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Hegels Religionsphilosophie Ein dialogischer Kommentar
Hegels Religionsphilosophie
Ein dialogischer Kommentar




Pirmin Stekeler

Meiner Hamburg
EAN: 9783787346530 (ISBN: 3-7873-4653-8)
1199 Seiten, hardcover, 14 x 20cm, Dezember, 2024

EUR 128,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Welt würde eine andere, wenn im Leben umgesetzt würde, was in Hegels Religionsphilosophie höchst abstrakt verhandelt wird: Wir sind nur halb zu achten und verdienen bloß halbes Mitleid, solange wir das Gute nur wünschen und nicht sehen, dass wir immer all das wollen, wofür wir im Handeln verantwortlich sind. Zwar sind die Menschen auch als halbe Personen zu lieben. Solange wir aber nur erst ehrlich meinen, dem Guten und der Wahrheit als göttliches Ideal zu dienen, bringen wir alles durcheinander, nicht anders als Luzifer, der erste Sohn Gottes im Mythos, und dann sogar noch Kant mit seiner formalistischen Sinnkritik und autonomistischen Moral.
Rezension
Zurecht wurde Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831), der große Philosoph des Deutschen Idealismus, zu seinem 250. Jubiläum in zahlreichen Publikationen gewürdigt: in Biographien, in Monographien sowie in Kommentarbänden. Unter diesen ragen besonders die von Pirmin Stekeler (*1952), Philosophieprofessor an der Universität Leipzig, hervor. Bis 2023 wurden von dem Hegel-Experten umfangreiche Kommentare zu folgenden Hauptwerken Hegels vorgelegt: zur „Phänomenologie des Geistes“, zu den beiden Bänden der „Logik“, zu den „Grundlinien der Philosophie des Rechts“ sowie zur Idee der Natur und des Geistes in der „Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften“.
Den Abschlussband seiner Kommentierung veröffentlichte Stekeler 2024 mit dem Band „Hegels Religionsphilosophie. Ein dialogischer Kommentar“, der wie auch seine anderen Bücher im Felix Meiner Verlag publiziert wurde. Bei der Religionsphilosophie handelt es sich im Unterschied zu den anderen Arbeiten Hegels nicht um eine eigenständige Publikation, sondern um Nachschriften seiner Vorlesung zur Philosophie der Religion, die er 1824 gehalten hat. Der „Jahrtausendphilosoph“ setzt sich in dieser u.a. mit folgenden Fragen auseinander: Was ist Religion, was die „unmittelbare Religion“? Wie ist ihr Verhältnis zur Philosophie und zur Religionswissenschaft zu bestimmen? Wodurch zeichnen sich religiöse Haltungen aus? Welche Bedeutung kommt Gott in der Philosophie zu? Was spricht gegen den Pantheismus? Welche Probleme des Christentums lassen sich identifizieren?
Der Kommentarband Stekelers umfasst erstens eine exzellente historisch-systematische Einführung in Hegels Religionsphilosophie, zweitens den gesamten Vorlesungskorpus und drittens den systematisch-interpretierenden Kommentar zu den Textabschnitten des Philosophen. Dabei setzt der Leipziger Philosophieprofessor die tiefschürfenden Reflexionen Hegels gekonnt in Beziehung zum philosophischen Diskurs der Gegenwart und bedient sich des Instrumentariums der analytischen Philosophie. Der zum Selbststudium der Religionsphilosophie bestens geeignete Kommentar von Stekeler richtet sich zwar primär an Studierende und Hochschullehrende der Philosophie, ist m. E. aber auch für gymnasiale Philosophie- und Ethiklehrkräfte von Bedeutung. Das Buch lädt sie dazu ein, in ihrem Fachunterricht mit Schüler:innen ausgewählte Passagen aus Hegels Religionsphilosophie zu lesen sowie sich mit den Ideen und Argumentationen problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Pirmin Stekelers meisterhafter „dialogischer Kommentar“ zu Hegels „Religionsphilosophie“ erschließt allen philosophisch Interessierten seine Philosophie der Religion und verdeutlicht eindrücklich die Aktualität des Hegelschen Denkens.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
In diesem Band schließt Pirmin Stekeler sein umfangreiches Kommentarwerk zu Hegels Philosophie mit einem dialogischen Kommentar zur Religionsphilosophie ab, der logisch­theologischen Summe von Hegels Denken.
