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Individualkonzepte von Musiklehrern
Individualkonzepte von Musiklehrern




Anne Niessen

Reihe: Theorie und Praxis der Musikvermittlung


LIT
EAN: 9783825888879 (ISBN: 3-8258-8887-8)
272 Seiten, paperback, 15 x 20cm, Mai, 2006

EUR 33,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wie denken Musiklehrer über die Planung und Durchführung ihres Unterrichts nach? Welche Ziele verfolgen sie? Wie fließen ihre Erfahrungen in die Unterrichtsgestaltung ein? Die Autorin entwickelt das Konstrukt des Individualkonzepts und erzielt bei einer qualitativen Befragung von Musiklehrern Ergebnisse, die es nahelegen, Unterrichten als Lernprozess zu betrachten - und aus dieser Sichtweise Konsequenzen für die Lehreraus- und -weiterbildung zu ziehen.

Anne Niessen arbeitete als Musiklehrerin an verschiedenen Gymnasien und als Assistentin an der Universität Siegen. Heute lehrt sie als Dozentin für Musikpädagogik an der Universität zu Köln.
Rezension
Musiklehrer mögen keine Theorie, jedenfalls keine musikpädagogische oder erziehungswissenschaftliche Theorie, trotzdem scheinen sie ausgeprägte Konzepte für ihren Musikunterricht zu haben. Wenn Schüler oder auch Erwachsene über ihren Musikunterricht erzählen, so scheinen kaum zwei Musiklehrer ein ähnliches Unterrichtskonzept zu haben.

Anne Niessen untersucht in ihrem Buch, wie solche Individualkonzepte zustande kommen. Sie beschränkt ihre Untersuchung auf die „Musikstudienräte“ und die Unterrichtsplanung für den Musikunterricht in der gymnasialen Oberstufe. Die Musiklehrerforschung ist insofern sehr interessant, da der Musiklehrer den Schlüssel zur Veränderung von Musikunterricht darstellt.

Der Musiklehrer in der Praxis, der vielleicht nicht so sehr an dem ausführlich dargelegten theoretischen Hintergrund und der umfangreichen, ausgewerteten Literatur interessiert ist, findet in diesem Buch trotzdem viele interessante Informationen und Anregungen zur Weiterentwicklung oder auch Veränderung seines eigenen Individualkonzeptes: Die Autorin stellt ihre Untersuchungsergebnisse in acht Fallbeispielen von Lehrern dar, wobei der Zusammenhang zwischen eigener Biographie und Schulpraxis deutlich wird.

Nur schade, dass sich die Untersuchung auf die „Musikstudienräte“ beschränkt, also auf diejenigen Musiklehrer, die an einer Musikhochschule ausgebildet worden sind. Wäre die Untersuchung auch auf Musiklehrer der Sekundarstufe I aller Schulformen ausgedehnt worden, wäre das Ergebnis sicherlich vielfältiger und „bunter“. Vielleicht gibt es einen engagierten Musikpädagogen, der eine solche Untersuchung in Fortsetzung von Anne Niessens beeindruckendem Buch durchführen wird.

Empfehlenswert ist dieses Buch für jeden Musiklehrer der gymnasialen Oberstufe, der interessiert ist, über eigene und fremde Unterrichtskonzepte zu reflektieren.

Beate Forsbach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 9

A. THEORETISCHER TEIL 12

1 Zur Begründung des Forschungsprojekts 12
1.1 Die aktuelle Situation der Musikpädagogik 12
1.2 Die Begriffe von Theorie und Praxis 14
1.3 Das Theorie-Praxis-Problem in den Erziehungswissenschaften 17
1.4 Das Theorie-Praxis-Problem in der Musikpädagogik 24
1.5 Individualkonzepte als Nahtstelle zwischen Theorie und Praxis 28
1.6 Zusammenfassung und Ausblick 33

2 Wissenschaftstheoretische Grundlagen 35
2.1 Diskussion des Radikalen Konstruktivismus 36
2.1.1 Exkurs: (Radikal) konstruktivistische Didaktik 46
2.2 Relativer statt Radikaler Konstruktivismus 51
2.3 Gütekriterien 53
2.4 Fazit 59

