|
Extreme Sicherheit
Rechtsradikale in Polizei, Verfassungsschutz, Bundeswehr und Justiz
Matthias Meisner, Heike Kleffner (Hrsg.)
Herder Verlag
EAN: 9783451385612 (ISBN: 3-451-38561-9)
320 Seiten, kartoniert, 12 x 20cm, September, 2019
EUR 22,00 alle Angaben ohne Gewähr
|
|
Umschlagtext
Immer wieder wird über rechtsextreme Vorfälle in Polizei, Verfassungsschutz, Bundeswehr oder Justiz berichtet. Doch handelt es sich nur um Einzelfälle oder gibt es rechtsextreme Gruppen und Netzwerke in den Sicherheitsbehörden? Wie ist es um den Aufklärungswillen staatlicher Behörden bzw. einzelner Mitarbeiter in Bezug auf rechtsextreme Straftaten bestellt? Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes setzen sich erstmals systematisch und umfassend mit den extremen Rechten im Staatsdienst auseinander.
Ein Gemeinschaftswerk investigativer Journalisten von FAZ bis taz, von BR bis rbb. Mit Beiträgen u.a. von Mohamed Amjahid, Martin Kaul, Jost Müller-Neuhof, Tanjev Schultz, Toralf Staud und Caroline Walter und einem Vorwort von Seda Başay-Yıldız.
Rezension
Bundeswehr, Polizei, Verfassungsschutz - allesamt Organe des Staates, die an Gesetze gebunden sind und deren Aufgabe darin besteht, unseren Staat und deren Bürger vor inneren und äußeren Angriffen zu schützen. Kein Wunder also, wenn die Tätigkeiten dieser Institutionen genauestens unter die Lupe genommen und bewertet werden - positiv, wie negativ.
Die Herausgeber des vorliegenden Buches, Matthias Meisner und Heike Kleffner sind Journalisten, deren besondere Expertise auf innenpolitischen Themen liegt, insbesondere mit dem Schwerpunkt Rechtsextremismus. Sie legen mit dem neuen Werk eine kritische Bestandsaufnahme zur Arbeit der oben genannten Staatsorgane vor und stellen in ihrem Sammelband fest: es gibt eine Reihe von Problemen im Umgang mit dem Rechtsextremismus, ja sie stellen fest: in allen Bereichen bestehen rechtsextremistische Tendenzen in den eigenen Reihen.
Mithilfe einer beachtlich großen Zahl journalistischer Kolleginnen und Kollegen (34 an der Zahl) entsteht ein Sammelband, der das Thema "Rechtsradikale in Polizei, Bundeswehr und Justiz" aus verschiedenen Blickwinkeln angeht und anhand konkreter Beispiele beschreibt. Durch verschiedene Arbeitsschwerpunkte der Autoren gelingt über das Ganze gesehen ein informatives Werk mit einer Übersicht über die gesamte Problematik.
Auf insgesamt 320 Seiten bringt es dieses Buch, unterteilt in eine Vielzahl gut zu lesender Essays und bietet dem Leser eine Menge an Informationsgehalt in kurzweiliger Darstellung.
Allen Demokratien gemein ist, dass die jeweiligen Verfassungen das Zusammenleben in einem Staat verbindlich regeln. Das Gewaltmonopol in Deutschland obliegt dem Staat, wird als Staatsgewalt bezeichnet und hat dem Schutz des Rechtsstaates zu dienen. Die Wahrnehmung des Gewaltmonopols gibt den Organen des Staates das Recht, unmittelbaren Zwang auszuüben, wenn dies erforderlich ist.
Klar, da lohnt ein genaues Hinsehen! Wir Bürger müssen uns darauf verlassen, dass Polizei, Justiz, Bundeswehr und Verfassungsschutz auch verfassungsgemäß handeln. Extremistische Tendenzen haben demzufolge nichts in einer der genannten Institutionen zu suchen und müssen von Grunde auf bekämpft werden. Soweit herrscht Konsens, wenn es um den Schutz der Bürger und unserer Verfassung geht. Ich war gespannt, was mich beim Leser des Buches erwartet.
Während der Lektüre war ich durchaus hin und hergerissen vom Inhalt der verschiedenen Abhandlungen. Sachlich nüchterne Betrachtungen, die dem Buch und seinem zentralen Inhalt aus meiner Sicht ein hohes Maß an Seriosität verliehen hat, wechselten sich mit Schilderungen ab, die mich inhaltlich immer wieder ins Grübeln brachten. Natürlich legt ein sensibles Thema nahe, den Finger auch wirklich in die Wunde zu legen, selbst wenn es weh tut. Jedoch fehlte mir an der ein oder anderen Stelle das Abwägen zwischen Für und Wider und somit das Maß für eine ausgewogene Beurteilung des Sachverhalts.
Was also ist von diesem Buch zu halten?
Wichtig erscheint mir eine Klarstellung der beiden Herausgeber, die sie im Rahmen eines Interviews auf der Frankfurter Buchmesse abgaben: Sie möchten nicht den Eindruck erwecken, der Rechtsstaat sei in Gefahr, gleichwohl soll auf Bedrohungen hingewiesen und Bedienstete und Beamte in den Dienststellen ermuntert werden, aktiv und entschieden gegen rechtsextreme Tendenzen vorzugehen.
