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Frühe Bilder von Günter Grass Aus der Sammlung des Günter Grass-Hauses
Frühe Bilder von Günter Grass
Aus der Sammlung des Günter Grass-Hauses



Steidl
EAN: 9783969991602 (ISBN: 3-9699916-0-9)
80 Seiten, hardcover, 23 x 31cm, Dezember, 2022

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
„Das soll von mir sein?“, rief der Literaturnobelpreisträger Günter Grass (1927-2015) im Jahre 2014 aus, als ihm ein Packen mit seinen Bildwerken aus der Zeit von 1947 bis 1952 überreicht wurde. Gefunden wurde dieser unter der Treppe seines Ateliers in Düsseldorf, welches der Künstler 1953 verlassen hatte. Der ausgebildete Grafiker und Bildhauer konnte nach 60 Jahren seine frühen eigenen Kunstwerke in den Händen halten: Aquarelle auf Papier, Handzeichnungen (mit Tusche, Kohle, Rötelkreide, Bleistift und Pastell), einen Holzschnitt und zwei Gipsplastiken. Diese frühen Bilder demonstrieren, dass der Dichter, so seine Selbstbezeichnung, nicht nur Epiker, Lyriker, Dramatiker, engagierter Wahlkämpfer für die SPD und einer der wichtigsten Intellektuellen der Bundesrepublik war, sondern auch bildender Künstler.
Seine 2014 aufgetauchten frühen Kunstwerke offenbaren nicht nur den Einfluss von Künstlern der Moderne auf diese, sondern sind auch zur Rekonstruktion der Genese von Grass` Œuvre sehr aufschlussreich. So finden sich auf den künstlerischen Arbeiten Bildmotive, die später auch in seinen literarischen Werken auftauchen. Zum Beispiel hat er auf dem Aquarell „Musiker und Tänzer“(um 1952) erstmals eine Blechtrommel gemalt, welche namensgebend für seinen bekanntesten, weltweiten Erfolgsroman „Die Blechtrommel“(1959) werden sollte. Intermedialität begleitete Grass also von Beginn seines literarischen Schaffens an, Schreiben und Zeichnen befruchteten sich gegenseitig, bekannte er selbst 1980. So lehnte er es ab, die Frage „Bin ich nun Schreiber oder Zeichner?“ mit einem „Entweder-oder“ zu beantworten.
34 künstlerische Artefakte aus der frühen Schaffensphase des Dichters sind zugänglich in der Publikation „Frühe Bilder von Günter Grass“, erschienen bei Steidl in Kooperation mit dem Günter Grass-Haus. Dessen Leiter, Jörg-Philipp Thomsa, hat den auch ästhetisch ansprechend gestalteten Band herausgegeben. Die Bildwerke kommentiert gekonnt der Kunsthistoriker Jürgen Fitschen, zum Teil unter Heranziehung von Zitaten aus dem autobiographischen Werk des Schriftstellers „Beim Häuten der Zwiebel“(2006). Lehrkräfte der Fächer Deutsch und Bildende Kunst werden durch den Band zu den Bildwelten von Grass motiviert, sich in ihrem Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt mit dem Gesamtwerk des Dichters und Künstlers auseinanderzusetzen.
Fazit: Das Buch „Frühe Bilder von Günter Grass“ leistet einen wichtigen Beitrag zur Beleuchtung des Wechselverhältnisses von Literatur und Kunst bei dem Dichter. Der Bildband verdient daher einen Platz in der Bibliothek aller Freund:innen des vielfältigen Œuvres von Grass.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Knapp sechzig Jahre nach Abschluss seiner Ausbildung zum Grafiker und Bildhauer erreichte Günter Grass die Nachricht von einem bemerkenswerten Fund: In Düsseldorf stieß ein Nachmieter unter der Treppe eines Wohnhauses auf ein umfangreiches Konvolut von Zeichnungen des Studenten aus den späten vierziger und frühen fünfziger Jahren. Aus dieser Schaffensphase waren ansonsten kaum Arbeiten des Künstlers bekannt.
Das Düsseldorfer Konvolut der »Frühen Bilder« besteht aus Handzeichnungen, Aquarellen, zwei Gipsplastiken und einem Holzschnitt von Günter Grass. Anhand der »Frühen Bilder« lässt sich die stilistische Entwicklung des jungen Grass von seinen Studienjahren an der Kunstakademie in Düsseldorf und der Hochschule für Bildende Künste in Berlin bis zum Welterfolg der Blechtrommel (1959) nachzeichnen. Es demonstriert auf einzigartige Weise, wie intensiv sich Grass als Student mit der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts, insbesondere der Klassischen Moderne mit ihren Protagonisten wie Pablo Picasso, Ernst Ludwig Kirchner oder Marc Chagall auseinandergesetzt hat. Die Werke, die Grass zwischen 1947 und 1952 schuf, bilden darüber hinaus wertvolle Quellen zum Entstehungskontext seines Erinnerungsbuches Beim Häuten der Zwiebel.
Die Publikation beinhaltet zahlreiche Fotos und Bilder von Günter Grass, die der Kunsthistoriker Dr. Jürgen Fitschen kommentiert.
In Kooperation mit dem Günter Grass-Haus, Lübeck
Inhaltsverzeichnis
Ein Paar Worte vorweg 6
Vorwort 9
„Das soll von mir sein?“ 19
Frühe Bilder von Günter Grass 21
Anhang 78