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Ignatius von Loyola und die Pädagogik der Jesuiten  Geschichte und Reflexion
Ignatius von Loyola und die Pädagogik der Jesuiten


Geschichte und Reflexion

Rüdiger Funiok, Harald Schöndorf (Hrsg.)

Auer
EAN: 9783403032250 (ISBN: 3-403-03225-6)
279 Seiten, kartoniert, 17 x 24cm, 2000

EUR 20,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der adelige Inigo de Loyola, der sich später Ignatius nannte, wurde 1491 im Baskenland geboren, und war Ritter mit einer höheren Verwaltungsschule. Nach einem Bekehrungserlebnis (1521) wollte er „den Seelen helfen", lernte SOjährig Latein und studierte in Paris Theologie. 1540 gründete er mit sechs „Gefährten" die „Gesellschaft Jesu". Hauptarbeit des schnell wachsenden Jesuitenordens sollte die Seelsorge in den Städten sein, mit Anleitung zum inneren Beten (Exerzitien). Der Wunsch nach solider Bildung und die Herausforderung der protestantischen Schulen rangen Ignatius die Zustimmung zur Führung von Jesuitenschulen ab (über 30 bis zu seinem Tod im Jahre 1556).

1599 waren Schulordnung und Rahmencurriculum („Ratio Studiorum") festgelegt. 1750 war die Zahl der „Jesuiten-Kollegien" auf 670 gewachsen. Markenzeichen waren aktive Lernmethoden, Theater und Rhetorik sowie religiöse Zusatzangebote (Marianische Kongregationen).

An der Wende zum 21. Jahrhundert unterrichten gut 20% der 21500 Jesuiten weltweit in Universitäten, Gymnasien, Berufsschulen und Alphabetisierungsprogrammen. Eine aktuelle Anwendung des Humanismus und der Menschenführung des Ignatius auf Unterricht und Erziehung findet sich in den neueren Ordensdokumenten „Characteristies of Jesuit Education" (1986) und „Ignatian Pedagogy. A Practical Approach" (1993).

Der Band zeichnet in 12 Artikeln das historische Erfolgskonzept nach, um dann Ausschnitte aus den aktuellen Dokumenten zu bringen, die vor allem Anregungen für die Lehrerfortbildung darstellen. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis, die Adressen von deutschsprachigen Jesuitenschulen und Hinweise auf Medien runden den mit zahlreichen Illustrationen versehenen Band ab.



Die Herausgeber:

Prof. Dr. Rüdiger Funiok (Jg. 1942) lehrt Erwachsenenpädagogik und Kommunikationswissenschaft,

Prof. Dr. Harald Schöndorf (Jg. 1944) Erkenntnislehre und Philosophiegeschichte an der (von Jesuiten getragenen) Hochschule für Philosophie in München.
Rezension
Ignatius von Loyola und sein Jesuitenorden (S.J. / Societas Jesu) haben wesentlichen Anteil an der Gegenreformation und haben über die Architektur des Barock, die Philosophie und vor allem auch die Pädagogik bis heute maßgeblichen gesellschaftlichen Einfluß. Sie unterhalten in vielen Ländern der Erde eigene Schulen und Hochschulen. Dieser Band stellt umfassend dar, wie sich aus Ignatius Ansatz nicht nur in seinen Exerzitien (geistlichen Übungen) eine eigenständige Pädagogik und ein eigenständiges Schulwesen der Jesuiten entwickelt hat, das sich bis heute als erfolgreich und als Alternative erweist. Der Band bleibt aber nicht in der geschichtlichen Rückschau stecken. Kap. 4 zeigt den heutigen Rahmen der weltweiten Pädagogik der Jesuiten auf.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ignatius von Loyola war nicht nur Theologe, sondern auch ein geschickter Pädagoge. Seine Ideen und Impulse haben auch in unserer modernen Gesellschaft nicht an Bedeutung verloren.

Ignatius von Loyola will reife und verantwortungsbewusste Menschen heranbilden mit Charakterstärke, eigenem Profil und Mut zur Initiative. Mit vielen historischen und aktuellen Dokumenten.

