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Habermas und die Religion  2., korrigierte und erw. Aufl. 2019
Habermas und die Religion


2., korrigierte und erw. Aufl. 2019

Klaus Viertbauer, Franz Gruber (Hrsg.)

Wissenschaftliche Buchgesellschaft
EAN: 9783534271085 (ISBN: 3-534-27108-4)
336 Seiten, hardcover, 17 x 24cm, April, 2019

EUR 78,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Jürgen Habermas gilt als einer der wichtigsten deutschen Intellektuellen der Nachkriegszeit. Wie kein Zweiter prägte er die politisch-gesellschaftlichen Diskurse der letzten Dekaden und trägt breitenwirksam zu aktuellen Debatten bei.

Seit Ende der 1980er-Jahre öffnet Habermas sich langsam dem Dialog mit akademischen Vertretern der Religion. Doch nimmt er Religion nicht einfach als eine soziologische Kategorie wahr, sondern tritt in einen tiefgreifenden Austausch mit Theologen und Religionsphilosophen.

Der Band analysiert das Verhältnis von Habermas zur Religion erstmals umfassend und bestimmt es nicht nur in seiner historisch-genealogischen Tiefe, sondern ordnet es auch in der gegenwärtigen Diskurslandschaft ein.

Für die vorliegende 2. Auflage wurde der Band durchgesehen und erweitert - so greift er nun auch die Rezeption der Religionsphilosophie Hegels auf und behandelt das aktuelle Thema der Bioethik.

Mit Beiträgen u.a. von Friedo Ricken, Klaus Müller und Franz Gruber.

Franz Gruber ist Professor der Dogmatik und Ökumenischen Theologie an der Katholischen Privatuniversität Linz.

Dr. Klaus Viertbauer, geb. 1985, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Christliche Philosophie der Universität Innsbruck. Bei der WBG erschien der von ihm gemeinsam mit Heinrich Schmidinger herausgegebene Sammelband »Glauben denken. Zur philosophischen Durchdringung der Gottrede im 21. Jahrhundert« (2016)
Rezension
Jürgen Habermas (geb. 1929 in Düsseldorf) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Gegenwarts-Philosophen. Als Angehöriger der zweiten Generation der Frankfurter Schule (neomarxistische und dialektische Kritische Theorie) beschäftigt er sich hauptsächlich mit Problemen der Sozialphilosophie. Als Hauptwerk gilt seine Theorie des kommunikativen Handelns, in der er das Konzept des „herrschaftsfreien Diskurses” entfaltet: Theorie des kommunikativen Handelns (Bd.1: Handlungsrationalität und gesellschaftliche Rationalisierung, Bd. 2: Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft), Frankfurt a.M. 1981. Darin wird die gesellschaftliche Entwicklung als ein Differenzierungsprozess beschrieben, in deren Verlauf „System” und „Lebenswelt” sich zunehmend voneinander abkoppeln, so dass schließlich das „System” die „Lebenswelt” „kolonialisiert”. Habermas hält mit seiner „Theorie des kommunikativen Handelns” die kritische Haltung der Frankfurter Schule gegenüber der Moderne bei und kann sich insofern gar nicht so überraschend mit einem anderen Kritiker der Moderne treffen: Kardinal Joseph Ratzinger (seit 2005: Papst Benedikt XVI.). Erst in seinen späten Jahren öffnet sich Habermas also für das Thema Religion. In der Gegenwartsgesellschaft dringe die Sprache des Marktes in alle Poren des Sozialen. Selbst unsere rationale Moral mit ihren reziproken Rechten und Pflichten sei dem merkantilen Vertragsprinzip nachgebildet. Darum bringt Habermas das Moralprinzip "Nächstenliebe" ins Spiel, das auch zentraler Gegenstand der ersten Enzyklika von Papst Benedikt war, die weltweit hohe Aufmerksamkeit erregt. Habermas und der spätere Papst waren sich bei ihrem Zusammentreffen 2004 in der Gesellschaftsanalyse einig und auch darin, dass Gerechtigkeit hergestellt und darüber hinaus die Nächstenliebe angemahnt werden müsse. Unterschiedlich sehen beide allerdings die Rolle der Religion im säkularen Staat.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
78,00 €
62,40 € für Mitglieder
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

Einleitung 9
Klaus Viertbauer

Sektion I:
Kontexte und Konstellationen

Jürgen Habermas und Kants Religionsphilosophie 29
Friedo Ricken

Habermas und Hegel als Denker der Moderne 40
Thomas M. Schmidt

Schleiermacher und Kierkegaard in der Sicht "nachmetaphysischen" Denkens 59
Maureen Junker-Kenny

Jürgen Habermas und die Kritische Theorie 78
Walter Raberger

Habermas' partielle Zuwendung zum Pragmatismus 99
Ludwig Nagl

Habermas und die neue Metaphysik
Konvergenzen und Divergenzen mit Dieter Henrich und Michael Theunissen 121
Klaus Müller

Liberal, deliberativ oder dekonstruktivistisch?
Rorty, Habermas und Derrida über das Verhältnis von Religion und Gesellschaft 142
Michael Reder

Sektion II:
Diskurse und Rezeptionslinien

Diskursethik und Leidenserfahrungen
Die Auseinandersetzung mit dem Religionsbegriff des späten Habermas aus der Perspektive der politischen Theologie 163
Ottmar John

Habermas und die Öffentliche Theologie 200
Andreas Telser

Nicht zugänglich! Nicht verständlich! Nicht akzeptabel!
Sind religiöse Wahrheitsansprüche ein Problem für den liberaldemokratischen Rechtsstaat? 215
Maeve Cooke

Kommunikatives Handeln und Glaubensbegründung 229
Franz Gruber

Kommunikative Vernunft, Religion und Gottesrede 252
Edmund Arens

Sozialethik postsäkular?
Diskursethik und katholische Soziallehre 277
Hans-Joachim Höhn

Jürgen Habermas und der Versuch, den moralischen Status des Embryos diskusethisch zu begründen 299
Klaus Viertbauer

Vom Ritual zur Sprache - Von der Sprache zum Ritual.
Jürgen Habermas' Beitrag zur Religionsphilosophie 320
Florian Uhl


Autorenverzeichnis 335