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Jugendliche zwischen Krise und Störung Herausforderungen für die psychodynamische Psychotherapie
Jugendliche zwischen Krise und Störung
Herausforderungen für die psychodynamische Psychotherapie




Annette Streeck-Fischer

Klett-Cotta , Schattauer
EAN: 9783608400588 (ISBN: 3-608-40058-3)
208 Seiten, hardcover, 17 x 25cm, Januar, 2021, mit zahlreichen Tabellen

EUR 38,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Jugendliche verstehen und behandeln

- Differenziert: Was zeichnet die Adoleszenz aus und wann spricht man von einer Adoleszenzkrise?

- Anschaulich: Was die Psychotherapie mit Jugendlichen besonders macht

- Praktisch: Fallstricke in der Therapie Jugendlicher kennen und damit umgehen

Jugendliche halten Erwachsenen einen Spiegel vor. Sie machen auf gesellschaftliche Mängel aufmerksam, reagieren auf die Hypokrise der Elterngeneration und demonstrieren gegen eine Politik, die sich unzureichend um ihre Belange und ihre Zukunft kümmert. Aber was, wenn sie in ihrer Entwicklung in eine Krise geraten? Dieses Buch befasst sich mit den Fragen, die für die Psychotherapie von Jugendlichen in der Adoleszenz von Bedeutung sind:

- Sind Jugendliche heute „anders“ als früher?

- Wie wird die Adoleszenz heute bewältigt?

- Ist ein grundlegendes Umdenken erforderlich, um aktuelle Erscheinungsformen von Adoleszenzkrisen und adoleszenten Störungsbildern zu verstehen?

Der erste Teil des Buches stellt psychische, soziale und neurobiologische Prozesse dar sowie daraus entstehende Entwicklungsaufgaben, Wege der Bewältigung und Risiken, die die Adoleszenz kennzeichnen. Im zweiten Teil behandelt die Autorin praxisnah die Adoleszenz- und Identitätskrisen, wie sie im psychotherapeutischen Kontext erkennbar werden. Im letzten Teil werden die besonderen Anforderungen an eine Psychotherapie von Jugendlichen ausführlich besprochen, die auf ihre psychosozialen Bedingungen ausgerichtet ist. Anhand von Therapie-Beispielen mit „schwierigen“ Jugendlichen werden schließlich häufige therapeutisch-technische Fehler diskutiert und Lösungswege vorgeschlagen.

Annette Streeck-Fischer, Prof. Dr. med. habil., Kinder- und Jugendpsychiaterin, Psychoanalytikerin, Hochschullehrerin an der International Psychoanalytic University Berlin (IPU). Von 1983 bis 2013 Chefärztin der Abteilung „Psychiatrie und Psychotherapie von Kindern und Jugendlichen“ des Akademischen Lehrkrankenhauses Tiefenbrunn bei Göttingen. Von 2011 bis 2015 Präsidentin der ISAPP (International Society of Adolescent Psychiatry), derzeit Past-Präsidentin. Mitherausgeberin der Zeitschrift „Adolescent Psychiatry“; bis 2013 verantwortliche Herausgeberin der Zeitschrift „Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie“. Ehem. Mitglied in wissenschaftlichen Beiräten verschiedener psychotherapeutischer Zeitschriften, seit 2016 Mitglied des wiss. Beirats der französischen Zeitschrift „Cliniques“. Zahlreiche Veröffentlichungen u.a. zu Psychotherapie von Jugendlichen, Adoleszenz, Rechtsextremismus, Gewalt, Trauma, Misshandlung, Missbrauch, Borderlinestörungen in der Adoleszenz.
Rezension
Jugendliche vermitteln oft den Eindruck, dass die Lebensphase der Adoleszenz für sie völlig ohne Probleme verläuft. Tatsächlich ist diese Phase des Lebens jedoch getrieben von Fragen. Die Adoleszenz ist eine Zeit, in der sich vieles verändert und kaum noch etwas so bleibt wie bis dahin gewohnt. Der Körper verändert sich in einer Weise, die beunruhigt und deshalb oftmals abgetan oder verleugnet wird. Jugendliche fragen sich, wer und wie sie eigentlich sind. Diese Fragen können leicht ins Krisenhafte geraten und zu psychosozialen Störungen führen. Wie wird die Adoleszenz heute bewältigt? Wie stellen sich aktuelle Adoleszenzkrisen und adoleszente Störungsbilder dar? Die Autorin zeigt zunächst die aus der Adoleszenz entstehenden Entwicklungsaufgaben der Jugendlichen auf sowie die zugehörigen Wege der Bewältigung und die damit verbundenen Risiken. Dan beschreibt sie die Adoleszenz- und Identitätskrisen, wie sie im psychotherapeutischen Kontext erkennbar werden. Anhand von Therapie-Beispielen mit "schwierigen" Jugendlichen werden häufige therapeutisch-technische Fehler diskutiert und Lösungswege vorgeschlagen.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Dieses Buch richtet sich an:
Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen aller Schulen, besonders PsychodynamikerInnen; Kinder- und JugendlichenpsychiaterInnen; SozialarbeiterInnen; PsychologInnen
Inhaltsverzeichnis
1 Zur Adoleszenz
Was ist Adoleszenz und warum ist sie so wichtig? 1