An der Wende zum 21. Jahrhundert unterrichten gut 20% der 21500 Jesuiten weltweit in Universitäten, Gymnasien, Berufsschulen und Alphabetisierungsprogrammen. Eine aktuelle Anwendung des Humanismus und der Menschenführung des Ignatius auf Unterricht und Erziehung findet sich in den neueren Ordensdokumenten Characteristics of Jesuit Education (1986) und Ignatian Pedagogy. A Practical Approach (1993). Der Band zeichnet in 12 Artikeln das historische Erfolgskonzept nach, um dann Ausschnitte aus den aktuellen Dokumenten zu bringen, die vor allem Anregungen für die Lehrerfortbildung darstellen.

Ein umfangreiches Literaturverzeichnis, die Adressen von deutschsprachigen Jesuitenschulen und Hinweise auf Medien runden den mit zahlreichen Illustrationen versehenen Band ab.
Inhaltsverzeichnis
1. Rüdiger Funiok/Harald Schöndorf: Ignatius von Loyola und die Pädagogik der Jesuiten
in Geschichte und Gegenwart - Einführung der Herausgeber 9

1. Jesuitenschulen, Bildungseinrichtungen mit besonderem Profil - 2. Wurzeln eines historischen Erfolgskonzepts -2.1 Die Seelsorgs-Pädagogik des Ordensgründers - 2.2 Die Geistlichen Übungen als Lernprozess - 2.3 „Erziehung als Seelsorge": wie der katholische Reformorden dazu kam, Schulen zu gründen - 2.4 Die Studien- und Schulordnung von 1599 -3. Ignatianische Pädagogik: ein noch heute brauchbares Konzept für Schule und Weiterbildung- 3.1 Christlicher Humanismus heute: Die Betonung sozialer Fragen und das Bemühen um außergewöhnliche Menschlichkeit -3.2 Lernen in vier Schritten: Aufgreifen von Erfahrung, Perspektivenerweiterung durch Reflexion, Handlungsorientierung und regelmäßige Auswertung - 3.3 Die Offenheit für Transzendenz als bleibendes Element ignatianischer Pädagogik- 4. Ignatius und die Pädagogik der Jesuiten: Wandlungen und Kontinuität

2. Ignatius von Loyola - Autor der „Geistlichen Übungen",
Gründer eines Seelsorgsordens und der ersten Jesuiten-Kollegien 18

2.1 Internationale Kommission für das Apostolat jesuitischer Erziehung: Ignatius,
die ersten Jesuitenschulen und die Ratio studiorum 18

A. Der geistliche Weg des Ignatius von Loyola (1491-1540) - B. Der Beginn der Erziehungsarbeit der Gesellschaft Jesu (1540-1556) - C. Die Ratio studiorum und die jüngere Geschichte

2.2 Rogelio Garcia-Mateo: Das Pädagogische in den Geistlichen Übungen 27

Erziehung und Ausbildung des Ignatius von Loyola - Eine Methode der Wahl - „Das Leben in Ordnung bringen" - Die Nachahmung der „Nachfolge" - Der, welcher die Exerzitien gibt, und der, welcher sie macht (Der Exerzitiengeber und der Exerzitant) - Exerzitien und Ratio studiorum.

2.3 Stephan Ch. Kessler: Die „Geistlichen Übungen" des Ignatius von Loyola und die
Studienordnung der Jesuiten: Pädagogik aus den Exerzitien 44

1. Ignatius in der Schule Gottes - Lernziel: „Den Menschen helfen" - 2. Erziehung als Seelsorge -Bildungsarbeit wird zum Apostolat des Ordens - 3. Der Glaube an die Erziehung - Übernahme des humanistischen Ideals der „docta pietas - der gelehrten Frömmigkeit" - 4. Pädagogik als „Geistliche Übung" - Erziehung zur Verantwortung aus dem Glauben.

2.4 John W. O'Malley: Die Schulen der ersten Jesuiten 54

Vor und nach Messina - Der Glaube an die Erziehung - Über den Modus Parisiensis hinaus -Jesuitische Erziehung - Versagen, Enttäuschungen und Krisen - Ausbildung des Klerus - Der Einfluss der Schulen.

