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Gotteserkenntnis und Existenz Karl Barths Theologie im Kontext seines Lebens
Gotteserkenntnis und Existenz
Karl Barths Theologie im Kontext seines Lebens




Wolfgang Greive

Evangelische Verlagsanstalt
EAN: 9783374078042 (ISBN: 3-374-07804-4)
342 Seiten, paperback, 15 x 21cm, März, 2025

EUR 68,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Karl Barth hat die Theologie und die Kirche im 20. Jahrhundert maßgebend geprägt und wird heute mit neuer Aufmerksamkeit gelesen. Das Buch von Wolfgang Greive stellt sich der Aufgabe, Barths Theologie im Kontext seiner Lebensgeschichte zu profilieren, denn die Schärfe dieser Theologie lässt sich ohne den Wechselbezug auf die Situation seiner Biographie nicht zureichend verstehen. Greive zeigt, wie Barth die Frage nach dem glaubwürdigen Selbstverhältnis der Wahrheit auf seinem Denkweg als Lebensweg beantwortet. So sehr Barths Kampf gegen den Nationalismus und Nationalsozialismus ausschlaggebend ist, ohne den Kampf mit sich selbst kann sein Denken nicht erfasst werden. Das verlangt den Einbezug seiner persönlichsten Krise in der Notgemeinschaft mit seiner Ehefrau und Geliebten.

Dass Karl Barth das Wort Gottes im Hinblick auf ein bestimmtes geschichtliches Gegenüber auslegt, zeigt Wolfgang Greive in einer erweiterten Perspektive eindrücklich. Und dass Barth mit seiner Dogmatik ein revolutionäres Potential entwickelt hat, wird ebenso hervorgehoben wie die Widersprüche in seinem Denken. Greive plädiert für ein vertieftes Verständnis der Theologie Barths als Krisentheologie.

Wolfgang Greive, Dr. theol., Jahrgang 1943, studierte Theologie in Frankfurt, Göttingen und Mainz. Nach seiner Promotion bei Wolfhart Pannenberg arbeitete er als Pfarrer in Rüsselsheim, dann als Assistent bei Pannenberg in München und war später Dozent für Systematische Theologie an der Theologischen Akademie in Celle sowie Studienleiter an der Akademie Loccum. Nach seiner Habilitation war Greive als Theologischer Referent des Lutherischen Weltbundes in Genf und als Ökumenebeauftragter der Hannoverschen Landeskirche tätig.
Rezension
Barths Theologie wird oft (ausschließlich) als Reflex auf die zeitgeschichtlichen Umstände gelesen und gedeutet, - diese neue Darstellung hingegen deutet seine Theologie wesentlich vor dem Hintergrund seiner Biographie, wie schon Titel und nUntertitel zeigen. Der wohl bedeutendste protestantische Theologe des 20. Jahrhunderts, der Schweizer Karl Barth (1886–1968), hat widersprochen; gegen die Vereinnahmung Gottes durch Welt und Kultur durch die Liberale Theologie (Adolf Harnacks), gegen die Religion ("Religion ist Unglaube"), gegen den Nationalsozialismus und die Deutschen Christen und eine sich anpassende Kirche, gegen die deutsche Wiederbewaffnung und die atomare Aufrüstung im Kalten Krieg. Barth hat die absolute Andersartigkeit Gottes gegenüber der «Welt» zur Geltung gebracht, deshalb Dialektische Theologie, deshalb Offenbarungstheologie (Offenbarung statt Religion und deren kulturwissenschaftliche Interpretation, psychologische Deutung und politische Instrumentalisierung). Auch das Privatleben zeigt Widerspruch: Fast vierzig Jahre lebte er mit Ehefrau und Geliebter unter einem Dach. Auch nach seiner Entlassung durch die Nationalsozialisten und der Rückkehr in die Schweiz blieb er Deutschland in kritischer Zeitgenossenschaft verbunden. Nach dem Zweiten Weltkrieg rief er die Deutschen zum Schuldbekenntnis und die Schweizer zur Freundschaft mit den Deutschen auf.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Theologie Systematische Theologie Theologie der Krise Theologie und Biographie Denkarbeit als Lebensarbeit Barth neu entdecken Revolution der Dogmatik Liebe und Schuld
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 Zur Brisanz der Barth-Auslegung 11
2 Biographie und Theologie, Leben und Denken 15
3 Die Aufgabe der Neuinterpretation des Glaubens 20

I Auf der Suche nach dem ganz anderen Gott – herausgeforderte Gotteserkenntnis

1 Mit »innerster Seele« Sozialist sein 23
2 Die Kirche als Ort der Wahrheit 28
3 »Der Glaube an den persönlichen Gott« und die Geburt der Theologie Barths 32
4 Was trägt nach dem Großen Krieg und nach dem Desaster des Geistes? 37
5 »Suchet Gott, so werdet ihr leben!« 41
6 Rebellenfreundschaft: Eduard Thurneysen 48
7 Die Dramatik der Römerbriefe 52
8 »Komm Schöpfer Geist!« 72
9 Barths Spiritualität 77
10 Die Krise der praktischen Vernunft 82

II Dogmatik als Lebensaufgabe

1 Deus dixit: Theologie des autoritären Wortes Gottes 89
2 »Gott spricht positiv« und die »Sternstunde« der Barthschen Theologie 93
3 Wie festen Boden bekommen? 102
4 Dramatik des Lebens: Persönliche Notzeit 109
5 Ein Blick auf Barths Lektüre: Die Forsyte Saga 112
6 Kirchliche Notzeit 115
7 Die existentielle Mitte der Barthschen Theologie: »Die große Barmherzigkeit« 121
8 Gott ist Liebe. Konsequenz und Inkonsequenz des Barthschen Denkens 132
9 Die Revolution der Dogmatik und ihre Widersprüche 142
10 Theologie der Verwundbarkeit Gottes 152

III Theologie, die Lebenswahrheit ist

1 Hilfswerk und Wache – Barths Engagement in der Schweiz 158
2 Bekenntnis als theologische Liebeserklärung 161
3 Die »Macht der Ordnung seiner Liebe« 164
4 Die bleibende Problematik des Gottesverständnisses 168
5 »Humanität am Scheidewege« 175
6 Gott mit uns und die Quintessenz des Barthschen Denkens 187
7 Der Clou in Barths Dogmatik und ihre Frömmigkeit 194
8 Zur Problematik der speziellen Christologie 199
9 Wie von der subjektiven Realisierung der Versöhnung reden 203

IV »Sind wir also Christen?«

1 Die Glaubwürdigkeit der Christen 213
2 »Es geht um Leben.« Gegen Antikommunismus und Atomaufrüstung 216
3 Wille zur ökumenischen Kirchlichkeit 225
4 Hans Urs von Balthasar und die Theologie der Liebe Gottes 229
5 Das Licht des Lebens, in dem Jesus siegt 236
6 Barths Gefängnispredigten: »... mich gerne als den größten Sünder euch allen bekennen«! 240
7 Altwerden und Revolutionär in Sachen Taufe 256
8 Ein Christ zu werden und zu sein 266
9 Die gefährliche Lehre der Versöhnung und die
Grundlagenkrise der Christen 283
10 Theologie als Theanthropologie 292

Schluss

1 Ertrag 302
2 Die Frage der Widersprüche 306
3 Die Einsicht, dass allein die Liebe zählt 311
4 Kurt Marti – Barths konsequenter Interpret 317
Literaturverzeichnis 330
Abkürzungen 342