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Handbuch Ontologie  Jan Urbich / Jörg Zimmer (Hrsg.)
Handbuch Ontologie


Jan Urbich / Jörg Zimmer (Hrsg.)
Verlag J. B. Metzler
EAN: 9783476046376 (ISBN: 3-476-04637-0)
553 Seiten, hardcover, 17 x 24cm, Februar, 2020

EUR 99,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Frage danach, was das ‚Seiende als Seiendes‘ eigentlich sei, und was ‚Sein‘ als erste und fundamentalste Bestimmung der Wirklichkeit ausmacht, hat die abendländische Philosophie vielleicht am tiefgreifendsten geprägt. Das Handbuch bietet erstmals eine Gesamtschau einer der philosophischen Grunddisziplinen seit den antiken Ursprüngen der Philosophie. Zum einen werden in einem historischen Teil die wesentlichen Positionen ontologischen Fragens aufgearbeitet und auf ihre Anschlussfähigkeit überprüft. Zum anderen werden systematisch die zentralen Begriffe und Probleme der Ontologie – auch mit Blick auf ihre Aussagekraft für gegenwärtige und zukünftige Forschung – erschlossen. Abschließend werden die etablierten Bereichsontologien dargestellt und diskutiert.
Rezension
Ist unsere Welt nur ein Konstrukt unseres Gehirns, leben wir in einer Matrix? Warum gibt es überhaupt Dinge? Was bedeutet Existenz? Wann spricht man von Sachverhalten und Tatsachen? Welchen Status besitzen Eigenschaften und Kategorien? Wie ist das Verhältnis von Wahrheit und Entitäten zu denken? Besitzen Normen und Werte ein Dasein? Existieren Mengen, Zahlen und sprachliche Gegenstände? Ist Geistiges ein mentaler Zustand? Wodurch unterscheiden sich die philosophischen Positionen des Naturalismus, Realismus und Idealismus? Ist Sein bei Parmenides ein Erkenntniskriterium? Was versteht Platon unter Ideen und welchen Stellenwert haben sie in seiner Philosophie? Wie bestimmt Aristoteles das Verhältnis von Form und Stoff? Worum ging es im Universalienstreit? Was meint Hölderlin mit dem „Seyn schlechthin“? Rückt bei Hegel die Logik an die Stelle der Metaphysik? Worin besteht nach Heidegger der Unterschied zwischen dem Sein und dem Seienden?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Ontologie, die Metaphysik des Daseins. Diese Teildisziplin der Philosophie versucht die Grundstruktur der Wirklichkeit zu klären. Dabei legt sie eine bestimmte metaphysische Prämisse zu Grunde, nämlich einen ontologischen und erkenntnistheoretischen Realismus, nach dem eine bewusstseinsunabhängige und erkennbare Wirklichkeit existiert. Gegenwärtig lässt sich angesichts neurowissenschaftlicher Entwicklungen und der digitalen Revolution eine Renaissance der Ontologie nachweisen.
Wer fundierte Antworten in kompakter Form auf die oben aufgeführten, philosophischen Fragestellungen sucht, der greife zum „Handbuch Ontologie“, herausgegeben von Jan Urbich (wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Germanistik der Technischen Universität Braunschweig) und von Jörg Zimmer (Professor für Philosophie an der Universität Girona). Das im J.B. Metzler Verlag publizierte Werk überzeugt durch seinen klar gegliederten Aufbau, seine prägnanten, gut verständlichen, differenzierten Beiträge, die immer dem aktuellen Forschungsstand folgen. Die Artikel zur Geschichte der Ontologie, ihrer zentralen Begrifflichkeiten und Probleme und zum Profil der Bereichsontologien stammen von ausgewiesenen Expertinnen und Experten. Im Unterschied zum „Handbuch Metaphysik“, das den Schwerpunkt auf die analytische Metaphysik legt, ist es den Herausgebern mit dem „Handbuch Ontologie“ gelungen, den unterschiedlichen Methodologien innerhalb der Philosophie gerecht zu werden, insbesondere „analytische“ und „kontinentale“ Zugänge gleichermaßen zu berücksichtigen. Dadurch wird in dem Handbuch die philosophische Grundlagendisziplin Ontologie historisch-systematisch umfassend beleuchtet.
Lehrerinnen und Lehrer der Fächer Philosophie und Ethik erhalten durch die präzisen Begriffsklärungen des Handbuchs produktive Anregungen, um bei der unterrichtlichen Auseinandersetzung mit philosophischen und moralischen Problemen ihren ontologischen Voraussetzungen nachzugehen. Auf diese wird man im Philosophieunterricht verwiesen, zum Beispiel bei der Auseinandersetzung mit Platons Ideenlehre, mit Wahrheitstheorien, mit der Realismus-Antirealismus-Debatte oder mit dem ontologischem Status von Zahlen. Im Ethikunterricht können ontologische Fragen im Kontext der Willensfreiheitsdebatte oder des Werterelativismus thematisiert werden.
Fazit: Das „Handbuch Ontologie“ kann Lehrenden und Studierenden der Philosophie sowie Philosophie- und Ethik-Lehrkräften aufgrund seines hervorragenden Überblicks über aktuelle philosophische Diskurse - gerade in postfaktischen Zeiten - nur zur Anschaffung empfohlen werden.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Das Handbuch füllt eine echte Lücke in der philosophischen Landschaft
Erstmals Gesamtschau einer philosophischen Grunddisziplin
Von der Antike bis in die Gegenwart

