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Ich bin von hier. Hört auf zu fragen!
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Ferda Ataman

S. Fischer Verlag
EAN: 9783103974607 (ISBN: 3-10-397460-4)
204 Seiten, hardcover, 12 x 19cm, März, 2019

EUR 13,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Deutsche heißen Günter und Gaby, aber eben auch Fatma und Fatih.



Wir Deutsche haben ein Wahrnehmungsproblem. Wir tun so, als könnten wir ernsthaft entscheiden, ob wir Migranten im Land haben wollen, und wenn ja, wie viele. Das ist Blödsinn. Sie sind längst da - und ein Teil des "Wir". Wie vielen anderen, die nicht mit einem typisch deutschen Namen aufgewachsen sind, reißt mir langsam der Geduldsfaden: Wir haben es satt, dauernd erklären zu müssen, wo wir herkommen, und zu beweisen, wie gut integriert wir sind. Es wird Zeit, dass wir endlich Klartext reden: warum Migranten Deutschland nichts schulden, Integration sich nicht lohnt und wir ab jetzt ein Wörtchen mitreden werden.



Dieses Buch ist eine Streitschrift. Aber es ist auch ein Angebot, Deutschland als Einwanderungsland neu zu begreifen und gelassener in die Zukunft zu blicken.
Rezension
Die Autorin mach bereits mit Titel des Buches auf das Grundproblem und gleichermaßen auf ihr Grundlagen aufmerksam: in Deutschland lebt eine große Zahl Deutscher mit Migrationshintergung (sie nennt es im Text immer wieder: Mihigrus). Sie heißen werde Günther noch Gaby, sondern tragen die traditionelle Namen der Herkunftsländer ihrer Vorfahren. Sie sind Deutsche, sie leben mitten unter uns und sie sind integriert - eben ein selbstverständlicher Teil des neuen Wir!

Wäre da nur nicht die unsanfte Realität: die Akzeptanz dieser Erkenntnis hat sich noch lange nicht zur Selbstverständlichkeit entwickelt.
Inhaltlich beschreibt Ferda Ataman dieses Dilemma. Sie schreibt es aus Sicht einer Betroffenen. Der erste Teil des Buches beschreibt gesellschaftliche Realitäten im Umgang miteinander: "Wurzeldeutsche" - Migranten - Bindesterich-Deutsche. Noch klafft eine deutliche Lücke zwischen eben diesen Realitäten und dem Herangehen an ein positives, gemeinsames "Wir".
Im zweiten Teil erfährt der Leser, welche Vorschläge die Autorin macht, um eine Entwicklung zu einem weltoffenen Deutschland voran zu treiben.

Mein Fazit:
Selten war ich von einem Buch derart hin- und hergerissen. Und in der Tat habe ich mir noch keine abschließende Meinung gebildet, ob ich diese Tatsache positiv oder negativ werten soll. Wie kann das sein - wieso diese "innere Zerrissenheit"?

Einerseits gelingt es Ferda Ataman den Leser mit in die Sichtweise einer Betroffenen zu nehmen und in der Tat: versetzt man sich in ihre Lage, so kann man durchaus nachvollziehen, dass es allerhöchste Zeit für einen entspannten und gelassenen Umgang mit dem Thema Migration und allem was dazu gehört, zu finden. Letztendlich bedeutet es nichts anderes, als die vorhandenen Realitäten zu akzeptieren, die zweifelsfrei in großer Zahl vorhandenen positiven Aspekte zu erkennen und so unser gemeinsames Deutschland so zu akzeptieren wie es bereits ist. Diese Erkenntnis beschreibt auch Jan Plamper in seinem Buch: Das neue Wir (ebenfalls erschienen im S. Fischer Verlag). Er beschreibt den historischen Werdegang und zieht hieraus seine lesenswerten Schlüsse.

Die Autorin stellt von vorne herein klar: dies Buch ist eine Streitschrift. Sehr gut!
Allerdings gerät diese Streitschrift aus meiner Sicht immer wieder in Richtung einer "Provokationsschrift". Gezielte Provokation öffnet Horizonte und fördert das Nachdenken. In soweit gelungen. Allerdings empfinde ich den Stil gelegentlich doch zu "Oberlehrerhaft". Das eigentliche Ziel: das gemeinsame Wir zu finden und zu befördern, gerät dabei auf einen Schlingerkurs, den ich in gewisser weise als unbefriedigend empfinde. Überzeugen durch gekonntes Argumentieren bleibt nach meiner Einschätzung gelegentlich auf der Strecke. Sehr schade!
Nichts desto trotz:
In jedem Falle kann ich jedem die Literatur dieser Streitschrift empfehlen - Es ist ein lesenswerter Beitrag zu einem hochaktuellen Thema. Zu welchem Schluss der geneigte Leser am Ende seiner Lektüre auch immer kommen mag.

Dietmar Langusch, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Deutsche heißen Günter und Gaby, aber eben auch Fatma und Fatih

Die Art, wie wir über Migration, Geflüchtete und Integration reden, zeigt: Wir haben ein Wahrnehmungsproblem. Wir tun so, als könnten wir ernsthaft entscheiden, ob wir Migranten im Land haben wollen oder nicht, und wenn ja, wie viele wir davon vertragen. Das ist Blödsinn. Sie sind längst da – und ein Teil des »wir«. Die Vorstellung von einer »weißen« Aufnahmegesellschaft, in die Migranten reinkommen, ist eine Art deutsche Lebenslüge, sagt Ferda Ataman. Wie viele andere Deutsche, die mit einem ausländischen Namen aufgewachsen sind, reißt ihr langsam der Geduldsfaden. Sie hat es satt, dauernd erklären zu müssen, wo sie eigentlich herkommt, wie sie zu Erdogan steht oder was sie vom Kopftuch hält. Nur wegen ihres Namens oder des Geburtslandes ihrer Eltern. In ihrer pointierten Streitschrift stellt Ataman fest: »Wir haben ein Demokratieproblem, kein Migrationsproblem. ABER: Wir sind weltoffener, als wir denken. Also Schluss mit Apokalypse.«

Ferda Ataman (Jahrgang 1979) ist Publizistin und arbeitet seit vielen Jahren im Bereich Migration und Integration. Seit 2018 schreibt sie die Heimatkunde-Kolumne bei Spiegel Online. Sie ist Vorsitzende der Initiative »Neue deutsche Medienmacher«, der größten bundesweiten Vereinigung von Journalisten aus Einwandererfamilien. Und sie ist Sprecherin der »neuen deutschen organisationen«, einem bundesweiten Zusammenschluss von Vereinen und Initiativen ...
Inhaltsverzeichnis
Smalltalk und Blutwurst - Worum es in diesem Buch geht 9

Fünf Missverständnisse im Einwanderungsland
Migranten schulden Deutschland nichts. Im Gegenteil 23
Deutsche: Wie sehen sie aus? 41
Wir haben uns integriert - jetzt seid ihr dran! 57
Migration ist stinknormal und kein Grund zum Ausrasten 73
Wir haben kein Migrationsproblem, sondern ein Demokratieproblem 89

Fünd Vorschläge, wie es weitergehen kann
Integrationspolitik für alle! 107
Rassismus verstehen: Worüber reden wir eigentlich? 129
Politisch korrekt? Ja bitte! 155
Teilen lernen: Die Zeit des weißen Mannes ist vorbei 169
Heimat wovon? Ein Vorschlag 183

BÄM! Kleine Auswahl Neuer Deutscher Meinungen 197