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Gerechtigkeit denken John Rawls`epochales Werk der politischen Philosophie
Gerechtigkeit denken
John Rawls`epochales Werk der politischen Philosophie




Otfried Höffe

Verlag Karl Alber
ISBN: 9783495349204
192 Seiten, kartoniert, 14 x 22cm, Februar, 2021

EUR 28,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
John Rawls, dessen 100. Geburtstag sich 2021 jährt, beschreibt die Gerechtigkeit als „erste Tugend sozialer Institutionen“ und definiert damit gleichzeitig ein für die politische Ethik des 20. Und 21. Jahrhunderts einmaliges Arbeitsprogramm. In zwölf Kapiteln stellt Otfried Höffe entlang der Werke Rawls` Grundgedanken und deren Entwicklung vor, prüft ihre Überzeugungskraft und fragt nach bleibender Aktualität.
Rezension
„Gerechtigkeit als Fairness“, „Schleier des Nichtwissens“, „lexikalische Ordnung“, „Differenzprinzip“, „Überlegungsgleichgewicht“ sind zentrale Begriffe, die allen an politischer und sozialer Philosophie Interessierten bekannt sind. Zu finden sind ihre englischsprachigen Pendants in dem Werk „A Theory of Justice“(1971) von John Rawls (1921-2002). Es gilt als „Jahrhundertbuch“, führte es doch zur Rehabilitierung der praktischen Philosophie. In ihm bezeichnet der Professor für Philosophie an der Harvard University Gerechtigkeit als „erste Tugend sozialer Institutionen“ und entwickelt seine egalitaristische Gerechtigkeitstheorie. Nach Rawls` berühmten Gedankenexperiment würden sich vernünftige und freie Menschen in einer fairen Ausgangssituation, in einem Urzustand, auf genau zwei Grundsätze der Gerechtigkeit einigen, nämlich erstens auf das Recht auf maximale Grundfreiheiten und zweitens auf das „sozialdemokratische“ Differenzprinzip, nach dem soziale Ungleichheiten nur dann legitim sind, wenn sie zum Vorteil der sozial am wenigsten Begünstigten sind. Seine Gerechtigkeitstheorie hat Rawls in seinen späteren Schriften weiterentwickelt und spezifiziert. Zudem entwickelte er in seinem zweiten Hauptwerk, der Aufsatzsammlung „Political Liberalism“(1993), eine Theorie des politischen Liberalismus, die um die Themen übergreifender Konsens, Vorrang des Rechts und öffentliche Vernunft kreisen. Mit seinem Spätwerk „The Law of Peoples“(1999) hat der Denker zudem eine Philosophie des Völkerrechts vorgelegt. Zurecht wird Rawls daher als einer der wichtigsten politischen Philosophen des 20. Jahrhunderts angesehen, zu seinen Schüler:innen zählen u.a. Onora O`Neill, Christine Korsgaard, Susan Neiman und Thomas Pogge.
Passend zu Rawls` 100. Geburtstag ist von Otfried Höffe (*1943) der Band „Gerechtigkeit denken. John Rawls` epochales Werk der politischen Philosophie“ im Verlag Alber erschienen. In ihm gelingt es dem emeritierten Tübinger Philosophie-Professor, in kompakter Form einen fundierten Überblick über die Grundgedanken von Rawls` Philosophie zu geben. Dabei beleuchtet Höffe sowohl präzise Begründungsschwierigkeiten von Rawls` politischem Konstruktivismus als auch Möglichkeiten der Reaktualisierung seiner Ideen. Lehrkräfte der Fächer Philosophie und Ethik werden durch Höffes Band motiviert, sich in ihrem Unterricht nicht nur mit Rawls` Gerechtigkeitstheorie, sondern auch mit anderen Meisterstücken seiner politischen Philosophie auseinanderzusetzen, etwa denen zum politischen Pluralismus, zum Widerstandsrecht, zum internationalen Völkerrecht oder zur Frage gerechter Kriege.
Fazit: Otfried Höffe liefert mit „Gerechtigkeit denken“ eine sehr gute Einführung in die politische Philosophie von John Rawls, die angesichts globaler Wohlstandspolarisierung, postdemokratischer Entwicklungen und internationaler Konflikte nichts an Aktualität verloren hat.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
100. Geburtstag eines der wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts
John Rawls’ „Theorie der Gerechtigkeit“ ist der bedeutendste englischsprachige Beitrag, vermutlich sogar der überhaupt wichtigste Text des 20. Jahrhunderts zur philosophischen Ethik und politischen Philosophie. Der Grundgedanke, von Kants Idee der Autonomie inspiriert, besteht in einer vertragstheoretischen Auffassung der Gerechtigkeit als Fairness. In einem zweiten Hauptwerk „Politischer Liberalismus“ bildet Rawls diesen Gedanken für die moderne rechts- und verfassungsstaatliche Demokratie, für ihren religiösen und weltanschaulichen Pluralismus, fort. Das „Recht der Völker“ schließlich weitet den Gedanken auf die internationalen Beziehungen aus.
Dr. phil. Otfried Höffe, geb. 1943, lehrt Philosophie an der Universität München. Veröffentlichungen u.a.: Praktische Philosophie. Das Modell des Aristoteles (1971); Artikel „Sittlichkeit“ und „Streben“ im Handbuch philosophischer Grundbegriffe (1974); Einführung in die utilitaristische Ethik (1975); Beiträge der praktischen Philosophie in Sammelwerken und Zeitschriften.
Inhaltsverzeichnis
1. Unverdiente Privilegien? 13
2. Ein epochales Werk 25
3. Überlegungsgleichgewicht: Eine Hermeneutik der Demokratie 49
4. Verteilungsgerechtigkeit 62
5. Ziviler bzw. staatsbürgerlicher Ungehorsam 72
6. Ein zweites Hauptwerk: »Politischer Liberalismus« 85
7. Öffentliche Vernunft 106
8. »Gerechtigkeit als Fairneß«: Ein Neuentwurf? 115
9. Eine Philosophie des Völkerrechts 130
10. Gibt es gerechte Kriege? 151
11. Vorlesungen zur Philosophiegeschichte 159
12. Gerechtigkeit denken: Rawls’ Aktualität 168
Bibliographie zu John Rawls (1921–2002) 179