Das Handbuch bietet erstmals eine Gesamtschau einer der philosophischen Grunddisziplinen seit den antiken Ursprüngen der Philosophie. Die Frage danach, was das „Seiende als Seiendes“ eigentlich sei, und was „Sein“ als erste und fundamentalste Bestimmung der Wirklichkeit ausmacht, hat die abendländische Philosophie vielleicht am tiefgreifendsten geprägt. Geschichtlich sollen in diesem Band deshalb zum einen die wesentlichen Positionen ontologischen Fragens aufgearbeitet und auf ihre Anschlussfähigkeit überprüft werden. Systematisch werden zum anderen die zentralen Problemfelder, Begrifflichkeiten und Frageperspektiven der Ontologie – ebenfalls auch mit Blick auf ihre Aussagekraft für gegenwärtige und zukünftige Forschung – erschlossen sowie die sich mittlerweile etabliert habenden Regionalontologien dargestellt und diskutiert.
Das Handbuch will zugleich den verengten Blick der Analytischen Philosophie weiten und mit der sogenannten kontinentalen Philosophie ins Gespräch bringen.

Inhaltsverzeichnis
Einleitung VII

I Historische Modelle
1 Ursprung der Ontologie: Parmenides
Seiten 3-11
Schmitt, Arbogast
2 Klassische griechische Philosophie (I): Platon
Seiten 12-26
Schmitt, Arbogast
3 Klassische griechische Philosophie (II): Aristoteles
Seiten 27-43
Schmitt, Arbogast
4 Hellenismus: Skepsis, Epikureismus, Stoa
Seiten 44-50
Hülser, Karlheinz
5 Neuplatonismus: Plotin
Seiten 51-59
Han, Sui
6 Ontologie des scholastischen Mittelalters und der frühen Neuzeit
Seiten 60-65
Rode, Christian
7 Rationalismus (I): René Descartes
Seiten 66-70
Gutschmidt, Holger
8 Rationalismus (II): Baruch de Spinoza
Seiten 71-75
Bartuschat, Wolfgang
9 Rationalismus (III): Gottfried Wilhelm Leibniz
Seiten 76-80
Liske, Michael-Thomas
10 Aufklärung: Christian Wolff und Alexander Gottlieb Baumgarten
Seiten 81-88
Olesti, Josep, Zimmer, Jörg
11 Deutscher Idealismus (I): Immanuel Kant
Seiten 89-93
Schönfeld, Martin
12 Deutscher Idealismus (II): Johann Gottlieb Fichte
Seiten 94-98
Brachtendorf, Johannes
13 Deutscher Idealismus (III): Johann Gottfried Herder
Seiten 99-100
Marino, Mario
14 Deutscher Idealismus (IV): Friedrich Heinrich Jacobi
Seiten 101-110
Urbich, Jan
15 Deutscher Idealismus (V): Friedrich Hölderlin
