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Frankreich entschlüsseln Missverständnisse und Widersprüche im medialen Diskurs
Frankreich entschlüsseln
Missverständnisse und Widersprüche im medialen Diskurs




Isabelle Bourgeois

Reihe: Schriften zur Rettung des öffentlichen Diskurses


Herbert von Halem Verlag
EAN: 9783869626437 (ISBN: 3-86962-643-7)
288 Seiten, paperback, 12 x 19cm, Juni, 2023

EUR 23,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Für die Zukunft der EU ist die intime Kenntnis der Funktionsweise des jeweiligen Partners heute notwendiger denn je. Doch Deutschland und Frankreich sind sich trotz der engen Bande, die sie seit Kriegsende geknüpft haben, weitgehend fremd geblieben. Weil es sich um zwei Gesellschaftsmodelle handelt, die gegensätzlicher nicht sein können. Weil wie immer Klischees das tiefere Verständnis und somit die konstruktive Auseinandersetzung mit dem Anderssein behindern. Weil schließlich Frankreich wegen seiner besonderen Geschichte für Deutsche eine Projektionsfläche eigener Wunschvorstellungen ist. Und nicht zuletzt, weil viele Begriffe zur Kategorie der "falschen Freunde" gehören: Sie scheinen in beiden Sprachen identisch, bedeuten aber etwas ganz anderes. Besonders für deutsche Journalisten ist Frankreich ein Land der Widersprüche. Das Medienverständnis ist fast das Gegenteil des deutschen. Anspruch und Wirklichkeit, Theorie und Praxis klaffen auch bei den Werten, Prinzipien und Institutionen der Demokratie oft auseinander. Und vor allem: Paris ist nicht identisch mit Frankreich, einem Gebilde, dessen Komplexität nicht zuletzt die Wahlen 2022 offenbarten. Dieses Buch ist ein Versuch, Frankreich verständlicher zu machen. Es zeigt, wie man sich einem fremden Land, von dem man meint, es zu kennen, annähern kann, und wie man die Fallstricke umgeht, die in Klischees und Idealvorstellungen lauern. Frankreich muss man lernen, zwischen den Zeilen zu lesen. Das Buch ist ein Beitrag zum öffentlichen Diskurs über die Zukunft Europas.

Isabelle Bourgeois, geboren 1955, ist Mitgründerin und Moderatorin der Dialogplattform www.tandem-europe.eu. Sie hat an der École Normale Supérieure in Fontenay-aux-Roses und an der Sorbonne studiert. Von 1980 bis 1988 war sie Lektorin an der Universität Hannover (Romanistik) und Kulturattaché an der französischen Botschaft in Bonn (zuständig für Rundfunk). Von 1988 bis 2017 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Centre d´Information et de Recherche sur l`Allemagne Contemporaine CIRAC (vergleichende Studien: Medien und Kommunikation, Wirtschafts- und Sozialpolitik, Gesellschaft, kulturelle Unterschiede). Von 2001 bis 2015 war sie Chefredakteurin der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Regards sur l´économie allemande (CIRAC), von 1989 bis 2001 Dozentin am Institut d´études politiques (Paris), von 2002 bis 2017 Dozentin an der Université de Cergy-Pontoise und von 1990 bis 2005 freie Autorin für epd-medien, diverse deutsche Tageszeitungen und den Deutschlandfunk. Von ihr liegen zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen vor, u. a. vergleichende Studien (Medien, Wirtschaft, Soziales), außerdem Dokumentarfilme für France 3 (Portraits von Heinrich Böll und Günter Grass) und das ZDF (deutsche Fassung des Portraits von Günter Grass). 1996 gewann sie den Deutsch-Französischen Journalistenpreis TV für Heinrich Böll (France 3). Sie ist Mitglied im Beirat von Eurotopics.
Rezension
Bei aller Freundschaft und Vertrautheit: Frankreich und Deutschland sind und bleiben sich in vielerlei Hinsicht grundlegend fremd, weil in ganz unterschiedlichen Gesellschaftsmodellen verankert. Dieses Buch ist ein Versuch, Frankreich verständlicher zu machen. Es zeigt, wie man sich einem fremden Land, von dem man meint, es zu kennen, annähern kann: Unsere primäre Informationsquelle über ein anderes Land ist Auslandsberichterstattung. Sie bezieht sich auf Frankreich und meint stets gleichzeitig das eigene Land. Der Auslandskorrespondent hat die Aufgabe, uns über das Geschehen in einem anderen Land zu informieren. Aber auch Klischees dürfen nicht fehlen. Klischees haben vor allem eine wichtige Katharsisfunktion. Sie befreien uns von dem beängstigenden Fremden: Die Franzosen sind von Natur aus undiszipliniert, denken nur an Streik, halten sich an keine Regeln – das genaue Gegenteil der Deutschen. Will man jedoch das Partnerland wirklich verstehen, muss mit dieser bequemen Gewohnheit gebrochen werden. Ein anderer Blick ist notwendig, ein neugieriger Blick, der sich nicht scheut, Altbekanntes zu hinterfragen.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 9

Teil I
Ein anderes Medienverständnis, eine andere Informationskultur 23

1. Meinungskonzentration im Pariser ›Biotop‹ 25
2. Medienpolitik ist Wirtschaftspolitik 38
3. Eine andere Informationskultur 58

Teil II
Die République 91

4. Die République und ihre Werte 94
5. Frankreich, ›Wiege der Menschenrechte‹? 111
6. Ausnahmerecht und der Feind im Inneren 126
7. ›Gewalt‹ und Widerstand 137

Teil III
Frankreich, das Land, in dem nicht nur Gott lebt 159

8. Wie sich der Zentralismus konkret auswirkt 160
9. Parlez-vous français? – Sprache und Macht 171
10. Pyramidale Hierarchie in Politik und Arbeitswelt 188
11. Lebenswelten 212

Schluss 246
Literatur 267