aufgrund eines nicht einschlafenden Kindes, vor dem Älter-Werden, vor dem Türen-Knallen der Nachbarn, vor dem konfrontiert Werden mit einer Jugendschuld hin zu der Angst vor der Einsamkeit bis zur Angst vor dem Tod. Besondere Erwähnung verdient die letzte Erzählung des Bandes, die Novelle „Psalm und Asche“. Dort schildert Rothmann die Zugfahrt der Jüdin Etty Hillesum vom niederländischen Durchgangslager Westerbork ins Vernichtungslager Auschwitz, welche sich um ein Neugeborenes kümmert. Rothmann kontrastiert dabei das Unsagbare mit den banalen Rechtfertigungsversuchen des Lagerkommandanten Albert Konrad Gemmeker.
Erinnerungen an seine Zeit als Maurer-Lehrling verarbeitet Rothmann in der Eingangsgeschichte „Normschrift“. Im Zentrum der Erzählungen stehen jeweils bestimmte Ereignisse, auf die der Handlungsstrang hinausläuft. Was der Schriftsteller in seinen bekannten Romanen schon unter Beweis gestellt hat, nämlich dass er gegenwärtig zu den besten Stilisten der deutschen Gegenwartsliteratur gezählt werden kann, demonstriert er eindrücklich auch in seinen Erzählungen. Deutschlehrkräfte werden durch Rothmanns neues Buch geradezu aufgefordert, endlich auch seine Werke für den Unterricht zu entdecken.
Fazit: Der Erzählband „Museum der Einsamkeit“ von Ralf Rothmann enthält stilistisch überaus gelungene Prosatexte, welche zum Nachdenken über die Omnipräsenz verschiedener Ängsten und eines möglichen, produktiven Umgangs mit diesen anregen.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ralf Rothmann
Museum der Einsamkeit
Erzählungen
»Jede wahre, jede leuchtende Kurzgeschichte hat einen romanlangen Schatten«, schrieb Ralf Rothmann einmal und stellt es mit Museum der Einsamkeit erneut unter Beweis. Ob er von dem »Budenzauber« eines kleinen Jungen erzählt, der während der Abwesenheit der Eltern den weinenden Bruder tröstet, oder von einer Dozentin, die ihre Mutter in ein Seniorenheim mit seltsamen Kratzspuren an den Türen gibt, ob er einen Handlanger an der Seelenkälte der Maurer oder einen Pfarrer, dessen Tochter stirbt, an Gott verzweifeln lässt – immer offenbart sich uns eine »Wahrheit hinter der Wahrheit«, was nicht zuletzt an der Spannkraft und der magischen Genauigkeit von Ralf Rothmanns Sprache liegt.
Um Würde oder ihr Fehlen geht es in diesen neun Erzählungen, in denen die Menschen sich bemühen, dem Ideal eines halbwegs gelungenen Lebens etwas näher zu kommen – oder doch am Ende nicht allzu zerknirscht dazustehen. Vom Alleinsein versehrt sind manche, »Engel auf Krücken«, die ahnen, dass es nicht unbedingt Flügel braucht, um über sich und die Umstände hinauszugelangen; Liebe würde schon genügen.
Inhaltsverzeichnis
Normschrift 9
Herr Dingens 45
Eine kleine Metall-Unterhaltung 67
Die Melodie bei Nacht 97
Budenzauber 122
Engel auf Krücken 147
Schimmel in der Orgel 173
Abschied von Baden-Baden 205
Psalm und Asche 238
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