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Islamismus Geschichte, Vordenker, Organisationen Das Werk ist Teil der Reihe:
(C.H.Beck Wissen; 2827)
Islamismus
Geschichte, Vordenker, Organisationen


Das Werk ist Teil der Reihe:

(C.H.Beck Wissen; 2827)

Tilman Seidensticker

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406660696 (ISBN: 3-406-66069-X)
128 Seiten, paperback, 12 x 18cm, August, 2014

EUR 8,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Spätestens seit der Iranischen Revolution von 1979 und erst recht seit dem 11. September 2001 hält der Islamismus die Welt in Atem. Tilman Seidensticker erklärt, was Muslimbrüder, Salafisten, Wahhabiten und andere Strömungen voneinander unterscheidet, auf welche Vordenker sie sich berufen und mit welchen Mitteln sie operieren, um das Ziel einer islamischen Politik und Gesellschaft zu erreichen. Ein „Muss“ für alle, die den islamischen Fundamentalismus und die Gefahr, die von ihm ausgeht, besser verstehen wollen.

Tilman Seidensticker ist Professor für Islamwissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Seine kommentierte Ausgabe der Geistlichen Anleitung der Attentäter vom 11. September wurde in mehrere Sprachen übersetzt.
Rezension
Islamismus ist spätestens seit dem 11. Sept. 2001 in aller Munde; z.Zt. prägt der Terror des sog. Islamischen Staats (IS) die Medien. Was aber ist Islamismus? Und was unterscheidet ihn vom Islam? Das ist das Thema dieses kompakt informierenden und sinnvoll gegliederten Büchleins (vgl. Inhaltsverzeichnis). Der Islamismus ist nur eine Facette des Islams, so der Autor. So verwirrend und unscharf die Begrifflichkeit auch sein mag, - es lassen sich doch typische Merkmale des Islamismus jenseits der Differenzierung aller Gruppierungen und islamischen Weltregionen benennen: Absolutsetzung des Islam als Lebens- und Staatsordnung, Gottes- statt Volkssouveränität (Theokraie statt Demokratie), ganzheitliche islamische Durchdringung der Gesellschaft, homogene islamische Sozialordnung, Kampf gegen den demokratische Verfassungsstaaten und Potential zu Fanatismus und Gewaltbereitschaft. Der Islam ist also Referenzquelle für alle Aspekte des Lebens, insbesondere des Staates, verbunden mit dem Aufruf zur Rückkehr zum „wahren“ Islam und zur Reinigung vom "Fremden". Nach Überzeugung des Islamismus kann die richtige Ausübung des Glaubens nur durch einen islamischen Staat, der auf den Gesetzen aus Koran und Sunna basiert, sichergestellt werden. Umstritten ist, ob wirklich zwischen Islam und Islamismus unterschieden werden kann.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
„Eine lesenswerte, prägnante Einführung.“
Frank Kaltofen, Portal für Politikwissenschaft, November 2014

„Kompakt und kompetent.“
Jutta Person, Philosophie Magazin, Dezember 2014

„Ein Buch zur richtigen Stunde.“
Benedikt Narodoslawksy, Falter Verlag, November 2014
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

I. Was ist Islamismus? 9

II. Der geschichtliche Hintergrund 15

1. Aufstieg und Niedergang der islamischen Welt 15
2. Die Entstehung von Wahhabismus und Salafismus 17
Wahhabismus 17
Salafismus 24
3. Der koloniale Kontext des frühen Islamismus 28
Das Osmanische Reich 28
Ägypten 1798 bis 1922 30
Kolonialismus, Dekolonisation und Unabhängigkeit 34

III. Prägende Exponenten 39

1. Al-Afghânî und Rashîd Ridâ 39
2. Hasan al-Bannâ, Gründer der Muslimbruderschaft 44
3. Sayyid Qutb, Ideologe des radikalisierten Islamismus 51
4. Khomeini, Gründer der Islamischen Republik Iran 59
5. Hasan at-Turâbî, Pate des islamistischen Sudan 66
6. Nâsir ad-Dîn al-Albânî, Vordenker des Salafismus 69

