lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Historische Medienwirkungsforschung Ansätze, Methoden und Quellen
Historische Medienwirkungsforschung
Ansätze, Methoden und Quellen




Thomas Birkner, Patrick Merziger, Christian Schwarzenegger (Hrsg.)

Herbert von Halem Verlag
EAN: 9783869623108 (ISBN: 3-86962-310-1)
324 Seiten, paperback, 14 x 21cm, 2020, 10 Abb.

EUR 34,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das lange 20. Jahrhundert seit 1890 gilt als ›Jahrhundert der Massenmedien‹ und es ist wiederholt gefordert worden, dass eine Zeitgeschichte immer auch die ›Zeitgeschichtsschreibung der Mediengesellschaft‹ sein müsse. Trotzdem sind kommunikationsgeschichtliche Arbeiten, die sich explizit mit der Wirkung von Medien auf die jeweilige Gesellschaft befassen und nach ihren Effekten, nach Rezeptionen oder Anschlusskommunikationen im historischen Zeitverlauf fragen, immer noch selten. Die Kommunikationswissenschaft vermisst ihre vertrauten Instrumente wie Umfragen oder Interviews, und in der Geschichtswissenschaft herrschen häufig noch sehr einfache Wirkungsannahmen vor. Der Sammelband bringt nun Geschichtswissenschaftler, die Kommunikation als Prozess in den Blick nehmen, zusammen mit Medien- und Kommunikationswissenschaftlern, die gerade in der historischen Perspektive eine Chance sehen, über die Konzentration auf individuelle, psychologische Medieneffekte hinauszukommen. Die Autorinnen und Autoren diskutieren und erproben Ansätze, Methoden und Quellen einer historischen Medienwirkungsforschung, die die Wirkung von Medien in den Gesellschaften des 20. Jahrhunderts in ihrer ganzen Komplexität offenlegen kann. Der Sammelband ist damit eine erste Einführung, ein Versuch und ein Arbeitsbuch zur historischen Wirkungsforschung.

Thomas Birkner, Privatdozent, Dr., Jg. 1977, Akademischer Oberrat am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Münster. Seit 2016 Sprecher der Fachgruppe Kommunikationsgeschichte der DGPuK (Co-Sprecher 2012 - 2016). Autor und Herausgeber von Büchern wie Helmut Schmidt und die Medien, Das Selbstgespräch der Zeit. Die Geschichte des Journalismus in Deutschland 1605 - 1914, Theorien des Medienwandels (zusammen mit Susanne Kinnebrock und Christian Schwarzenegger), Medialisierung und Mediatisierung und Medienkanzler – politische Kommunikation in der Kanzlerdemokratie. Leiter der DFG-Projekte „Das Jahrhundert des Journalismus“ und „Medienbiografien der bundesdeutschen Kanzler."

Patrick Merziger, Jun.-Prof. Dr., Jg. 1973, Studium der Literaturwissenschaft und Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum, Universidad Complutense de Madrid und Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 2014 lehrt und forscht er als Juniorprofessor für Kommunikationsgeschichte am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Mediengeschichte und die Geschichte der populären Kultur im 19. und 20. Jahrhundert und die Geschichte des Humanitarismus im 20. Jahrhundert.

