lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Karl Marx in Algier Leben und letzte Reise eines Revolutionärs
Karl Marx in Algier
Leben und letzte Reise eines Revolutionärs




Uwe Wittstock

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406830723 (ISBN: 3-406-83072-2)
249 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, März, 2025

EUR 26,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Am 18. Februar 1882 besteigt Karl Marx in Marseille den Dampfer «Said» und verlässt zum ersten Mal Europa. Den Tod seiner Frau Jenny drei Monate zuvor hat er nicht verwunden. Er ist krank und hofft auf Genesung in Algier. Während er dort die Eindrücke der neuen Kultur auf sich wirken lässt, zieht er unsentimental eine Art Resümee seines Daseins und Wirkens. Uwe Wittstock erzählt lebendig und fesselnd von der letzten großen Reise des großen Denkers und blickt mit ihm zurück auf sein außergewöhnliches Leben.

„Dies ist ein wunderbares Buch. Uwe Wittstock wechselt elegant zwischen Biografie und Erzählung, und ihm gelingt das Kunststück, die philosophischen Ideen dieser Zeit mühelos zu erklären.“

Ferdinand von Schirach

„Uwe Wittstock beschreibt Marx` Leben und Wirken so lehrreich, klug und spannend wie elegant und leicht von jenen zehn Wochen aus, die er im Frühjahr 1882 in Algier verbrachte.“

Axel Hacke, Süddeutsche Zeitung

„Wie Uwe Wittstock das Bedeutende mit leichter Hand erzählt, ist eine große Kunst und für den Leser ein großes Vergnügen.“

