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Janusz Korczak - Themen seines Lebens
Eine Werkbiographie
Friedhelm Beiner
Random House
, Gütersloher Verlagshaus
EAN: 9783579065618 (ISBN: 3-579-06561-0)
288 Seiten, paperback, 15 x 23cm, 2011
EUR 19,99 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Henryk Goldszmit - weltbekannt unter dem Namen janusz Korczak, geboren in Warschau 1878 (1879?), ermordet mit seinen Zöglingen in Trebiinka 1942, war Arzt, Schriftsteller und Erzieher, in 24 Büchern und 1000 Artikeln in Zeitungen und Zeitschriften trat er auf als Ankläger der Gesellschaft und Verteidiger des Kindes, Aus jüdischbürgerlichem Haus stammend, aber früh vertraut mit »Warschauer Elend«, verschrieb er sich ganz der »Sache des Kindes«, widmete sein Leben den Ausgestoßenen, Aufgegebenen, Abgegebenen, Im Waisenhaus »Dom Sierot«, Warschau, Krochmalna 92, profilierte er seine Ideen zu einem Erziehungsprogramm, das auf »Achtung« gründete, treu seinem frühen Credo: »Kinder werden nicht erst zu Menschen, sie sind schon welche.« Zahlreiche Biographien, Filme und szenische Entwürfe haben die dramatische Lebensgeschichte des »Vaters fremder Kinder« (Jan Piotrowski) bekanntgemacht.
Die »Werkbiographie« zeichnet die wichtigsten Themen seines Lebens in chronologischer Ordnung nach und verdeutlicht die Breite und Tiefe des Denkens und Handelns dieses großen polnischjüdischen Poeten, Pädagogen und Humanisten.
Rezension
Im Gütersloher Verlagshaus erscheinen seit 1996 Janusz Korczaks "Sämtliche Werke". Mitherausgeber und Leiter der Korczak-Forschungsstelle an der Bergischen Universität Wuppertal ist Prof. Dr. Friedhelm Beiner, der auch die hier anzuzeigende Werkbiogrphie erarbeitet hat. Deutlich treten die reformpädagogischen und gesellschaftskritischen Arbeiten des polnischen Erziehers, Literaten und Kinderarztes Janusz Korczak, der 1878 geboren 1942 zusammen mit den Kindern aus dem Waisenhaus in der Warschauer Krochmalna 92 von den Nazis ermordet wurde, vor Augen. Das umfangreiche publizistische und literarische Werk Janusz Korczaks ist ohne Kenntnis der biografischen Hintergründe, vor denen es entstanden ist, nur schwer zu verstehen. Hier zeichnet Friedhelm Beiner nach, in welchen Lebensabschnitten und unter welchen Eindrücken der Arzt, Literat und Pädagoge seine Themen entwickelte. In der Entfaltung der Lebensthemen Korczaks entsteht so eine einzigartige Werk-Biografie. Sie reicht von den Erinnerungen Korczaks an seine Kinder- und Jugendzeit bis zum Tagebuch aus dem Warschauer Ghetto, das Korczak am 4. August 1942 abbrechen muss, weil die Nazi-Schergen ihn und seine Kinder in die Todeswaggons nach Treblinka trieben.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Das Denken und Handeln des »Vaters fremder Kinder«
- Ein einzigartiger Verständnisschlüssel für das Werk Janusz Korczaks
- Ausgestattet mit einem umfangreichen Titel-, Namen- und Sachregister
Friedhelm Beiner, geb. 1939, Dr. phil., ist emeritierter Universitätsprofessor für Erziehungswissenschaft an der Bergischen Universität Wuppertal. Er war viele Jahre Vorsitzender der Deutschen Korczak-Gesellschaft und Vorstandsmitglied der International Janusz Korczak Association. Er ist international anerkannter Experte für Leben und Werk des polnisch-jüdischen Kinderarztes, Erziehers und Poeten Janusz Korczak und Herausgeber und Kommentator der „Sämtlichen Werke“ des Janusz Korczak (16 Bände) in deutscher Sprache (unter Mitwirkung von Erich Dauzenroth).