3 Die Pädagogik und das "Forschungsprogramm Subjektive Theorien" 62
3.1 Pädagogik als Wissenschaft 62
3.1.1 Das Normenproblem 63
3.1.2 Richtungen der Erziehungswissenschaft 70
3.2 Das Forschungsprogramm Subjektive Theorien 71
3.2.1 Darstellung des "Forschungsprogramms Subjektive Theorien" 72
3.2.2 Kritik des "Forschungsprogramms Subjektive Theorien" 77

4 Ausblick auf ein musikpädagogisches Forschungsvorhaben 96
4.1 Die musikpädagogische perespektive 96
4.2 Eckpunkte des Forschungsvorhabens 101
4.3 Zwischenfazit 106

B EMPIRISCHER TEIL 108

5 Ausfaltung des Vorhabens vor dem Hintergrund des Forschungsstandes 108
5.1 Unterrichtsplanung für Oberstufenunterricht in Musik 109
5.1.1 Der Prozess der Unterrichtsplanung 109
5.1.2 Oberstufenunterricht in Musik 135
5.2 (Musik-)Lehrerforschung 139
5.2.1 Paradigmen der Lehrerforschung 140
5.2.2 Musiklehrerforschung 142
5.3 Biographieforschung an Lehrern 158
5.3.1 Praxisschock 167
5.3.2 Biographieforschung an Musiklehrern 170
5.4 Kognitionen, Einstellungen und Theorien von Lehrern 180
5.4.1 Pädagogisches Wissen 180
5.4.2 Alltagswissen, Alltagstheorien 182
5.4.3 Subjektive Theorien und Routinen 185
5.4.4 Empirische Untersuchungen 188
5.4.4.1 Konstanzer Trainingsmodell 190
5.4.4.2 Subjektive Theorien in musikpädagogischer Forschung 192

6 Methodisches 194
6.1 Grounded Theory 194
6.1.1 Status der Ergebnisse 194
6.1.2 Unabgeschlossenheit des Forschungsprozesses 197
6.1.3 Charakter der erhobenen Daten 198
6.2 Methodisches Vorgehen 200
6.2.1 Auswahl der Probanden und erste Kontaktaufnahme 203
6.2.2 Führen der Interviews 205
6.2.3 Erstellen der Individualkonzepte 208
6.2.4 Kommunikative Validierung 212
6.2.5 Erstellung der materialien Theorie über die Individualkonzepte der Lehrer 214
6.3 Begriffliche Klärungen 215

7 Untersuchungsergebnisse 222
7.1 Theorie über die Individualkonzepte der Lehrer 223
7.1.1 Querschnittsauswertung 234
7.1.2 Fallbeispiele zur Illustration von Mustern 238
7.1.2.1 Herr Damog oder der Musikliebhaber als Vorbild 239
7.1.2.2 Frau Cewig oder der musikpädagogische Optimismus 245
Exkurs: Die Wirksamkeit musikdidaktischer Konzeptionen 253
7.1.2.3 Frau Bieweg oder die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit 256
7.1.2.4 Frau Ahrwege oder die Janusköpfigkeit der Musik und des Unterrichts 262
7.1.2.5 Frau Herwies oder die Spannung zwischen pädagogischem und fachlichem Anspruch 272
7.1.2.6 Frau Femos oder der trotzige Anspruch 276
7.1.2.7 Herr Geimes oder das Ausweichen 282
7.1.2.8 Herr Ems oder die methodische Frage 290
7.1.2.9 Ergänzungen der Theorie über Individualkonzepte 294
7.2 Beziehungen zwischen den Individualkonzepten und den musikpädagogischen Biographien 295
7.2.1 Orientierung an positiven Vorbildern 297
7.2.2 Abgrenzung von negativen Vorbildern 303
7.2.3 Orientierung an positiven wie negativen Erfahrungen 306
7.2.4 Formale Ähnlichkeiten zwischen musikpädagogischem Werdegang und der Struktur des Individualkonzepts 309
7.2.5 Ergänzung der Theorie über die Individualkonzepte 318
7.3 Diskussion der Ergebnisse 319
7.3.1 Unterrichtsplanung für Oberstufenunterricht in Musik 319
7.3.2 (Musik-)Lehrerforschung 322
7.3.3 Biographieforschung an Lehrern 325

C FAZIT 329

8 Individualkonzepte - ein Thema für musikpädagogische Forschung ? 329

9 Ausblick 335

10 Literatur 342