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Geschichte Spaniens im 20. Jahrhundert
Geschichte Spaniens im 20. Jahrhundert




Walther L. Bernecker

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406601590 (ISBN: 3-406-60159-6)
379 Seiten, paperback, 14 x 22cm, 2010, mit 7 Karten

EUR 26,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Um 1900 beklagten spanische Intellektuelle, wie sehr ihr Land hinter dem Rest Europas zurückbleibe. Nach zwei Diktaturen, einem blutigen Bürgerkrieg und dem Übergang zur parlamentarischen Demokratie seit dem Tod Francos ist Spanien heute in der europäischen Normalität angekommen. Walther L. Bernecker verfolgt die bewegte Geschichte des Landes im 20. Jahrhundert und zeigt, wie es europäischen Nachbarn immer ähnlicher wurde.

Weither L. Bernecker, geb. 1947, ist Professor für romanischsprachige Kulturen an der Universität Erlangen-Nürnberg. Bei C.H.Beck ist von ihm erschienen: Spaniens Geschichte seit dem Bürgerkrieg (3. Aufl. 1997); Spanische Geschichte (4. Aufl. 2006), Geschichte Portugals (zus. mit Horst Pietschmann, 2. Aufl. 2008).
Rezension
Jüngst ist Spanien im Rahmen der Überschuldungskrise südeuropäischer Länder wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit Europas gerückt. Zuvor hatte Spanien einen wirtschaftlichen Boom erlebt, der aber nun (als Immobilienblase) geplatzt ist. Jedenfalls war Spanien nicht m,ehr hinter dem Rest Europas zurück, wie es um 1900 der Fall war, wo diese Darstellung einsetzt. Nach zwei Diktaturen, einem blutigen Bürgerkrieg und dem Übergang zur parlamentarischen Demokratie seit dem Tod Francos ist Spanien seit 1975 zunehmend in der europäischen Normalität angekommen und seinen europäischen Nachbarn immer ähnlicher geworden. Wirtschaftliche und politische Entwicklung sind im Spanien des 20. Jhdts. oft ungleichzeitig verlaufen, - anders als in den meisten europäischen Staaten. Dennoch ist Spanien in den letzten Jahrzehnten des 20. Jhdts. zu einem westlich demokratischen Land gereift. - Die auf zehn Bände angelegte Europäische Geschichte im 20. Jahrhundert macht begreiflich, wie unsere Nachbarländer zu dem wurden, was sie heute sind, und bietet in ihrer Gesamtheit eine vergleichende Geschichte Europas im 20. Jahrhundert. In den Jahrzehnten um 1900 veränderten sich die Länder Europas in einem bis dahin unbekannten Tempo. Die industrielle Hochmoderne verwandelte die Lebenswelten und produzierte heftige Gegenreaktionen, die den Hintergrund abgaben für die großen politischen Kämpfe, die Kriege und die Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Auch die Krise der Industriegesellschaften seit den 1960er Jahren ging mit einem tief greifenden sozialen und kulturellen Wandel einher, und auch den teilten die europäischen Nationalstaaten miteinander. Zugleich wurden die verschiedenen nationalen Varianten der modernen Gesellschaften einander immer ähnlicher. Die Bände der Reihe setzen daher bei den Nationalstaaten an, beziehen ihren Blickwinkel jedoch aus diesen allen Staaten gemeinsamen Entwicklungen. Nur so lässt sich eine europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts entwerfen, die nicht der Versuchung erliegt, Gegenwartsvisionen europäischer Identität in die Vergangenheit zurück zu projizieren.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Europäische Geschichte im 20. Jahrhundert in 10 Bänden herausgegeben von Ulrich Herbert
Alle Bände erscheinen jeweils in einer broschierten und einer gebundenen Ausgabe.

Nach zwei Diktaturen, einem blutigen Bürgerkrieg und dem Übergang zur parlamentarischen Demokratie seit dem Tod Francos ist Spanien heute in der europäischen Normalität angekommen. Walther L. Bernecker verfolgt die bewegte Geschichte des Landes im 20. Jahrhundert und zeigt wie es seinen europäischen Nachbarn immer ähnlicher wurde. Ein besonderes Merkmal der spanischen Geschichte ist die Ungleichzeitigkeit von politischer und wirtschaftlich-sozialer Entwicklung. Das 1931 auf die Diktatur Primo de Riveras folgende republikanische Spanien war zwar politisch ein modernes Land mit aufgefächertem Parteiensystem, aber es blieb wirtschaftlich rückständig. Am Ende der franquistischen Diktatur 40 Jahre später hatten sich die Vorzeichen umgekehrt. Spanien war wirtschaftlich in der europäischen Moderne angekommen, aber politisch noch immer im autoritär-hierarchischen System des Franquismus gefangen. Zu Beginn der 90er Jahre zeigte das Land wiederum ein radikal verändertes Gesicht. Erst die Reformen der letzten Jahrzehnte haben Spanien endgültig zu einem westlich-demokratischen Land werden lassen.

