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Jesus für Zweifler
Jesus für Zweifler




Christian Nürnberger

Gütersloher Verlagshaus
EAN: 9783579069678 (ISBN: 3-579-06967-5)
272 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, 2007

EUR 19,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
"Ein subversiver Untergrund-Glaube in mir lässt mich inwzischen vermuten, dass das Schicksal der Welt davon abhängt, ob der Kirche nach zweitausendjährigen Fehlversuchen doch noch das Unwahrscheinliche gelingt: ihren Glauben als wahr zu erweisen. Ja, ich neige neuerdings wieder zu der Ansicht, dass die Botschaft des Juden Jesus vielleicht doch - unterm Strich - für die Welt ein Segen war, ist und bleibt, und dass diese Botschaft auch in der Zukunft verkündet, aber besser verstanden und praktiziert werden sollte. Vor allem: Diese Botschaft ist viel zu wichtig, als dass man sie den Gläubigen alleine überlassen dürfte, und schon gar nicht dem Lutherischen Weltbund, dem Papst, den feministischen Theologinnen, dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken oder gar dem Opus Dei. Diese Botschaft geht alle an, auch die Ungläubigen, und darum ist es höchste Zeit, sich mal wieder mit diesem Jesus Christus zu beschäftigen, gerade für die Ungläubigen. Für die Gläubigen natürlich auch. Für die Zweifler sowieso." Christian Nürnberger

