lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Im Klangraum der Messe Wie Musik und Glaube sich inspirieren
Im Klangraum der Messe
Wie Musik und Glaube sich inspirieren




Stephan Wahle, Meinrad Walter

Herder Verlag
EAN: 9783451391408 (ISBN: 3-451-39140-6)
224 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, Oktober, 2021

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Dieses lohnende Sachbuch erschließt einen Klanghorizont der katholischen Messe, indem die Autoren Stephan Wahle und Meinrad Walter anhand zahlreicher Musikbeispiele die einzelnen Bestandteile der Messfeier mit musikalischem Leben füllen. Dazu unterteilen sie den Messablauf in vier Bestandteile: Eröffnung, Wortgottesdienst ("Klänge am Tisch des Wortes", ab S.41), Hochgebet und Wandlung ("Klänge am Tisch des Mahles") und Ausklang. Die beiden Hauptteile Wortgottesdienst und Hochgebet nehmen erwartungsgemäß einen breiteren Raum als die Rahmenteile ein.
Welche Musikstücke sind es nun, mit denen uns die Autoren vertraut machen wollen? Einerseits werden sehr bekannte Stücke vorgestellt, etwa das Sanctus aus der h-Moll Messe von Johann Sebastian Bach, das Halleluja aus der Solomotette "Exsultate, jubilate" von Wolfgang Amadeus Mozart oder das "Glory to God" aus dem Oratorium Messias von Georg Friedrich Händel. Daneben stehen unbekanntere Werke, beispielsweise eine Vertonung des Psalm 23 durch den jüdischen Komponisten Louis Lewandowski oder die hier als Eingangsstück wunderbar passend gesetzte "Incantation pour un jour Saint" des französischen Komponisten Jean Langlais. Alle Stücke werden mehrfach kontextualisiert: Einerseits stellen Wahle und Walter den Kontext zur Messfeier her und erläutern liturgische Entwicklungen und Handlungen, andererseits erklären sie auch ausführlich historische Hintergründe zum Stück und zu den Komponisten. So hat der Leser die Gelegenheit, eine große Fülle an Musik kennenlernen oder sich in bekanntem Repertoire neu zu orientieren.
Ein umfangreiches aktuelles Literaturverzeichnis steht am Ende des Buches, dort sind auch Einspielungen und Notenausgaben aufgeführt, QR-Codes führen zu youtube-Videos mit den besprochenen Stücken.
Welche Verwendung dieses schönen Buchs ist in der Schule möglich?
Die Behandlung von Kirchenmusik ist sowohl im Musik- als auch im Religionsunterricht denkbar und an vielen Stellen auch sehr sinnvoll. Die gemeinsame Lektüre eines Abschnitts, verbunden mit dem Anhören der entsprechenden Musik, könnte für eine Vertiefung der Kenntnisse in der Liturgie sorgen, zumal diese Kenntnis heute nicht mehr mühelos vorausgesetzt werden kann. Da sie für das Verständnis vieler Musikstücke aber von großem Vorteil ist, kann diese Publikation den entsprechenden Lehrkräften wärmstens empfohlen werden.
Eine Idee zur Nutzung des Buchs in Kirchengemeinden wäre z.B. eine Referatsreihe für musikinteressierte Gemeindemitglieder.

Johannes Groß, www.lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Messe lässt sich nicht ohne ihre Musik verstehen und keine Geschichte der Tonkunst kann auf die Messe als musikalische Gattung verzichten. Komponisten lassen sich von der Messe zu Meisterwerken anregen, die heute gottesdienstlich und konzertant erklingen. Zudem gibt es viele vokale und instrumentale Werke mit Bezug zur Messe und zu deren Wurzeln: etwa wenn Claudio Monteverdi geradezu ekstatisch die dem Sanctus zugrunde liegenden biblischen Verse aus dem Prophetenbuch Jesaja in Musik setzt, wenn Franz Schubert für die Wiener Synagoge einen Psalm in hebräischer Sprache vertont und wenn Mozart bei seiner berühmten Motette „Ave verum corpus“ sowohl die Messfeier als auch Fronleichnam sowie Andachten mit eucharistischem Segen im Sinn hat – oder wenn das musikalische Multitalent Leonard Bernstein sich um 1970 in einer musicalartigen Messe beim Credo in Wort und Klang mit heutigen Schwierigkeiten des religiösen Glaubens auseinandersetzt oder wenn der Schweizer Komponist Frank Martin in einem Orchesterwerk der „Stimmung“ des Letzten Abendmahls nachspürt.
Stephan Wahle und Meinrad Walter zeigen, wie wichtig die unterschiedlichen Klangwelten für die Messfeier sind und welche Inspirationen Komponisten gerade von dieser Gottesdienstform empfangen haben. Die Musikbeispiele, auf die verwiesen wird, machen dies hörbar. Und sie zeigen, welche Anregungen von solcher Musik für die Messe heute ausgehen: für ein verstehendes und vertieftes Mitfeiern ebenso wie für die durchdachte liturgische und musikalische Gestaltung.