|
Heiligmacher
Roman
Nikos Panajotopoulos
Reclam Leipzig
EAN: 9783379008334 (ISBN: 3-379-00833-8)
287 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 13 x 21cm, 2005
EUR 19,90 alle Angaben ohne Gewähr
|
|
Umschlagtext
Weit über die Grenzen seines griechischen Dorfes hinaus ist der Wundertäter Jannis Orphanos berühmt. Als er eines Tages allzu menschliche Züge zeigt und aus seiner öffentlichen Rolle als religiöser Star zu fallen droht, schlagen ihn seine Anhänger brutal nieder. Mit dem Tode ringend beichtet er einem Fremden die Geschichte seines Lebens.
»»Ihr Blut findet keine Ruhe, bevor sie nicht meines fließen sehen ... Mir bleibt bloß noch zu reden, jemandem die Wahrheit zu sagen, zu beichten.« Dies sagte er in einem Zuge, dann schwieg er. Als habe er seine letzten Kräfte mobilisiert und müsse nun neue sammeln. »Zu beichten« hatte er gesagt. Und gemeint: bei mir. Ob der Widersinnigkeit der Situation starrte ich ihn entgeistert an.«
Rezension
Beispiele, wie leicht es ist, Menschen zu manipulieren, indem man ihnen Erlösung und Heilung verspricht, kennen wir genügend. Davon handelt der vorliegende Roman "Heiligmacher", in dem der Aufstieg und Fall eines religiösen Stars skizziert wird. Das Volk, das ihn in dem kleinen griechischen Dorf als Wundertäter verehrt und ihn über die Grenzen bekannt macht, bringt ihn auf brutale Weise um, als er der Rolle und den Erwartungen der Menschen nicht mehr entspricht. Seine Lebenslüge und die damit verbundene Last und Schuld beichtet er einem Fremden. Doch als der scheinbare Wundertäter nach vielen Jahren als Martyrer heilig gesprochen werden soll, ringt der fremde junge Mann damit, die Wahrheit offen zu legen. Nikos Panajotopoulos zeichnet spannend und einfühlsam das Psychogramm eines kollektiven Opfers und gibt dem Leser einen anschaulichen Einblick in die Abgründe der menschlichen Seele. Eine Geschichte, die durchaus auch im Zusammenhang des heute weit verbreiteten Starrummels aktuell ist. Denn ein Star ist man nicht, man wird dazu gemacht.
Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Griechenlands Dorfidylle und ein unorthodoxes Verbrechen
Sommer 1940, irgendwo in Arkadien. Ein ganzes Dorf erhebt sich und lyncht seinen berühmtesten Einwohner, den Asketen und Wundertäter Jannis Orphanos. Die fanatische Verehrung der Dorfbewohner hatte den Mann einst über Nacht zum religiösen Star gemacht. Nebenbei war das Dorf zu einer reichen und angesehenen Pilgerstätte avanciert. Doch plötzlich droht Orphanos aus seiner Rolle zu fallen und schlagartig kehrt sich die Verehrung in brutalen Hass um. Mit dem Tode ringend beichtet Orphanos dem achtzehnjährigen Stathis die wahre Geschichte seines Lebens. Die Last dieser Beichte bringt den jungen Mann schließlich selbst ins Kreuzfeuer der Angriffe. Als Orphanos sechzig Jahre später als Märtyrer heilig gesprochen werden soll, beschließt Stathis, sein Schweigen zu brechen.
Eine packende Allegorie auf den modernen Starkult. |
|
|