"Dieses ist ein Buch für die Ungläubigen und Zweifelnden, die Unsicheren und Orientierungslosen. Ihnen möchte ich auseinandersetzen, warum wir das Christentum, trotz seiner bekannten Geschichte, noch brauchen. Ihnen möchte ich jene spezifisch christliche Wahrheit und jene besondere christliche Sicht auf die Wirklichkeit zeigen, die auch dann gültig bliebe, wenn sich erwiese, das alles, was in der BIbel steht, erfunden ist und sich historisch nie ereignet hat. Es geht um jene bleibende Wahrheit des Christentums, die durch keine wissenschaftliche Untersuchung widerlegt werden kann. Es geht um jene Wahrheit, deren Anerkennung für diesen Planeten überlebensnotwendig ist. Es geht um das, was wir retten sollten, wenn das Christentum nicht mehr zu retten wäre." Christian Nürnberger
Rezension
'Jesus für Zweifler' ist gewissermaßen der autobiografische Sidekick zu Nürnbergers Büchern 'Das Christentum. Was man wirklich wissen muss' und zu 'Die Bibel. Was man wirklich wissen muss'. Die Befreiungsgeschichte, die er darin erzählt, dürfte vielen, die in religiösen Milieus aufgewachsen sind, vertraut vorkommen, wie immer auch ihre jeweiligen persönlichen Varianten aussahen. Bei Nürnberger ist es der Ausbruch aus einer pietistischen Dorfwelt in Franken, der über ein desillusionierendes Theologiestudium zu einem unbeschwerten Agnostizismus führte.
Inzwischen hat Nürnberger das Christentum für sich wieder entdeckt und versucht darzulegen, warum und in welchen Punkten man an ihm festhalten kann und festhalten soll. Da seine Verhältnis zu Bibel und Christentum direkt mit seiner persönlichen Geschichte zusammenhängt, ist 'Jesus für Zweifler' durch drei Stränge bestimmt: Die eigene Geschichte, Nürnbergers Auseinandersetzung mit der Theologie und seine Ansatzpunkte für eine zeitgenössische Form des Glaubens.
Der Titel 'Jesus für Zweifler' führt dabei ein wenig in die Irre, denn Zweifler sind bei ihm nicht radikale Denker oder gar militante Atheisten, sondern Menschen wie er, die dank Herkunft aus christlichen Milieus bei aller Distanz doch ein gewisses Interesse für das Christentum bewahrt haben, die moderaten Zweifler, gewissermaßen. Für sie schreibt er und er schreibt gut, eingängig und ohne dass er, dank seiner journalistischen Erfahrung, in theologische Fachterminologie abdriftet.
Aber kann er überzeugen? Da hat der Rezensent seine Zweifel, vor allem, was den Ansatzpunkt für seine neue Gläubigkeit betrifft: die Integrierte Gemeinde.
Aber der Reihe nach: Strang 1 erzählt autobiografisch, was ihm während seiner kirchlichen und christlichen Sozialisation widerfahren ist und wie er sich aus deren lähmender Enge befreit hat. Das ist erhellend, weil sich aus dieser Geschichte seine Themen, sein journalistisches und schriftstellerisches Engagement und seine Positionen erklären. In mancher Hinsicht ist es auch eine exemplarische Biografie, die er erzählt, aber sie bietet nur wenige Überstiege vom Persönlichen ins Grundsätzliche.
Strang 2, der theologische, ist im Wesentlichen eine Auseinandersetzung mit Bibelkritik und Bultmanns Entmythologisierung und belegt Nürnbergers in keiner Weise zu widersprechender Überzeugung, dass es der Pastoral bis heute nicht gelungen ist, die einleitungswissenschaftlichen und exegetischen Erkenntnisse über Altes und Neues Testament in die Alltagspraxis der christlichen Gemeinden hinein zu übersetzen. Es wird gepredigt, als ob die Bibelkritik der letzten hundertfünfzig Jahre nicht stattgefunden hätte. Den Kern des christlichen Glaubens sieht Nürnberger dabei im Rückgriff auf die Bibel zu Recht in seinem Befreiungspotential und seiner sozialen Sprengkraft: Er hält die Utopie einer besseren Welt (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) wach, wenn man ihn von seinen Überkrustungen aller Art befreit.
Strang 3, das Ziel, auf die Nürnbergers Argumentation hinführt, ist folgendermaßen auf den Punkt gebracht: "Gottes Lösung für die Probleme der Welt ist die christliche Gemeinde" (262). Er meint damit das Modell der Integrierten Gemeinde, von den kirchlichen Organisations-Strukturen abgelöste, sie durchdringende, überlagernde oder sie auch ignorierende Basisgruppen, die Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit auf der Basis der Botschaft Jesu in der Gegenwart zu verwirklichen suchen.
Diese Gemeinden sind zweifellos kleine Leuchttürme, die in die Zukunft des Glaubens weisen und ihm neue Glaubwürdigkeit und gesellschaftsverändernde Radikalität verleihen. Auch können sie, wie für Nürnberger, Menschen zu einer neuen Heimat werden. Aber wer Gott sucht und sich mit Jesus und seiner Botschaft auseinandersetzt, sucht mehr als eine Integrierte Gemeinde.
Meiner Meinung nach setzt Nürnberger nicht grundsätzlich genug an: Hinter Kritik an religiöser Sozialisation, hinter Kirchenkritik und hinter kritischer Auseinandersetzung mit der Bibel steht immer die große Frage nach Gott. Und sie ist mehr als die Frage nach brüderlichem und geschwisterlichem Zusammenleben unter den Bedingungen unserer Wohlstandsgesellschaft. 'Gott für Zweifler' ist das eigentliche Thema und nur vom Gottesglauben her bekommt Jesus seine Bedeutung: Ist er wirklich ein Wahn, dann hat alles, was aus ihm folgt, keine Bedeutung oder zumindest keine, die mehr Anspruch erheben könnte als beliebige andere Auffassung darüber, wie es sich mit der Welt und den Menschen verhält und worauf das alles hinauslaufen soll.
Fazit also: ein anregendes Buch, das die Geneigten und Wohlwollenden zu neuem Engagement führen mag, die wirklichen Gottes-, Glaubens- und Jesusbezweifler aber nicht erreichen wird.