Inhaltsverzeichnis
Einführung 13
Geburt und Herkunft: 1878 (79?) 15
1. Erinnerungen an die Kindheit: 1878–1890 17
1.1 Vorschulzeit (1878–1885) 17
1.2 Grundschulzeit (1885–1890) 19
2. Gymnasialzeit: 1891–1898 21
2.1 Beichte eines Schmetterlings (1892ff) 21
2.2 Mein letztes Gedicht (1893) 22
2.3 »Die Welt reformieren heißt …« (1894/95) 23
2.4 Der Gordische Knoten (1896) 24
2.5 Tod des Vaters (1896) 25
2.6 Frühling (1897) 25
2.7 Wohin? (1898) 26
3. Die Studentenzeit: 1898–1905 28
3.1 Die Schweizreise (1898) 31
3.2 Im Dienste der Volksbildung (1898/99) 32
3.3 Die Auszeichnung (1899) 32
3.4 Das pädagogische Credo (1899) 33
3.5 Kinder und Erziehung (1900) 33
3.6 Sozialpädagogisches Engagement (1900/01) 34
3.7 Kinder der Straße (1901) 36
3.8 Didaktische Ambitionen (1902) 36
3.9 Ein umtriebiger Student (1902) 38
3.10 Meine weisen Gedanken (1903) 41
3.11 In einer Sommerkolonie (1904) 41
3.12 Zusammenarbeit mit der Gruppe um Głos (1904/05) 44
3.13 Die Promotion (1905) 45
4. Kinderarzt und Publizist: 1905–1912 47
4.1 Stationsarzt im Berson-Bauman-Spital (1905ff) 47
4.2 Staat und Schule (1905) 48
4.3 Zur Judenfrage (1905) 49
4.4 Intermezzo im russisch-japanischen Krieg (1905/06) 49
4.5 Kritik an der Gesellschaft (1906) 50
4.6 Zum polnischen Gesundheitssystem (1906) 51
4.7 Kind des Salons (1906) 53
4.8 Ein gefragter Arzt und Redner (1906) 56
4.9 Die Schule des Lebens (1907) 58
4.10 Der Reformpädagoge 60
4.11 Die Sommerkolonie als erzieherische Herausforderung (1907) 62
4.12 Fortbildung in Berlin (1907/08) 65
4.13 »Sympatisant des Sozialismus« (1908) 66
4.14 Bilder aus dem Spital (1908/09) 67
4.15 Vorstandsmitglied der Gesellschaft »Hilfe für Waisen« (1909) 68
4.16 Fortbildung in Paris (1909) 70
4.17 Der kleine Schrei im großen Lesesaal (1909) 70
4.18 Politisch nicht erwünscht (1909) 72
4.19 Der Pädiater (1909/10) 73
4.20 Die ersten Kinderbücher (1909/10) 75
4.21 Planungen für ein »Haus der Waisen« (1910) 77
4.22 Juden und Nicht-Juden in Polen (1910) 78
4.23 Das Recht des Kindes auf Fürsorge (1911) 79
4.24 Grundsteinlegung in der Krochmalna-Straße (1911) 80
4.25 Studienaufenthalt in London (1911) 80
4.26 Die Lebensentscheidung für den Dienst am Waisenkind (1911) 81
5. Gründer einer Kinderrepublik: 1912–1913 84
5.1 Ruhm (1912) 85
5.2 Zur Eröffnung des Dom Sierot (1913) 85
5.3 Erste Schritte demokratischer Organisation (1913) 87
6. Ein »poetischer Pädagoge«: 1913–1914 91
6.1 Aus der Pespektive von Kindern (1913) 92
6.2 Gebet (1914) 97
7. Die Zeit des Ersten Weltkriegs: 1914–1918 100
7.1 Bei polnischen Kindern in Kiew (1915) 100
7.2 »Wenn jemand fragt, wieviel 2 x 2 ist …« (1916) 101
7.3 Beobachtungsstudien am Rande des Krieges (1917/18) 102
7.4 Aus dem Krieg (1918) 103
7.5 Was auf der Welt passiert (1918) 106
8. Konturierung des Erziehungsmodells: 1918–1920 109
8.1 Die Grundrechte des Kindes (1918) 110
8.2 Erziehungsdiagnostik (1919) 115
8.3 Bildungsberater in der Zweiten Polnischen Republik (1919) 117
8.4 Berichte über das Dom Sierot (1919) 119
8.5 Die Eröffnung eines zweiten Waisenhauses (1919) 120