2.5 Karl Erlinghagen: Ignatius von Loyola (1491-1556) 90

I. Biographisches - II. Das Werk - III. Die Bedeutung zu Lebzeiten - IV. Grundfragen der ignatia-nischen Pädagogik - V. Die Bedeutung in der Folgezeit - Literaturverzeichnis.

2.6 Klaus Mertes: Lernen in Messina. Die Anfänge der jesuitischen Kollegspädagogik .... 105
Auftakt in Messina - Messina und der „Modus Parisiensis" - Organisation und Disziplin - Die Unterrichtsinhalte - Jesuitenkollegien und christlicher Humanismus.

2.7 Robert Fischer: Was können Ordensregeln, insbesondere die Satzungen der
Gesellschaft Jesu, dem Manager von heute sagen? 113

Vorbemerkung - 1. Ordensregeln allgemein - 1.1 „Ost-Regeln": Pachomius - Basilius - 1.2 „West-Regeln": Augustinus - Magister-Regel - Benedikt - 2. Die Satzungen der Gesellschaft Jesu -2.1 Einführung - 2.2 Zielsetzung - 2.3 Wege der Führung - 2.4 Art der Führung - 2.5 Eigenschaften des Oberen - 2.6 Aufnahme - Einstellung Neuer - 2.7 Bestimmung der Führungskräfte -2.8 Zusammenarbeit - 2.9 Bewahrung des inneren Klimas - 2.10 Was kann der Manager unserer Tage aus den Satzungen der Gesellschaft Jesu als Anregung entnehmen? - Schluss - Literatur.

3. Beispiele jesuitischer Pädagogik in Schule und Jugendarbeit, von den Anfängen bis zur
Aufhebung des Ordens(1773) 130

3.1 Rita Haub: Jesuitisch geprägter Schulalltag. Die Bayerische Schulordnung (1569) und
die Ratio studiorum (1599) 130

Die Bayerische Schulordnung (1569) - Die Ratio studiorum (1599) - Jesuitisches Bildungsziel.

3.2 Franz Schlederer: Unterricht am Jesuitengymnasium, Beispiel: München 160

1. Räumlichkeiten und Schülerzahlen - 2. Das Schuljahr - 3. Der Tagesablauf - 4. Die Lehrpläne - 5. Schulbücher - 6. Die Lehr- und Unterrichtsmethoden - 7. Erziehungsmethoden - Quellen -Literatur.

3.3 Christof Wolf: Jesuitentheater in Deutschland 172

Prolog - Theater in der Zeit der Renaissance: Humanistendrama, Schultheater, Mysterienspiel, Fastnachtsspiel. - Jesuitentheater: Spirituelles Fundament als Kompositionsprinzip und als innere Dramaturgie - Entwicklung des frühen Jesuitentheaters bis 1600: Gesellschaft Jesu in der Zeit der Renaissance, Erste Aufführungen der Jesuiten: Moralitäten, Plautus und Terenz, Erste Jesuitendramatiker: Jakobus Pontanus SJ und Jakob Gretser SJ, Biblisches Volksspiel, Märtyrerdrama, Einführung der Periochen - Theaterbau der Jesuiten: Aulabühne, Simultanbühne - Formen des Jesuitendramas: Revuestücke, Heiligenviten, Klassische Stücke mit der dramatischen Zentralheldin, dem Zentralhelden als Exemplum, Episch-novellistische Stücke, Konfrontative Dramen, Dramen mit Konfliktsituationen, Drama Musicum, Allegorie und Allegorien. - Perioden des deutschen Jesuitendramas: Erste Periode: Das Jesuitendrama im Dienst der Gegenreformation (1574-1622) - Zweite Periode: Das Jesuitendrama unter dem Einfluss des Dreißigjährigen Krieges (1623-1673) - Dritte Periode: Ehefragen, Erziehungsprobleme und Türkengefahr (1674-1698) -Vierte Periode: Die Entstehung eines weltlichen Jesuitendramas (1698-1735) - Fünfte Periode: Der Einzug des Humanitätsgedankens, des Patriotismus und der aufklärerischen Gesinnung (1735-1773) - Epilog - Literaturverzeichnis. - Anmerkungen.

