Leider stoßen viele klassische Texte bei Schülern auf Ablehnung, die Lebenswelten vergangener Epochen sowie deren Sprache und Ausdrucksformen wirken zu befremdlich für Jugendliche, deren Lebenssituation keinerlei Parallelen mit den im Lehrplan vorgeschriebenen Lektüren aufzuzeigen scheint. Hinzu kommt eine ausufernde "Zerpflückung" im Unterricht. Anders scheint dies bei dem gesellschaftskritischen Drama "Frühlings Erwachen" von Frank Wedekind. Die Kulisse ist alt, die Problemkreise nach wie vor aber aktuell und auf das Erwachsenwerden ausgerichtet. Schule und Sexualität sowie Konfliktpotentiale zwischen Generationen bilden die Hauptthemen der Handlung. Schüler finden sich in ihren eigenen Anliegen angesprochen und sind offen für Diskussionen und Gespräche um und über das Drama. Mit der vorliegenden Ausgabe erhält der Leser die Erstausgabe. Am Ende findet sich eine entsprechende Bemerkung zur originalen Textgestaltung. Weiterhin liefern ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen, Daten zu Leben und Werk des Autors und ein Nachwort wichtige Materialien zum weiterführenden Verständnis. Das Buch eignet sich dementsprechend gut für einen Einsatz als Lektüre im Deutschunterricht der Sekundarstufe II.

Georg Pfahler, lehrerbibliothek.de

Die erste so benannte ›Kindertragödie‹ in der Geschichte der deutschen Literatur erschien 1891 in Zürich. Die neunzehn szenischen Bilder des Stückes werden von einem Thema zusammengehalten: Sie kontrastieren die natürliche Sinnlichkeit und die daraus erwachsenden Bedürfnisse Jugendlicher mit den verklemmten und heuchlerischen Moralvorstellungen ihrer Erziehungsautoritäten. Aus dem Aufeinanderprallen dieser Welten entsteht der ebenso sensibel wie skurril gezeichnete tragische Verlauf der Szenen, dessen Opfer sie werden.
›Frühlings Erwachen‹ ist Wedekinds bekanntestes Stück, das mit seiner provokanten Themenwahl und dramaturgischen Vielschichtigkeit weit über das zeitgenössische naturalistische Drama in die avancierte Moderne hinausweist.

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