8.6 Die Zeitung des Nasz Dom (1919) 121
8.7 Die Erziehungs-Tetralogie: Wie liebt man ein Kind (1920) 122
8.8 Institutionen der Selbstverwaltung (1920) 130
8.9 Das Recht auf Anklage und das Gericht (1920) 135
8.10 Die »konstitutionelle« Funktion des Gerichts (1920) 139
8.11 Prinzipien und gesellschaftspolitische Bedeutung 140
9. Allein mit Gott: 1920–1921 143
9.1 Tod der Mutter (1920) 143
9.2 Gebet eines Erziehers (1921) 145
9.3 Die Frage nach der Religion 145
10. Erzieher der ErzieherInnen: 1921ff 152
10.1 In der Kolonie »Różyczka« (1921) 152
10.2 Der Frühling und das Kind und Über die Schulzeitung (1921) 153
10.3 Ausbildung von Kindergärtnerinnen (1922ff) 156
10.4 ErzieherInnen-Ausbildung in der Burse (1923ff) 157
11. Reformator der Kinderliteratur und Kinderpresse: 1923–1926ff 161
11.1 Die König-Maciuś-Erzählungen (1923) 161
11.2 Der Bankrott des kleinen Jack (1924) 164
11.3 Wenn ich wieder klein bin (1925) 164
11.4 Texte für die jüdische Bevölkerungsgruppe (1925) 166
11.5 Unverschämt kurz (1926) 169
11.6 Kleine Rundschau (1926ff) 169
12. Mahner und Forscher: 1926–1933 175
12.1 Worauf kommt es bei der Erziehung an? (1926–1928) 175
12.2 Öffentliche Anpragerung der Missachtung des Kindes (1929) 178
12.3 Das Recht des Kindes auf Achtung (1929) 181
12.4 Lebensregeln (1929) 184
12.5 Vorlesungen an Hochschulen (1929ff) 189
12.6 Erste Arbeiten für den Rundfunk (1930/31) 191
12.7 Senat der Verrückten (1931) 192
12.8 Die Selbstverwaltung in der Kritik? (1932) 194
12.9 Die Erforschung von Zuneigung und Abneigung (1933) 195
12.10 Kajtuś, der Zauberer (1933) 198
13. Zeiten des Zweifelns und der Depression: 1933–1938 201
13.1 »Der Horizont hat sich verdüstert« (1933) 202
13.2 Korczak wohnt außerhalb des Dom Sierot (1933ff) 203
13.3 Kritik an der Pädagogik (1934) 204
13.4 Reisepläne (1934) 205
13.5 Erste Reise nach Palästina (1934) 206
13.6 Wer kann Erzieher werden? (1934) 207
13.7 Der erste Brief (1934) 208
13.8 Zurück in Warschau (1934) 211
13.9 Der »Alte Doktor« im Radio (1934/35) 212
13.10 Zweite Reise nach Palästina (1936) 215
13.11 Bruch mit dem Rundfunk und mit dem Nasz Dom (1936) 218
13.12 Depressionen und Bilanzen (1937) 218
13.13 Illusionen (1937) 221
13.14 Sorge um die »unbehauste Menschheit« (1937) 221
13.15 Über die Rettung der Kinder (1937) 223
13.16 Das Leben des Louis Pasteur (1938) 224
13.17 Stefania Wilczyńska in Palästina (1938) 225
13.18 Palästinensischer Besuch in der Złota-Str. 8 (1938) 225
14. Zeiten der Reflexion: 1938–1939 230
14.1 Über die Einsamkeit (1938) 230
14.2 Die Menschen sind gut (1938) 234
14.3 Reflexionen (1938) 236
14.4 Esterkas Geheimnis (1938) 238
14.5 Erziehungskunst (1938) 239
14.6 Kinder der Bibel: Mose (1939) 240
14.7 Drei Reisen Herscheks (1939) 241
14.8 Pädagogik mit Augenzwinkern (1939) 242
15. Kämpfer in Zeiten des Krieges: 1939–1942 246
15.1 Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges (1939) 246
15.2 Erstes Okkupationsjahr – noch in der Krochmalna-Str. (1939/40) 246
15.3 Zweites Okkupationsjahr – in der Chłodna-Str. (1940/41) 250
