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Hotel der Schlaflosen Erzählungen
Hotel der Schlaflosen
Erzählungen




Ralf Rothmann

Suhrkamp
EAN: 9783518429600 (ISBN: 3-518-42960-4)
200 Seiten, hardcover, 13 x 20cm, Oktober, 2020

EUR 22,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
»Elf Geschichten, jede mindestens sehr gut. «

Christoph Schröder, DIE ZEIT

»So macht das niemand Ralf Rothmann nach: Neue Erzählungen des Ausnahmeschriftstellers.« FAZ

»Nach fast jeder dieser Erzählungen verspürt man ›ein leises Ziehen in der Herzgegend‹. Das schafft nur große Literatur. «

Andreas Wirthensohn, Wiener Zeitung
Rezension
Gibt es einen Band mit deutschsprachigen Erzählungen aus dem letzten halben Jahr, der es verdient, unbedingt gelesen zu werden? Ja, das Buch „Hotel der Schlaflosen“ von Ralf Rothmann (*1953), erschienen im Oktober 2020 bei Suhrkamp. Mittlerweile liegt es bereits in der dritten Auflage vor. Bekanntheit erlangte der vielfach preisgekrönte Schriftsteller u.a. durch seine beiden - in 25 Sprachen übersetzten - Romane „Im Frühling sterben“(2015) und „Der Gott jenes Sommers“(2018).
In seinen neuen 11 Prosatexten liefert er eine literarische Phänomenologie der Angst. Das breite Spektrum reicht von der Angst eines älteren Menschen, sein Gedächtnis zu verlieren, bis hin zu der Angst Unschuldiger, die einem Moskauer Henker vorgeführt werden, so in der titelgebenden Geschichte „Hotel der Schlaflosen“. Dieser gibt sich als literarisch gebildeter Anhänger Tschechows zu erkennen, besitzt aber keine Skrupel, einen anderen Schriftsteller in einer zum Foltergefängnis umfunktionierten ehemaligen Übernachtungsstätte im Auftrag Stalins durch Pistolenschuss zu exekutieren. Welche psychischen und physischen Folgen die willkürlichen Schläge einer Mutter lebenslang für ihre Tochter haben, schildert Rothmann in seiner im Stile Jörg Fausers verfassten Erzählung „Auch das geht vorbei“. Dass Erziehung auch ganz anders geht, beschreibt Rothmann in seine Geschichte „Geronimo“, in dem ein Vater einem mit einer Pistole bewaffneten Mann selbstbewusst und lächelnd bittet, den Weg für ihn und seinen Sohn freizumachen. Bei der Schilderung dieser dramatischen Situation gelingt es dem Schriftsteller meisterhaft, eine gelungene Vater-Sohn-Beziehung prägnant in Worte zu fassen, etwa wenn der Sohn das väterliche Lächeln so charakterisiert: „Ich zumindest fühlte mich bei diesem Lächeln stets, als würden Eimer voll goldenen Lichts über mich geleert“(S. 53). Erinnerungen an seine Ausbildung als Maurer vielleicht bei einem cholerischen, auf Akkordarbeit fixierten Meister und einem opportunistischen Polier verarbeitet Rothmann in der Geschichte „Der Dicke Schmitt“.
Was der Schriftsteller in seinen bekannten Romanen schon unter Beweis gestellt hat, nämlich dass er gegenwärtig zu den besten Stilisten der deutschen Gegenwartsliteratur gezählt werden kann, demonstriert er eindrücklich auch in seinen Erzählungen. Deutschlehrkräfte werden durch Rothmanns neues Buch geradezu aufgefordert, endlich auch seine Werke für den Unterricht zu entdecken.
Fazit: Der Erzählband „Hotel der Schlaflosen“ von Ralf Rothmann enthält stilistisch überaus gelungene Prosatexte, welche zum Nachdenken über die Omnipräsenz menschlicher Ängste und eines möglichen, produktiven Umgangs mit ihnen anregen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ralf Rothmann
Hotel der Schlaflosen - Erzählungen
D: 22,00 €
A: 22,70 €
CH: 31,50 sFr
Erschienen: 12.10.2020
Leinen, 200 Seiten
ISBN: 978-3-518-42960-0
Auch als eBook erhältlich
SWR-Bestenliste
»Fear is a man’s best friend« lautet das Motto von Ralf Rothmanns neuem Erzählungsband Hotel der Schlaflosen, und tatsächlich ist es oft die Angst, die seinen Figuren aus der Not hilft. Der alternde Dozent, dem während einer Autopanne in der mexikanischen Wüste die Logik der Liebe aufgeht, die Geigerin, die eine finale Diagnose erhält, oder das Kind im Treppenflur, das seine Prügelstrafe erwartet – sie alle erfahren Angst auch als spiegelverkehrte Hoffnung. Und sogar in der erschütternden Titelgeschichte, dem Gespräch des Schriftstellers Isaak Babel mit Wassili Blochin, seinem Moskauer Henker, für den eine Pistolenkugel die letzte und höchste Wahrheit ist, lässt uns der Autor teilhaben an der Einsicht, dass es eine höhere gibt.

Nach dem überaus erfolgreichen, in fünfundzwanzig Sprachen übersetzten Roman-Diptychon Im Frühling sterben und Der Gott jenes Sommers legt Ralf Rothmann mit Hotel der Schlaflosen seinen neuen, von mitreißender Sprachkraft und großer Empathie getragenen Erzählungsband vor, elf Meisterstücke – und en passant eine Chronik menschlicher Befindlichkeiten von der Nachkriegszeit bis zur Gegenwart.
Inhaltsverzeichnis
Wir im Schilf 9
Hotel der Schlaflosen 23
Geronimo 46
Auch das geht vorbei 59
Der Dicke Schmitt 73
Das Sternbild der Idioten 102
Alle Julias! 119
Admiral Frost 133
Die Nacht in der Wüste 157
Der Wodka des Bestatters 179
Ein leises Ziehen in der Herzgegend 201