3.4 Julius Oswald: Christliches Leben und Apostolat. Die Marianische Kongregation in
Burghausen 1629-1773 200

I. Entstehung und Ausbreitung der Marianischen Kongregation - II. Organisation und Ziele der Marianischen Kongregation - III. Kongregationsleben.

3.5 Roman Bleistein: Von den „Marianischen Kongregationen" zu den „Gemeinschaften
Christlichen Lebens". Der Weg einer religiösen Erziehungsidee durch die Zeiten. .... 209

1. Die Jahre der Gründung - 2. Die langen Jahre des Vergessens - 3. Reform in den „Gemeinschaften Christlichen Lebens".

3.6 Gundolf Kraemer: Jesuitische Pädagogik für die Volksschule - Die Umsetzung
jesuitischer Pädagogik für die Volksschule in Deutschland durch die sog. Lotharinger Chorfrauen und den Münsteraner Nomalschullehrer Bernard Overberg 216

1. Die ersten systematischen Schritte im Münsterland - 2. Eine Volksschule für Mädchen aus jesuitischem Geist - 3. Elemente jesuitischer Pädagogik in der Pädagogik Overbergs für die Volksschule.

4. Pädagogik der Jesuiten heute 224

4.1 Internationale Kommission für das Apostolat jesuitischer Erziehung:
Grundzüge jesuitischer Erziehung (1986) -Auszüge 224

Ganz wiedergegeben: 5. Abschnitt: Jesuitische Erziehung ist Vorbereitung auf aktiven Lebenseinsatz; dient dem Glauben, der Gerechtigkeit schafft; sucht „Männer und Frauen für andere" zu bilden; sorgt sich besonders um die Armen - 7. Abschnitt: Jesuitische Erziehung zielt in ihrer Bildungsarbeit auf das Vortreffliche; gibt Zeugnis für das Vortreffliche (Schul-„Klima").

4.2 Internationale Kommission für das Apostolat jesuitischer Erziehung:
Ignatianische Pädagogik. Ansätze für die Praxis (1993) 230

1. Das Ziel jesuitischer Erziehung - 2. Hin zu einer Pädagogik für Glaube und Gerechtigkeit -3. Die Pädagogik der Geistlichen Übungen - 4. Die Lehrer-Schüler-Beziehung - 5. Das ignatiani-sche Paradigma - 6. Die Dynamik des Paradigmas - 7. Ein kontinuierlicher Prozess - 8. Beachtenswerte Merkmale des ignatianischen pädagogischen Paradigmas - 9. Herausforderungen bei der Implementierung einer ignatianischen Pädagogik -10. Methodenbeispiele, um Lehrerinnen und Lehrern bei der Anwendung des ignatianischen pädagogischen Paradigmas zu helfen.

5. Zahlen, Fakten, Adressen 248

5.1 Jesuitenschulen weltweit 248
5.2 Gegenwärtige Gymnasien und Hochschulen der Jesuiten in Deutschland, Dänemark
und Österreich 250
5.3 Audiovisuelle Medien zu Ignatius und jesuitischer Pädagogik 256
5.4 Geistliche Gemeinschaften/Initiativen mit ignatianischer Prägung
Gemeinschaften Christlichen Lebens (GCL) - Jesuit European Volunteers (JEV) -Internationales Netz der Solidarität (ines). 258
5.5 Andere Ordensgemeinschaften mit ignatianischer Prägung und Erziehungsarbeit
Maria-Ward-Schwestern - Sacre-Coeur-Schwestern. 261

6. Bibliographische Hinweise 263
6.1 Verzeichnis der Abkürzungen 263
6.2 Zu Ignatius von Loyola (Biographien) und zur Ordensgründung 263
6.3 Zur Ignatianischen Spiritualität und zum Jesuitenorden 264
6.4 Zur Pädagogik der Jesuiten (Dokumente - Sekundärliteratur) 266
6.5 Zur Geschichte der Jesuiten und ihrer Kollegien 269
6.6 Zu den Autoren dieses Buches 275
6.7 Bildnachweis 276