Christine Westermann, WDR5
Rezension
Ideologie, Basis, Überbau, Kapital, politische Ökonomie, Produktionsverhältnis, Produktivkräfte, Produktionsmittel, Arbeit, Arbeitsteilung, Mehrwert, Gebrauchswert und Tauschwert – das sind zentrale Begriffe der Sozialphilosophie von Karl Marx (1818-1883). Mit dem Philosophen, Soziologen, Ökonomen, politischen Akteur und Journalisten verbindet man Städte wie Trier, Paris, Köln oder London, nicht aber Algier. Dorthin reiste Marx - elf Monate vor seinem Tode – am 18.2.1882 von Marseilles aus. Zehn Wochen lebte er in der Hafenstadt zur Genesung von seiner Erkrankung.
Wie der Denker dort seine Zeit verbrachte, beschreibt Uwe Wittstock anschaulich in seinem Buch „Karl Marx in Algier. Leben und letzte Reise eines Revolutionärs“, erschienen 2025 bei C.H. Beck. Dabei handelt es sich um eine überarbeitete Version seines erstmals 2018 publizierten Werks „Karl Marx beim Barbier“. Bekanntheit erlangte der ehemalige Focus-Redakteur und Sachbuchautor durch seine Bestseller „Februar 33. Der Winter der Literatur“(6. Aufl. 2021) und „Marseille 1940. Die große Flucht der Literatur“(10. Aufl. 2024), die auch in andere Sprachen übersetzt wurden.
In seinem Buch über Marx beleuchtet Wittstock gekonnt den Algier-Aufenthalt des Sozialphilosophen unter besonderer Bezugnahme auf dessen persönliche Tagebuchaufzeichnungen, Notizen und Briefe, sowie historische Reiseberichte über die Hafenstadt im 19. Jahrhundert. Wie in seinen anderen Bestsellern ergänzt der Autor seine Narration um eigene fiktive Darstellungen. In seinem Buch folgt jeweils auf ein Kapitel zu Marx in Algier eines zu seinen einzelnen Lebensstationen in bestimmten Städten. So changiert das Buch Wittstocks zwischen Biografie, Sachbuch und Erzählung.
Gut ausgewählte Zitate aus den Schriften von Marx zeugen zudem davon, dass der Autor mit dem Forschungsstand zu dem Denker vertraut ist, genauso sein Hinweis darauf, dass dieser in den 1870er Jahren eine ökologische Kritik entwickelte. Dieses deckt sich übrigens mit den Forschungen des japanischen Philosophen Kohai Saito zum Spätwerk von Marx, der in ihm einen Vertreter des Degrowth-Kommunismus identifiziert. Marx` Kritik am Wachstumsparadigma hätte Wittstock noch genauer in seinem Werk berücksichtigen können. Die Aktualität von Marx besteht für ihn in der Kapitalismuskritik und in der materialistischen Erkenntnis: „Die Analyse jedes beliebigen Phänomens der menschlichen Existenz bleibt unvollständig, solange dessen materielle Grundlagen im Wirtschaftsgefüge der Gesellschaft nicht berücksichtigt werden.“(S. 232) Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik, Geschichte und Politik werden durch das vorliegende Buch jedenfalls motiviert, sich in ihrem Fachunterricht mit den Grundlagen der Marxschen Sozialphilosophie problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Uwe Wittstock ist mit seinem Buch „Karl Marx in Algier“ ein überaus lesbarer Überblick in eleganter Sprache über das Leben und die philosophischen Hauptgedanken des revolutionären Denkers gelungen, welcher dazu einlädt, über seine Philosophie nachzudenken – gerade im Zeitalter des digitalen Kapitalismus.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Wittstock, Uwe
Karl Marx in Algier
Leben und letzte Reise eines Revolutionärs.
Am 18. Februar 1882 besteigt Karl Marx in Marseille den Dampfer «Said» und verlässt zum ersten Mal Europa. Den Tod seiner Frau Jenny drei Monate zuvor hat er nicht verwunden. Er ist krank und hofft auf Genesung in Algier. Während er dort die Eindrücke der neuen Kultur auf sich wirken lässt, zieht er unsentimental eine Art Resümee seines Daseins und Wirkens. Uwe Wittstock erzählt lebendig und fesselnd von der letzten großen Reise des großen Denkers und blickt mit ihm zurück auf sein außergewöhnliches Leben.
Als Karl Marx 1882 im Hafen von Algier an Land geht, wird er von einem einstigen sozialistischen Untergrundkämpfer empfangen. Doch von politischem Kampf kann für Marx keine Rede mehr sein. Mit Europa hat er die ideologischen Schlachtfelder hinter sich gelassen, der Arzt hat ihm alle geistigen Anstrengungen verboten. Was bleibt ihm übrig, als sich Erinnerungen hinzugeben? Anhand von teils unpublizierten Quellen schildert Uwe Wittstock die Monate in Algier und beleuchtet zugleich das Leben dieses ebenso oft überhöhten wie vorschnell verdammten Denkers: die wilden Studienjahre in Bonn und Berlin, Marx’ frühe poetische Ambitionen, seine seltsam bremsende Rolle im Revolutionsjahr 1848, dann das ewige Exil, die Zumutungen der Armut. Warum blieb Marx fast lebenslang politisch isoliert, und wieso ließ er sein Hauptwerk, das Kapital, unvollendet liegen? Am Schluss seiner Zeit in Algier geht Marx zum Barbier und lässt sich seinen Revolutionärsbart abnehmen: Ein später Widerruf?
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung
Algier I: Kalte Stadt 9
Trier und die Väter 17
Algier II : Profunda melancolia 27
Berlin und der Student 34
Algier III: Die große Faust 61
Paris und das Genie 71
Algier IV: Hausarrest 93
Brüssel und die Theorie 97
Algier V: Das Palais im Park 113
Köln und die Revolution 122
Algier VI: Vom Wunsch zu schweigen 140
Intermezzo: Julius Fröbel 147
London und das Elend 155
Algier VII: Im Garten der Versuche 180
London und der Ruhm 187
Algier VIII: Die Kunst des Abschieds 212
Epilog oder: Bilder und Bärte 221
Dank 235
Anmerkungen 237
Bildnachweis 245
Personenregister 247