Matthias Wörther, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Agnostisch an Gott glauben - ein spannender Erfahrungsbericht
Überraschende Anregungen für ein aufgeklärtes Leben im Glauben
Geschrieben von einem Bestseller-Autor

Christian Nürnberger hat einen langen Weg hinter sich. Seinen Kinderglauben hat er verloren und um einen Erwachsenenglauben zu entwickeln, studierte er Theologie. Doch den Glauben an Gott verlor er hier endgültig. Und weil man nicht atheistisch an Gott glauben kann, hängte er die Theologie an den Nagel und zog nun als fröhlicher Agnostiker durch die Welt.
Drei Jahrzehnte später erkennt Nürnberger, dass er in all den Jahren nichts anderes getan hat, als agnostisch an Gott zu glauben. Wie das geht? Genau das erzählt er in diesem Buch - anschaulich, spannend, unterhaltsam und bisweilen auch provokant.
»Christian Nürnberger ist einer, der das Christentum ernst und beim Wort nimmt.« Süddeutsche Zeitung

Aus dem Inhalt:
»Auch wenn man die Bibel nur als literarisches Werk liest, man aber die Hintergründe der darin erzählten Geschichten kennt, ist in diesem Buch so viel Wahrheit, dass man davon profitiert, ohne gläubig sein zu müssen. ...
Ich selbst bezeichne mich als Agnostiker, das heißt, ich weiß nicht, ob Gott existiert, aber die biblischen Geschichten sind für mich in sich so schlüssig, so modern und revolutionär, dass sie mir auch ohne den Glauben an Gott viel geben können. Die ganze abendländische Geistesgeschichte, zum Beispiel die Aufklärung, wurzelt ganz tief in der Bibel. Wenn Sie nur den Exodus nehmen, den Auszug der Juden aus Ägypten - diese Geschichte hat viele Befreiungsbewegungen geprägt. Auch die Idee von der Gleichheit aller Menschen, unabhängig von ihrer Leistung, ist auf jeden Fall revolutionär, selbst wenn Gott nicht wäre.«
Christian Nürnberger

Kurzvita:
Christian Nürnberger, geboren 1951, Absolvent der Hamburger Henri-Nannen-Schule, war Redakteur bei "Capital" und Textchef bei "hightech". Seit 1990 ist er als Publizist und freier Autor unter anderem für "DIE ZEIT" und die "Süddeutsche Zeitung" tätig. Er lebt mit seiner Familie in Mainz.
Inhaltsverzeichnis
00 Vorwort 7

A Heimweh, ein Phantomschmerz

01 Unglaubensbekenntnis 16
02 Meine Beziehung zu Gott? Oh Gott! 23

B Alte Heimat

03 Kinderglaube 32
04 Sisyphos, die Weltformel, eine Hoffnung und die letzten Fragen 37
05 Das Gebet, die Not, der Tod und ein gebrochenes Versprechen 47
06 Hier stehe ich und weiß nicht weiter 53
07 Der andere Jakobsweg 57
08 Liebe und Onanie 65
09 Evangelisch in Franken - frisch, fromm, fröhlich, unfrei 74
10 Physik, Religion und Politik 79

C Heimatvertrieben

11 Klapperstorch-Erlebnisse beim Studium der Theologie 92
12 Glaube und Wissen 101
13 Dichtung und Wahrheit 111
14 Die Konstruktion von Sinn 124
15 Wer hat die Bibel geschrieben? 135
16 Was vom Wort noch übrig bleibt 142
17 Die Wahrheit hinter den Mythen 148
18 Ab jetzt heimatlos 162
19 Glaube, Glück und Überleben 173
20 Die Krankheit zum Tode und ihre Chance auf Heilung 184
21 Eine kurze Geschichte der Freiheit in drei Minuten 197
22 Was die Bibel uns noch zu sagen hat 201
23 Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit 206
24 Die Sozialordnung Gottes 217
25 Israels erste Intellektuelle und ihre große Erzählung 228

D Neue Heimat

26 Jesus 240
27 Abraham für Agnostiker - ein Glaubensbekenntnis 248
28 Zu guter Letzt: ein Sündenbekenntnis und ein Bericht aus einer anderen Welt 259