Seiten 111-125
Hühn, Helmut, Urbrich, Jan
16 Deutscher Idealismus (VI): Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Die Verwandlung von Metaphysik in Logik
Seiten 126-137
Martin, Christian Georg
17 Deutscher Idealismus (VII): Friedrich Wilhelm Joseph Schelling
Seiten 138-142
Gabriel, Markus
18 Morphologie: Johann Wolfgang von Goethe
Seiten 143-147
Hühn, Helmut
19 Historischer Materialismus: Karl Marx
Seiten 148-154
Henning, Christoph
20 Lebensontologie: Friedrich Nietzsche
Seiten 155-164
Babich, Babette
21 Moderne Logik: Gottlob Frege
Seiten 165-168
Wille, Matthias
22 Phänomenologie: Edmund Husserl
Seiten 169-176
Erhard, Christopher
23 Logischer Positivismus: Rudolf Carnap und der Wiener Kreis
Seiten 177-180
Wille, Matthias
24 Logischer Atomismus und Philosophie der ›normalen Sprache‹: Bertrand Russell und Ludwig Wittgenstein
Seiten 181-186
Goppelsröder, Fabian
25 Fundamentalontologie: Martin Heidegger und Hans-Georg Gadamer
Seiten 187-196
Keiling, Tobias, Nikola Mirković
26 Neue Ontologie: Nicolai Hartmann und Josef König
Seiten 197-201
Schürmann, Volker
27 Moderne Prozessontologie: Alfred North Whitehead
Seiten 202-206
Widdau, Christoph Sebastian
28 Ontologie des gesellschaftlichen Seins: Georg Lukács und Hans Heinz Holz
Seiten 207-212
Göcht, Daniel, Zimmer, Jörg
29 Phänomenologischer Existentialismus: Jean-Paul Sartre und Maurice Merleau-Ponty
Seiten 213-220
Bonnemann, Jens
30 Poststrukturalismus: Emanuel Levinas, Michel Foucault, Gilles Deleuze und Jacques Derrida
Seiten 221-235
Beuthan, Ralf
31 Analytische Philosophie (I): Willard Van Orman Quine
Seiten 236-242
Glock, Hans-Johann
32 Analytische Philosophie (II): David Lewis
Seiten 243-247
Busse, Ralf
33 Analytische Philosophie (III): Wilfrid Sellars, Peter F. Strawson und Barry Stroud. Analytischer Kantianismus.
Seiten 248-257
Hoeppner, Till
34 Analytische Philosophie (IV): Hilary Putnam und Donald Davidson
Seiten 258-266
Pineda, David
35 Analytische Philosophie (V): John Searle und Robert Brandom
Seiten 267-276
Wenz, Daniel
36 Analytische Philosophie (VI): Analytische Prozessontologie
Seiten 277-286
Seibt, Johanna
37Ostasiatische Ontologien
Seiten 287-301
Kim, Halla