IV. Organisationen und Parteien 72

1. Die Muslimbrüder nach Hasan al-Bannâ 72
Ägypten 72
Syrien 75
Jordanien 76
2. Islamistische Parteien in der Regierungsverantwortung 78
Die ägyptische «Freedom and Justice Party» (FJP) 78
Salafistische Parteien im ägyptischen Parlament 79
Die tunesische Ennahda 81
Die marokkanische «Partei für Gerechtigkeit
und Entwicklung» (PJD) 83
Die türkische «Partei für Gerechtigkeit und
Entwicklung» (AKP) 85
Die Hamas im Gazastreifen 87
3. Al-Qaida 91
4. Die libanesische Hisbollah 101

V. Rechtfertigung und Gebrauch von Gewalt 104

1. Der Jihad 105
2. Märtyrertum und Selbstmordattentate 110

Nachwort 114
Literaturhinweise 117
Glossar 122
Register 124



Leseprobe:

Vorwort
Der in dieser Reihe erschienene Band Der Islam: Geschichte und
Gegenwart des Tübinger Islamwissenschaftlers Heinz Halm informiert
über die grundlegenden historischen Entwicklungen
des Islams, erklärt die zentralen Begriffe seiner Lehre und zeigt,
wie der Islam der Gegenwart im Alltag funktioniert. Über das
Verhältnis von Islam und Islamismus informiert er jedoch nur
auf wenigen Seiten, und das ist der Sache auch ganz angemessen,
denn der Islamismus ist nur eine Facette des Islams. Während
dieser vor bald vierzehn Jahrhunderten entstanden ist, gibt es
das, was wir heute unter dem Begriff Islamismus fassen, erst seit
den 1920er Jahren, und der religiöse Alltag der meisten Muslime
wird von ihm nicht bestimmt.
Allerdings zieht der Islamismus durch seine gewalttätigen
Seiten mittlerweile fast mehr Aufmerksamkeit auf sich als die
islamische Religion selbst. Dieser Band soll dem Bedürfnis nach
knapper und sachlicher Information über ein Phänomen entgegenkommen,
das in Europa erst seit der Islamischen Revolution
in Iran Anfang 1979 und der Ermordung des ägyptischen Staatspräsidenten
Sadat im Oktober 1981 in den Blickpunkt gerückt
ist. Dabei hat man es zunächst gar nicht unter dem Begriff des
Islamismus registriert; weithin durchgesetzt hat sich dieser Terminus
erst seit Mitte der 1990er Jahre, und inzwischen geht
er jedem Nachrichtensprecher geläufig von der Zunge. Die Herkunft
des Begriffs, seine Vorteile sowie eine tragfähige Definition
werden zu Beginn dieses Buches behandelt.
Von Experten werden häufig kurze und prägnante Stellungnahmen
zu Ursachen und Wesen des Islamismus erbeten. Es mag
solche einfachen Antworten geben, doch werden diese ohne den
historischen Hintergrund nicht sehr plausibel wirken. In diesem
Buch wird deshalb dieser Hintergrund ausführlich vorgestellt. Im
Anschluss daran werden einige wichtige Vordenker behandelt;
sie haben die konkrete Ausformung des Islamismus hinsichtlich
Organisation und Ideologie hervorgebracht. Das nächste Kapitel
verfolgt die Entwicklung verschiedener Organisationen bis
zur Gegenwart. Abschließend werden einige besonders erklärungsbedürftige
Konzepte des Islamismus wie der Jihad und das
Märtyrertum erläutert.
Aufgrund der Kontinente überspannenden Verbreitung des
Islamismus und seiner Vielgestaltigkeit musste für diesen Band
eine Auswahl getroffen werden. Als Schwerpunkt habe ich die
arabische Welt gewählt, weil sie uns geographisch am nächsten
liegt und bei der Entstehung und Entwicklung des Islamismus
eine zentrale Rolle gespielt hat. Einzelne Personen und Organisationen
aus dem nichtarabischen Bereich werden wegen ihrer
Bedeutung dennoch behandelt oder zumindest erwähnt. Verschiedene
Begriffe wie Kalif, Sultan, Emir, Imam oder Sufismus
werden im Text nicht oder nur knapp beim ersten Auftreten
erläutert; ausführlichere Erklärungen finden sich in einem Glossar.
Für weitergehende Informationen zum Islam sei auf die genannte
Überblicksdarstellung von Heinz Halm verwiesen. Etwas
ausführlicher informiert beispielsweise das von Ralf Elger
herausgegebene Kleine Islam-Lexikon: Geschichte, Alltag, Kultur.