1.1 Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz 4
1.1.1 Die Veränderungen des Körpers 5
1.1.2 Loslösung von den Eltern 6
1.1.3 Neugestaltung von Beziehungen zu Gleichaltrigen 8
1.1.4 Selbstvertrauen und neue Wertorientierungen 10
1.1.5 Soziale und berufliche Entwicklung 11
1.1.6 Emerging Adulthood 11
1.2 Adam und Eva – eine Adoleszenzgeschichte 12
1.3 Adoleszenz und Neurobiologie 15
1.4 Identität – Bindung – Gleichaltrige 18
1.4.1 Zur Identitätsentwicklung 18
1.4.2 Bindungsentwicklung in der Adoleszenz 20
1.4.3 Die Bedeutung der Gleichaltrigen 22
1.5 Männlich – weiblich – divers: Krisen um den geschlechtlichen Körper 24
1.6 Selbst- und Identitätsentwicklung aus psychoanalytischer Sicht 27
1.6.1 Von der Differenzierung zur Ablösung 27
1.6.2 Die Frühadoleszenz 32
1.6.3 Kanalisierung des zunehmenden Triebdrucks – Grauen, Mutproben, Initiationsriten 38
1.6.4 Die eigentliche oder mittlere Adoleszenz 42
1.7 Spätadoleszenz 57
1.7.1 Phase der Entwicklung realistischer Selbst- und Objektbilder 57
1.7.2 Die Reinszenierung infantiler Konflikte und ihre ich-syntone Bewältigung 59
1.8 Eltern in der Adoleszenz 62

2 Adoleszenz zwischen Krise und Störung 65

2.1 Noch einmal zur Adoleszenzkrise 66
2.2 Krisen – wenn der Körper zum Austragungsort wird 73
2.2.1 Genderinkongruenz – Genderdysphorie – Transgender: ein Leben im falschen Körper? 73
2.2.2 Selbstverletzung – wenn der Körper attackiert wird 78
2.2.3 Essensverweigerung – Entwicklungsstillstand als Notmaßnahme 81
2.3 Scham und digitale Medien: Rückzug aus dem Sozialen 82
2.3.1 Suchtverhalten oder Verlorengehen in einer Pararealität 84
2.4 Wenn das Soziale bekämpft wird 86
2.4.1 Scham, Aggression und Gewalt 86
2.5 Jugendliche im Borderland – Identitätssuche in verschiedenen Welten 91
2.5.1 Identitätsfindung bei Migrationshintergrund 91
2.5.2 Borderland-Problematiken bei bi-kulturellem Hintergrund 93

3 Psychotherapie mit Jugendlichen 101

3.1 Adoleszenz und Strukturbildung – ein Beitrag zur Differenzierung 102
3.2 Entwicklung von Adoleszenz-Psychotherapie 107
3.3 Psychodynamische Therapieverfahren im Jugendalter und ihre Anwendungen 109
3.4 Das Gespräch 111
3.5 Der Fall Dora 114
3.5.1 Noch einmal weibliche Adoleszenz 117
3.5.2 Die gescheiterte Beziehung zwischen Freud und Dora 120
3.5.3 Fehler in der Behandlung 126
3.6 Was in der Therapie von Jugendlichen zu beachten ist 126
3.7 Die psychoanalytisch-interaktionelle Methode (PiM) 128
3.7.1 Besonderheiten bei strukturellen Störungen jugendlicher Patienten 129
3.8 Zur psychodynamischen Arbeitsweise 130
3.9 Praktische Aspekte der Behandlung 132
3.9.1 Der Behandlungsbeginn 132
3.9.2 Aufklärung und Paktabsprachen 132
3.9.3 Die ersten Stunden 134
3.9.4 Affekte und Gefühle 135
3.10 Psychotherapeutische Arbeit mit den Eltern von Jugendlichen 136
3.11 Ein Fallbeispiel 137
3.11.1 Lebensgeschichtliche Bedingungen 138
3.11.2 Zur Therapie 139
3.12 Noch einmal zu Fehlern in der Behandlung 144

4 Gruppenpsychotherapie bei Jugendlichen 148

4.1 Noch einmal zur Bedeutung der Gruppe für Jugendliche 148
4.1.1 Gruppenprozesse in der stationären Psychotherapie 149
4.2 Gruppentherapie mit Jugendlichen 150
4.2.1 Zur Methode 152
4.2.2 Ein Beispiel aus der stationären Gruppenpsychotherapie 152
4.2.3 Die Kombination von Einzel- und Gruppentherapie 155

Literatur 156
Sachverzeichnis 174