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Getreidesilos
Bernd und Hilla Becher
Schirmer-Mosel
EAN: 9783829602563 (ISBN: 3-8296-0256-1)
256 Seiten, hardcover, 29 x 30cm, Oktober, 2006
EUR 78,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Rezension
Milwaukee, Liverpool, Rouen, Namur und Duisburg. Was verbindet diese Städte miteinander? Sie alle sind Orte, in den Getreidesilos standen bzw. stehen. Diese großen Speicher für Schüttgüter dienen der trockenen und keimfreien Lagerung von Getreide, also dem Schutz gegen Schimmelbefall und anderen Schädlingen. Es lassen sich je nach Material (Stahl, Beton, Backstein), Größe und Erscheinungsform der Behälter (vieleckig, zylindrisch) verschiedene Typen von Getreidesilos unterscheiden. Ein Silotrakt besteht - aufgrund von vertikalen Arbeitsvorgängen - aus dem Erdgeschoss zur Vermessung des Getreides, der Behälterzone zur Lagerung des Schüttgutes, der Galerie über den Behältern mit den Förderbändern zum Befüllen der Behälter und dem Arbeitshaus bzw. Turm mit den Antriebsmotoren und den Aggregaten zur Entstaubung, Reinigung und Trocknung des Getreides. Getreidesilos prägen vielfach noch immer die Landschaften. Einige von ihnen finden sich zum effektiven Transport des Getreides an Flüssen und Bahngleisen.
Die Vielfalt dieser Anlagen hat das international bekannte Fotografenehepaar Bernd Becher (1931-2007) und Hilla Becher (1934-2015) in seinem Bildband „Getreidesilos“ mit 246 Duotone-Tafeln dokumentiert. 2006 erschien das Buch im renommierten Münchner Kunstverlag Schirmer/Mosel, in dem seit 1977 die Bernd und Hilla-Gesamtausgabe verlegt wird. Auf den meist menschenleeren, schattenfreien Schwarzweißfotografien der Bechers finden sich Dokumente des Industriezeitalters. Die Fotografien des vorliegenden Bandes aus den Jahren 1961 bis 2006 stammen von Speichern aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Belgien und der Bundesrepublik Deutschland. Ein Teil der von Bernd und Hilla Becher dokumentierten agrarindustriellen Bauten wurde bereits abgerissen. Die Aufnahmen bieten die Möglichkeit, eine Typologie von Getreidesilos vorzunehmen und ihre historische Entwicklung zu skizzieren. Lehrkräfte der Fächer Bildende Kunst und Philosophie werden durch den ästhetisch ansprechenden Bildband motiviert, sich mit Schüler:innen im Unterricht anhand von Fotografien von Getreidespeichern mit dem Technikschönen auseinanderzusetzen. Zudem bietet der Kunstunterricht die Möglichkeit, dass die Schüler:innen selbst - im Stile der Bechers - Bildgruppen von bestimmten industriellen Artefakten fotografieren.
Fazit: Der Bildband „Getreidesilos“ mit von Bernd und Hilla Becher gekonnt ausgewählten Fotografien leistet einen wichtigen Beitrag zum kulturellen Gedächtnis der industriellen Landwirtschaft.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Unsere Becher-Edition begibt sich mit ihrem neuen - dem inzwischen vierzehnten - Band in den Bereich der Landwirtschaft. Industrielle Anbaumethoden hatten im 19. Jahrhundert die Getreideproduktion derart in die Höhe schnellen lassen, daß die herkömmlichen Transportmittel zu Wasser und zu Lande bald nicht mehr ausreichten. Die ersten Getreidesilos entstanden etwa 1850 in Buffalo, dem Umschlagplatz für Massengüter aus ganz Amerika. Direkt an Flüssen oder Eisenbahnlinien errichtet, ermöglichten sie nicht nur ein schnelles und effizientes Be- und Entladen, sondern boten, da sie kühl, trocken und keimfrei waren, auch die idealen Bedingungen zur Speicherung. Außerdem konnte das Getreide beim Einlagern gewogen und auf seine Reinheit hin überprüft werden. Gigantische Konstruktionen aus Holz oder Beton, die sich in der meist flachen, weiten Landschaft wie Festungen erheben, wurden die Getreidesilos überall in der Welt zu Wahrzeichen prosperierender Agrarregionen. Die Speicher- und Transportmethoden haben sich inzwischen verändert. Heute sind Getreidesilos nur noch Zeugen einer längst vergangenen Epoche. Bernd und Hilla Becher, die seit über 40 Jahren industrielle Bauten dokumentieren, photographierten die hier versammelten Getreidesilos in den USA, in Deutschland, Belgien und Frankreich. |
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