Christian Schwarzenegger, Dr., Jg. 1980, ist Akademischer Rat a. Z. am Institut für Medien, Wissen und Kommunikation der Universität Augsburg. Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Soziologie, Politikwissenschaft und Philosophie an der Universität Wien. Promotion an der Universität Augsburg 2015. Co-Sprecher der Fachgruppe Kommunikationsgeschichte in der DGPuK und Vice-Chair der ECREA Communication History Section. Forschungsschwerpunkte: Medienwandel und Mediatisierungsforschung, kommunikationswissenschaftliche Erinnerungsforschung, Kommunikationsgeschichte sowie Forschung zu digitalen und alternativen Öffentlichkeiten und Mediennutzung im Alltag.
Rezension
Das 20. Jahrhundert gilt als "Jahrhundert der Massenmedien". Zeitgeschichtsschreibung ist deshalb heute im Wesentlichen Zeitgeschichtsschreibung der Mediengesellschaft. Der vorliegende Sammelband bringt Geschichts- und Kulturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die Kommunikation zunehmend auch als Prozess verstehen und Medienaneignungen entdecken, zusammen mit Kommunikations- und Medienwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die gerade in der historischen Perspektive eine Chance sehen, über die Konzentration auf individuelle, psychologische Effekte hinauszukommen. Der Sammelband will die Ansätze einer historischen Medienwirkungsforschung weiterverfolgen und vertiefen, Themenschwerpunkte vorstellen und insgesamt einen Impuls geben, Medienwirkung in der Geschichte dezidiert zum Thema zu machen und in der Kommunikationswissenschaft zu längerfristigen Perspektiven auf die Wirkung von Medien motivieren. Kommunikationswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler haben vorgeschlagen, nicht nur direkte, sondern auch vermittelte Wirkungen, und Langzeitwirkungen zu analysieren. Denn nur so kann die Bedeutung der Medien in der und für die Gesellschaft aufgeschlüsselt werden. Gleichzeitig nimmt die Geschichtswissenschaft Ansätze aus den cultural studies auf, sodass der Umgang mit Medienprodukten und ihre Aneignung thematisiert werden.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Patrick Merziger 9
Einleitung: Medienwirkung in der Geschichte

I. Plädoyers – Konzepte und Methoden einer historischen Wirkungsforschung

Ulrike Weckel 21
Rehabilitation historischer Stimmenvielfalt. Rezeptionsforschung als Kulturgeschichte

Patrick Merziger 52
Kommunikation als Wirkung von Kommunikation.
Anschlusskommunikation in sozialen Systemen als Konzept für eine historische Wirkungsforschung

Hans-Jörg Stiehler 80
Möglichkeiten einer Rezeptionsforschung in historischer Perspektive

Udo Göttlich 111
Weiterhin auf der Suche nach dem verlorenen Zuschauer!
Mediensoziologische Probleme einer historischen Wirkungs- und Rezeptionsforschung

Kaspar Maase 126
Kommunikation als materielle Praxis –
Zur historischen Analyse von Medieneffekten am Beispiel des ›Schundkampfs‹ um 1900

II . Fallstudien – Ansätze und Quellen einer historischen Wirkungsforschung

Benno Nietzel 143
Winning Hearts and Changing Minds:
Zur politischen Karriere ›starker Medienwirkungen‹ im Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg

Patrick Rössler 165
Wie man Medien eicht.
Zu den Wurzeln der historischen Medienwirkungsforschung in der Werbepsychologie der 1920er-Jahre

Andre Dechert 185
Mediale Anschlusskommunikation als Ressource der historischen Mediennutzungsforschung: Die TV-Sitcom
Married … With Children und die Stereotypisierung der US-amerikanischen Working Class

Maria Löblich 202
Routinen der Mediennutzung in West-Berlin. Eine Annäherung über biografische Interviews

Andy Räder 225
Möglichkeiten und Grenzen einer Re-Analyse der DDR-Medienwirkungsforschung am Beispiel der
Kinderbuchverfilmung von Die Reise nach Sundevit (1966)

Gerlinde Frey-Vor 248
Mediennutzung und -rezeption in Ostdeutschland während der Transformationszeit nach der deutschen
Wiedervereinigung: Skizze einer kommunikations- und medienhistorischen Analyse

Fernando Ramos Arenas 273
Kino im Kollektiv. Filmrezeption und politische Kontrolle in der DDR der 1950er-Jahre

Tabea Bodenstedt 294
Stimmen aus dem Publikum. Hörerbeteiligung in der Bundesrepublik der 1970er-Jahre


Autorinnen und Autoren 317