II Systematische Begriffe und Probleme
A Methodologische Selbstreflexion ontologischen Denkens
38 Ontologische Letztbegrifflichkeiten: Kategorien, Transzendentalien, Prinzipien und Ideen
Seiten 305-312
Schildknecht, Christiane
39 Meta-Ontologie
Seiten 313-316
Pagès, Joan
B Der Leitunterschied der Ontologie: Die Semantik der ‚ontologischen Differenz‘ (Sein – Seiendes)
40 Die Bedeutung von ›sein‹. Philosophische Grundlagen der Semantik von ›sein überhaupt‹.
Seiten 317-344
Urbich, Jan
41 Die Bedeutung von ›Seiendem‹. Grundlagen der philosophischen Semantik des empirisch Seienden
Seiten 345-350
Wille, Matthias
42 Sein als Existenz
Seiten 351-357
Kanzian, Christian
C Die Minimalbedingungen des Seienden: Das ontologische Gerüst
43 Dimensionen des Seienden: Räumlichkeit und Zeitlichkeit des Seienden und das Sein von Raum und Zeit
Seiten 358-364
Friebe, Cord
44 Die ontologische Matrix des Seienden: Form und Stoff/Materie
Seiten 365-371
del Pozo, Joan Manuel, Zimmer, Jörg
45 Der ontologische Rahmen von Seiendem: Die Begriffe ›Substanz‹, ›Gegenstand‹ und ›Ding‹
Seiten 372-379
Schnieder, Benjamin, Werner, Jonas
46 Der ontologische Gehalt von Seiendem: Die Begriffe ›Eigenschaft‹, ›Universale‹ und ›Trope‹
Seiten 380-387
Schnieder, Benjamin, Claas, Jan
D Die Ontologie des komplexen Seienden: Höherstufige ontologische Organisationen
47 Abstrakte, konkrete, universale, einzelne Gegenstände: Klassische Grundunterscheidungen in der aktuellen Ontologie
Seiten 388-394
Kanzian, Christian
48 Komplexe Organisationen des Seienden: Die ontologischen Begriffe ›Sachverhalt‹, ›Tatsache‹ und ›Ereignis‹
Seiten 395-401
Rami, Dolf
49 Komplexe Organisationen des Seienden: Die ontologischen Begriffe ›Gesetz‹ und ›Struktur‹
Seiten 402-408
Artmann, Stefan
50 Die Ontologie von Ursachen und Gründen: Rationalität und Kausalität des Seienden
Seiten 409-417
Brotero de Rizzo, Julio, Schnieder, Benjamin
E Die Maximalbedingungen des Seienden: Makroformationen des Seins
51 Die Ontologie von Kräften, Prozessen und von Emergenz: Sein als Werden
Seiten 418-427
Sohst, Wolfgang
52 Die Ontologie von Mengen und Zahlen
Seiten 428-435
Bromand, Joachim
53 Die Ontologie von Geist: Das Sein von Wahrnehmung, Bewusstsein, Intentionalität und Handeln
Seiten 436-442
Barz, Wolfgang
54 Die Ontologie von Sinn: Das Sein von Bedeutung und Begriff
Seiten 443-451
Detel, Wolfgang
F OntologischePositionen: Epistemologie des Seienden
55 Realismus, Materialismus, Naturalismus und Idealismus als ontologische Grundpositionen
Seiten 452-458
Gabriel, Markus
56 Ontologie und Dialektik
Seiten 459-464
Zimmer, Jörg
57 Ontologie und Wissenschaftstheorie/Ontologie und formale Logik
Seiten 465-472
Tetens, Holm
58 Ontologie und Erkenntnistheorie: Sein, Denken, Wahrheit und Wissen
Seiten 473-480
Hübner, Johannes

III Bereichsontologien und ihr Profil
59 Ontologie der Sprache
Seiten 483-491
Franken, Dirk
60 Ontologie der Normen und Werte
Seiten 492-499
Halbig, Christoph
61 Ontologie der Kunst
Seiten 500-507
Bertram, Georg
62 Ontologie des Sozialen
Seiten 508-515
Jansen, Ludger
63 Ontologie der Kultur
Seiten 516-523
Hubig, Christoph
64 Ontologie der Natur (moderne Physik)
Seiten 524-530
Esfeld, Michael
65 Ontologie der Möglichkeiten (Modalontologie)
Seiten 531-538
Meixner, Uwe

Autorinnen und Autoren 541
Personenregister 544
Sachregister 547