Walther L. Bernecker, geb. 1947 in Dollnstein (Altmühltal), ist Professor für romanischsprachige Kulturen an der Universität Erlangen-Nürnberg. Lehr- und Forschungsaufenthalte an den Universitäten Augsburg, Bielefeld, Bern, Fribourg, Chicago, Pittsburgh, Mexiko, Erlangen-Nürnberg.
Arbeitsschwerpunkte: Spanische und lateinamerikanische Geschichte des 19. Und 20. Jahrhunderts, insbesondere Spanischer Bürgerkrieg, Franquismus, spanische Monarchie, mexikanische Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Geschichte Brasiliens, Geschichte Portugals.
Veröffentlichungen: Mitherausgeber des dreibändigen "Handbuchs der Geschichte Lateinamerikas" (Stuttgart 1992 - 1996).

"Der Historiker Walther L. Bernecker schildert flüssig und spannend geschrieben den Weg vom Agrar- zum modernen Dienstleistungs- und Industriestaat und EU-Mitglied. Dass Bernecker nicht nur Politik und Wirtschaft nachzeichnet, sondern auch auf kulturelle Entwicklungen und vor allem auf die Lebensbedingungen eingeht, macht den besonderen Reiz dieses Buches aus."
Eva Karnofsky, Deutschlandradio Kultur, 6. Juni 2010

"Laien wie Historikern bietet der Autor eine faktenreiche und analytische Darstellung."
Rolf Helfert, Kölner Stadt-Anzeiger, 9. April 2010
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

ERSTER TEIL
1898 bis 1923


1. Spanien um 1900: Kolonialverlust, Pessimismus, Regeneration 11
2. Von der Kolonialkrise zum Systemzusammenbruch 29
2.1. Das «Desaster von 1898» und die Erneuerungsbewegung 29
2.2. Das politische System der Restauration 32
2.3. Restaurationskritik und Regenerationsrhetorik 40
2.4. Periphere Industrialisierung 42
2.5. Die Arbeiterbewegung: Anarchismus und Sozialismus 52
2.6. Die Entstehung ethnischer Nationalismen 61
2.7. Imperialismus in Marokko und «Tragische Woche» (1909) 68
2.8. Die Staatskrise (1917-1923) 74

ZWEITER TEIL
1923 bis 1939


3. Spanien um 1924: Konservativismus, Infrastrukturausbau, Gesellschaftsveränderungen 87
4. Diktatur - Republik - Bürgerkrieg 102
4.1. Die Diktatur Primo de Riveras (1923-1930) 102
4.2. Die Zweite Republik (1931-1936) 119
4.3. Der Bürgerkrieg (1936-1939) 135

DRITTER TEIL
1939 bis 1975


5. Die Franco-Ära 177
5.1. Hungerjahre und Repression 177
5.2. Der «Neue Staat»: Struktur und Machtträger 188
5.3. Spaniens «Neutralität» im Zweiten Weltkrieg 199
5.4. Spanien um 1944: Repression, Korruption, Mangelwirtschaft 202
5.5. Das Nachkriegsjahrzehnt: Isolierung und Autarkie 219
5.6. Ein Regime im Wandel: die fünfziger Jahre 226
5.7. Wirtschaft und Gesellschaft im Umbruch 236
5.8. Spanien um 1964: Wirtschaftsaufschwung, Konsumorientierung, Protesthaltung 246
5.9. Die Krise des Franco-Regimes 261

VIERTER TEIL
1975 bis zur Jahrhundertwende


6. Demokratisierung und Europäisierung 269
6.1. Erringung und Stabilisierung der Demokratie 269
6.2. Eine freie Kirche in einem freien Staat 279
6.3. Dezentralisierung und ethnischer Terrorismus 281
6.4. Spaniens Rückkehr in supranationale Organisationen 292
6.5. Wirtschaftskrise, Strukturreformen, sozialistische Modernisierung 296
6.6. Spanien um 1994: Strukturwandel, Anomie, Modernität 305
6.7. Die konservativen Regierungsjähre (1996-2004): Kontinuitäten und Brüche 3 20
7. Schlussbetrachtung und Ausblick 330

ANHANG

Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 341
Chronologie 343
Anmerkungen 347
Literaturverzeichnis 358
Personenregister 371
Karten 375