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Hans Jonas Für Freiheit und Verantwortung
Hans Jonas
Für Freiheit und Verantwortung




Jürgen Nielsen-Sikora

Wissenschaftliche Buchgesellschaft
EAN: 9783534743193 (ISBN: 3-534-74319-9)
343 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, August, 2017, 24 Illustrationen, schwarz-weiß

EUR 49,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der Philosoph Hans Jonas (1903–1993) gehört zu den prominentesten Vertretern der deutsch-jüdischen Emigration und zu den wichtigsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Großgeworden war er noch im akademischen Milieu der Weimarer Zeit; bei Martin Heidegger wurde er 1928 promoviert. Dann kam die Machtergreifung der Nationalsozialisten, die die vorgezeichneten akademischen Bahnen jäh unterbrach. Der Emigrant, dessen Mutter 1942 in Auschwitz ermordet wurde, diente im Zweiten Weltkrieg als britischer, dann im israelisch-arabischen Krieg von 1948 als israelischer Soldat. Seine akademische Karriere setzte Jonas danach in Kanada und den Vereinigten Staaten fort – und schuf mit seinem berühmten Hauptwerk ›Das Prinzip Verantwortung – Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation‹ (1979) die Grundlagen für die moderne Zukunfts- und Umweltethik. Jürgen Nielsen-Sikora legt jetzt die erste umfassende, aus den Akten geschöpfte Biographie von Hans Jonas vor.

Dr. Jürgen Nielsen-Sikora (geb. 1973) ist Privatdozent für Neuere und Neueste Geschichte an der Stiftungsuniversität Hildesheim und Leiter des Hans-Jonas-Instituts der Universität Siegen.
Rezension
Dieses Buch ist mehr als "nur" eine Biographie (1. Teil) des Philosophen Hans Jonas (1903–1993), der zu den prominentesten Vertretern der deutsch-jüdischen Emigration und zu den wichtigsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts gehört. Es bildet zugleich eine grundlegende Einführung in das Denken, das Werk und die Wirkungsgeschichte des Begründers einer Biologiephilosophie und Zukunftsethik im 20. Jhdt. Der jüdische Philosoph und Religionswissenschaftler Hans Jonas (1903-1993) hat mit seinen Werk „Das Prinzip Verantwortung“ (deutsch: 1979) (in Abgrenzung von Ernst Blochs „Prinzip Hoffnung“) einen wesentlichen Beitrag zur Ethik in einer technologischen und biomedizinischen Welt am Ende des 20. Jhdts. geliefert. Er gehört zu den größten Denkern des 20. Jahrhunderts, der sich den Geisteswissenschaften und den Naturwissenschaften gleichermaßen gewidmet hat und der der Verantwortung im technologischen Zeitalter eine zentrale Rolle zugewiesen hat. Das Prinzip Verantwortung versucht eine moralphilosophische Antwort auf die technologische und biomedizinische Macht der Gegenwart. Die neuen technologischen Fähigkeiten des Menschen verpflichten zur Verantwortung für zukünftige Generationen; eine moralische Folgensensibilität gilt es zu erarbeiten. Durch die ungeheure Potenzierung menschlich-technischen Vermögens, insbesondere durch Atom- und Biotechnik, gelten nach Hans Jonas im technologischen Zeitalter vor allem drei Voraussetzungen aller bisheriger Ethik nicht mehr: 1) die menschliche Natur ist nicht mehr eindeutig und unverrückbar, 2) das Gute ist nicht mehr eindeutig bestimmbar und 3) die Reichweite menschlicher Verantwortung ist unendlich ausgeweitet. Deshalb bedarf es einer neuen Ethik; denn Jonas These lautet: Die Verheißung der modernen Technik ist in Drohung umgeschlagen und diese hat sich mit jener unlösbar verbunden. Eine solche Ethik begründet die Forderung, so zu handeln, dass die Wirkungen unserer Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden. Jonas plädiert für eine »Heuristik der Furcht«. Im Erschrecken vor den künftigen Gefahren, die den Menschen bedrohen, gewinnen wir erst ein wirkliches Verständnis unserer Selbst und dessen, was es zu schützen gilt.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
49,95 €
39,95 € Mitglieder
»Diese höchst kenntnisreiche Biographie zeichnet das Leben des großen deutsch-jüdischen Denkers Hans Jonas (1903-1993) nach und schafft es, auch den historischen Kontext - den Ersten und Zweiten Weltkrieg, Holocaust und Zionismus - deutlich zu machen, in dem Jonas' bahnbrechende neue Biologiephilosophie und Zukunftsethik reifte.
Das Buch deckt von intellektuellen Debatten der Weimarer Republik bis zu den letzten Jahrzehnten in New York Jonas' geistige Entwicklung ab und behandelt im Detail "Das Prinzip Verantwortung" und dessen internationale Rezeption.«
Vittorio Hösle
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 9

ERSTER TEIL: LEBEN

1 Familie, Krieg und Judentum 20

I Von Borken nach Mönchengladbach 20
II Der Erste Weltkrieg als prägendes Erlebnis 26
III „Ich gehöre einer Minderheit an" 33

2 Studienzeit und Jahre der Emigration 44

I Wissenschaftliche Prägungen 44
II Gnosis-Studien 52
III „In alle Welt zerstreut" 56
IV Soldat und Familienmensch 74

3 Amerika und die Philosophie des Lebens 84

I Von Jerusalem nach Ottawa 84
II Von Ottawa nach NewYork 98
III Das erste Jahrzehnt als Professor an der New School for Social Research 109

4 Blick zurück nach vorn. Restitution und Anerkennung 125

I Ein kleiner Trost für einen großen Verlust 125
II Mit Adorno gegen Heidegger 130
III Eine andere Art der Philosophie 137
IV Rastlose Zeiten. Die Jahre des Erfolgs 154
V Die letzten Lebensjahre 170

ZWEITER TEIL: DAS WERK IN DER DISKUSSION

5 Hans Jonas als öffentliche Person 182

I Zur Person 186
II Stimmen zur Philosophie und Ethik von Hans Jonas 196
III Der Nachruhm 201

6 Das Prinzip Verantwortung. Ein Kommentar 211

I Das veränderte Wesen menschlichen Handelns 213
II Grundlagen- und Methodenfragen 226
III Über Zwecke und ihre Stellung im Sein 232
IV Das Gute, das Sollen und das Sein: Theorie der Verantwortung 237
V Verantwortung heute. Gefährdete Zukunft und Fortschrittsgedanke 246
VI Kritik der Utopie und die Ethik der Verantwortung 255

7 Zur Aktualität von Hans Jonas 263

I Erziehung durch Katastrophen? 264
II Zukunftsforschung 271
III Rettung des unsichtbaren Reiches 277
IV Geltungsbereich des Prinzips Verantwortung 282
V Verteidigung der Offenheit des Menschen 287
VI Resümee 290

8 Mit Hans Jonas über ihn hinaus 293

I Hans Jonas in Deutschland. Vittorio Hösle und die Diskursethik 295
II Hans Jonas in Frankreich und Italien 306
III Der Jonas-Diskurs in den USA 312

Zeittafel 320
Dank 322
Literatur 324
Namenregister 339