Zuletzt 2020 hatte der in Ägypten aufgewachsene Hamed Abdel-Samad, Islamwissenschaftler und Mitglied der Deutschen Islam-Konferenz, einen "Warnruf" (Untertitel) "aus Liebe zu Deutschland" (Titel) verfasst (dtv / 9783423282475): Unsere Demokratie und unsere freie Gesellschaft sind in Gefahr. Wir müssen sie verteidigen, - gegen Populisten, Rechtsradikale, Islamisten und Fundamentalisten; Demokratie, Meinungsfreiheit, Pluralität müssen aktiv verteidigt werden. Wir müssen weiterhin aktiv und konstruktiv streiten: streitbare Diskursethik ist die Grundlage jeder demokratischen Auseinandersetzung gegen Engstirnigkeit und antiaufklärerische Gesinnung. - In einer Streitschrift in 95 Thesen mit Mouhanad Khorchide hatte er gefragt 2019 gefragt "Ist der Islam noch zu retten?" (9783426301517). Ist der Islam reformierbar (Mouhanad Khorchide) oder ist er es nicht (Hamed Abdel-Samad)? so, wie sich der Islam z.Zt. darstellt, vor allem in seiner fundamentalistischen Spielart, ist er (in Europa) jedenfalls nicht zu retten, da sind sich beide islamischen Intellektuellen einig. - Bereits 2014 hatte der als ägyptischer Salman Rushdie bezeichnete Hamed Abdel-Samad den islamischen Faschismus analysiert (9783426276273) und machte die erschreckenden Parallelen zwischen Faschisten und radikalen Islamisten deutlich; er entdeckt faschistoi­des Gedankengut bereits im Ur-Islam. Demokratie und politischer Islamismus schließen sich aus. - In diesem neuesten Buch zur Geschichte des Islam fasst er seinen denken über den Islam in historischer Perspektive zusammen. Die politisch korrekte Anti-Rassismus-Bewegung setzt leider Kritik an der Religion mit einem Angriff auf die Menschenwürde gleich. Dabei sind es keineswegs friedliebende Muslime (also die überwiegende Mehrheit), die von Kritikern an den Pranger gestellt werden würden. Kritisch zu beleuchten wären vielmehr Organisationen des politischen Islam und fundamentalistische Gruppierungen. Was den Islam angeht, machen inzwischen auch deutsche Universitäten, politische Stiftungen und Kirchen einen großen Bogen um Themen, bei denen ein kritischer Blick auf den Islam geworfen werden könnte. Sie laden sogar Vertreter des politischen Islam und Erdoğan-Anhänger als Referenten ein, um Toleranz und Vielfalt zu demonstrieren. Religionskritiker dagegen werden von diesen Diskussionen häufig ferngehalten.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de

Hamed Abdel-Samad analysiert die Geschichte des Islam, um zu zeigen, was Europa erwartet. Er warnt eindringlich: »Wir müssen über den Islam wieder reden, denn von seiner Zukunft hängt auch die Zukunft Europas ab.«

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