Das Eigenwillige in Hegels Schreib- und Redestil schreckt ab. Erst recht aber führt das Unverstandene in seinen Analysen gerade der Religionsphilosophie zu weit auseinanderliegenden Interpretationen. Wie schon im impliziten Dauerdialog Sören Kierkegaards mit Hegels Werk sind die üblichen Darstellungen unklarer als die Sammlungen der in ihnen zumeist willkürlich ausgewählten Zitate. Deshalb bedarf es im Interesse der Sache eines dialogischen Kommentars. Im Ganzen des Textes wird dann nämlich eine Art Landkarte der Praxisformen der Religion und des theologischen Denkens sichtbar, deren Universalismus den historischen und philologischen Erforschungen des je besonderen religiösen Ethos allererst ihren Ort und Sinn zuweist.
Die Nachschrift der Vorlesung zur Philosophie der Religion aus dem Jahre 1824 durch Griesheim (aus GW 29,1), die in diesem Band vollständig mitgeführt wird, stellt die Kultur des Religiösen in ihrer Bedeutsamkeit auf eine so komprehensive Weise dar, wie sie in den nächsten 200 Jahren nicht wieder erreicht wurde. Angesichts vieler falschen Gewissheiten zu Seele und Gott, Moralität und Sittlichkeit, Subjektivität, Personalität und Gemeinschaft sowohl bei Anhängern einer partikularen Religion als auch bei selbsternannten Aufklärern ist diese Wiedererinnerung an Religion mehr als dringlich, zumal sie nicht auf spiritualistische, existentielle oder psychologische Erbauung reduziert bleibt.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 11
Einführung 13
1. Zur 'dialogischen' Kommentierung von Hegels Philosophie der Religion 13
2. Systematisches zu Inhalt und Gegenstand, Verschiedenheit und Identität 18
3. Zur Arbeitsteilung von Textsicherung und Interpretation 28
4. Die inhaltliche Einheit der Religion und ihre Entwicklung in den Religionen 46
5. Religion als Bindung an die Transsubjektivität des Geistes 57
6. Der allgemeine Rahmen des Seins als Inhalt spekulativer Reflexion 93
7. Beschränkte Haltungen zu Sein, Dasein, Welt, Gott und sich selbst 122
8. Religion, Kunst und Philosophie zur Einheit von Geist und Natur 148
9. Zu einem modernen Pan-en-theismus 171
10. Empirismus, Materialismus und moralische Weltanschauung 182
Hegels Einleitung in die Religionsphilosophie 193
A. Die Stellung der Philosophie zu Religion und Religionswissenschaft 193
B. Abwehr der Forderung nach Erfüllung von Vorbedingungen 251
C. Zur Gliederung 270
I. Begriff der Religion 274
II. Die bestimmte Religion 278
III. Die offenbare Religion 286
I. Teil: Der Begriff der Religion 289
A. Zu einer Phänomenologie religiöser Haltungen 292
B. Probleme der rein historischen Zugänge zur Religion 300
C. Zur falschen Immanenz von Beobachtung und Selbstreflexion 358
1. Die natürliche Endlichkeit von Subjekt und Individuum 359
2. Transzendentale und romantische Reflexionsphilosophie 363
3. Vernünftige Anerkennung der Realität des Ganzen 388
D. Spekulativer Zugang zu den Themen der Religion 412
E. Vom Begriff Gottes zur Würde des Personseins 435
1. Unsere Vorstellung Gottes 442
2. Der sich in der natürlichen Welt offenbarende Geist 445
3. Die äußeren Formen absoluter Affirmation 454
4. Der verengte Blick in der Gegenüberstellung von Spiritualität und Naturalismus 467
5. Die Rolle kultischer Liturgie 473
II. Teil: Die bestimmte Religion 495
I. Erster Teil der bestimmten Religion: Die unmittelbare Religion 504
1. Religion der Zauberei 559
2. Naturreligion der Phantasie 626
3. Die Religion des Guten, die Lichtreligion 669
4. Die Religion des Räthsels 681
II. Zweiter Teil der bestimmten Religion: Die Stufe der geistigen Individualität 724
1. Die Religion der Erhabenheit 811
2. Die Religion der Schönheit 856
2.1 Inhaltsbestimmungen durch göttliche Statusrollen 861
2.2 Gestaltungen und Erscheinungsformen 879
2.3 Kultische Verehrung und Orakel 893
3. Religion der Zweckmässigkeit 921
III. Theil. Die offenbare Religion 953
1. Der metaphysische Begriff des Gottes der offenbaren Religion 980
2. Die spekulativen Darstellungsformen der offenbaren Religion 1023
2.1 Das erste Element: Gottvater als der abstrakte Geist 1025
2.2 Das zweite Element: Der Sohn als Gottmensch in Zeit und Ewigkeit 1052
2.3 Das dritte Element: Der Geist in der Gemeinde 1107
3. Probleme des Christentums 1141
3.1 Ambivalenzen in der Versöhnung von Gott und Welt 1142
3.2 Zwei Typen der Kritik an der christlichen Religion 1148
3.3 Falsche Prämissen der üblichen Kritik an der Religion 1162
Literatur 1171
Namenregister 1179
Sachregister 1188