15.4 Drittes Okkupationsjahr – in der Sienna-/Śliska-Str. (1941/42) 253
15.5 Beständigkeit der pädagogischen Arbeit (1941/42) 254
15.6 Einsatz für Kinder außerhalb des Dom Sierot (1942) 255
15.7 Curriculum vitae (1942) 257
16. Autor des Ghetto-Tagebuches: 1942 260
Sach- und Titelregister 270
Namenregister 285
Bibliographische Angaben zu Janusz Korczak: Sämtliche Werke 288
13
Einführung
Das in den Bänden 1 bis 15 der Sämtlichen Werke veröffentlichte Gesamtwerk
des Janusz Korczak alias Henryk Goldszmit* ist in einem großen Zeitraum
entstanden (1892 bis 1942) und hat natürlich enge biographische Bezüge,
ohne die es nur schwer zu verstehen und zu würdigen ist.
Im vorliegenden Band wird darum beschrieben, in welchen Lebensabschnitten
welche Themen entwickelt wurden und worauf sie im Kern abzielen.
Die Darstellung ist kalendarisch geordnet, so dass mit der Entfaltung
der Themen seines Lebens zugleich eine Art Werk-Biographie Korczaks
entsteht.
In sechzehn Kapiteln, die sechzehn Lebensabschnitten mit je speziellen
Arbeitsschwerpunkten gewidmet sind, werden die Breite und Tiefe des
Korczak’schen Denkens und Handelns nachgezeichnet:
Angefangen von Erinnerungen an die Kindheits- und Jugendjahre, über
die Werkanfänge in der Studentenzeit, hin zur Tätigkeit als Kinderarzt und
Publizist; über den Wechsel zur Pädagogik, hin zur Gründung einer Kinderrepublik;
vom Einsatz als Lazarett-Arzt im Ersten Weltkrieg bis zu Zeiten,
in denen er sich »Allein mit Gott« fühlte; von der Konturierung eines
eigenen Erziehungsmodells bis hin zur Reformierung der Kinderliteratur;
über Zeiten des öffentlichen Mahnens und Forschens, des Zweifelns, der
Depression und des Reflektierens über Einsamkeit und Heiterkeit; bis er
schließlich zum Kämpfer für das Überleben der Kinder im Warschauer
Ghetto und zum Verfasser des letzten Tagebuchs wird, das er am 4. August
1942 jäh abbrechen muss, weil die Nazi-Schergen ihn und seine Kinder in
die Todeswaggons nach Treblinka treiben.
Die Werkbiographie enthält – in enger Anlehnung an die Bände 1–15 und
authentische Dokumente und Zeitzeugenberichte – eine biographisch gegliederte
und wissenschaftlich bearbeitete Zusammenfassung des gesellschaftskritischen
und reformpädagogischen Gesamtwerks Korczaks, das
er in 24 Büchern und über 1000 Fachartikeln in einem Zeitraum von 50
Jahren verfasste und zum größten Teil zu seinen Lebzeiten publizierte. Der
unveröffentlichte Nachlass ist in das Gesamtwerk integriert und wird in
der Werkbiographie mit ausgewertet.
* Zusammengestellt auf S. 288.
14
Zur Erleichterung des Zugriffs auf einzelne Titel, Begriffe oder Lebensereignisse
enthält der Band ein ausführliches Register.
Mit der vorliegenden Veröffentlichung wird die vollständige Hinterlassenschaft
Janusz Korczaks, eines der größten Pädagogen und Humanisten des
zwanzigsten Jahrhunderts, inhaltlich zusammengefasst, biographisch strukturiert
und fachwissenschaftlich kommentiert.
Im Mai 2010 Friedhelm Beiner
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