Für mich war diese Klarstellung erhellend und wichtig zugleich! Ich hätte mir gewünscht, dass dies an verschiedenen Stellen des Buches besser erkennbar gewesen wäre.
Mein Optimismus in Bezug auf grundlegende Verfassungstreue und mein Vertrauen in den Rechtsstaat ist nach wie vor in vollem Umfang vorhanden!
Dietmar Langusch, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Werden Recht und Ordnung unterwandert?
Immer wieder wird über rechtsextreme Vorfälle in Polizei, Verfassungsschutz, Bundeswehr oder Justiz berichtet. Daran schließt sich fast immer die Frage an: Geht es um Einzelfälle oder gibt es rechtsextreme Gruppen und Netzwerke in den Sicherheitsbehörden. Und oft stellt sich auch die Frage nach dem Aufklärungswillen staatlicher Behörden bzw. einzelner Mitarbeiter in Bezug auf rechtsextreme Straftaten. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes setzen sich erstmals systematisch und umfassend mit den extremen Rechten in Bundeswehr, Polizei, Justiz, Verfassungsschutz und MAD auseinander. Ein Gemeinschaftswerk investigativer Journalisten von »FAZ« bis »taz«, von »BR« bis »rbb«. Mit Beiträgen u.a. von: Mohamed Amjahid, Martin Kaul, Jost Müller-Neuhof, Tanjev Schultz, Toralf Staud und Caroline Walter.
Matthias Meisner, geb. 1961, in den 1990er Jahren dpa-Büroleiter in Dresden und Bonner Korrespondent der »Sächsischen Zeitung«, seit 1999 Redakteur beim »Tagesspiegel«, wo er über innenpolitische Themen berichtet, unter anderem über Rechtsextremismus. Zusammen mit Heike Kleffner Herausgeber des 2017 erschienenen Bandes »Unter Sachsen. Zwischen Wut und Willkommen.«
Heike Kleffner, geb. 1966, ist freie Journalistin und Geschäftsführerin des Bundesverbandes der Beratungsstellen für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt. Seit den 1990er Jahren Publikationen über Rechtsextremismus und Mitherausgeberin des Standardwerks »Generation Hoyerswerda: Das Netzwerk militanter Neonazis in Brandenburg«. Zusammen mit Matthias Meisner Herausgeberin des 2017 erschienenen Bandes »Unter Sachsen. Zwischen Wut und Willkommen.«
Inhaltsverzeichnis
Rechte Netzwerke im Staatsapparat 9
Einleitung
Von Heike Kleffner und Matthias Meisner
Wenn die Würde des Menschen durch die Staatsgewalt angetastet wird 24
Vorwort von Seda Başay-Yıldız
MITSICHERHEIT: KEINE EINZELFÄLLE 30
Radikal im Staatsdienst
Beamte zwischen besonderer Loyalitätspflicht und freier Meinungsäußerung
Von Alexander Haneke
Vorbereitung auf den Tag X 39
Rechtsextreme Prepper in Mecklenburg-Vorpommern
Von Robert Kiesel
Die neue Heimat für Law & Order? 49
Soldaten und Polizisten in den AfD-Fraktionen
Von Alexej Hock und Annelie Naumann
„Schließt euch an!“ 57
Die rechtsextreme Szene ruft Staatsdiener zum Widerstand auf
Von Christian Jakob und Konrad Litschko
Datenlecks und Morddrohungen 71
Wie Polizisten und Justizbeamte Rechten helfen
Von Karolin Schwarz
GRAUZONEN 77
Drohbriefe von der Polizei 78
Wie ein ehemaliger verdeckter Ermittler in Berlin privat Linksautonome bedrohte
Von Christian Fuchs
„Es ist Krieg“ 85
Der „Sturm“ auf Leipzig-Connewitz und die sächsischen Behörden
Von Aiko Kempen
Das Ende eines „Junggesellenabschieds“ 97
Ein rassistischer Überfall auf eine Eisdiele und dessen Folgen
Von Heike Kleffner
Unter staatlicher Aufsicht 102
Eine Neonazi-Anschlagsserie in Neukölln und ein unheimlicher Verdacht
Von Malene Gürgen
Konsequentes Durchgreifen? 110
Wie Justiz und Strafverfolger auf Terrorverdacht und Waffendepots reagieren
Von Robert Andreasch
POLIZEI 119
„Wie unter einem Brennglas“ 120
Ein Interview mit Christoph Kopke und Tobias Singelnstein
Von Heike Kleffner und Matthias Meisner
„NSU 2 .0“ 131
Der hessische Polizeiskandal
Von Pitt von Bebenburg und Hanning Voigts
Brennendes Geheimnis 147
Deutsche Polizisten im Ku-Klux-Klan
Von Frederik Obermaier und Tanjev Schultz
Nach Georgensgmünd 159
Wie die bayerische Polizei mit Reichsbürgern umgeht
Von Johann Osel
Wessen Freund, wessen Helferin? 167
Perspektiven einer rassifizierten Person auf deutsche Polizeien
Von Mohamed Amjahid
Seit Jahrzehnten umstritten 174
Das bayerische Unterstützungskommando (USK) im Skandalbewältigungsmodus
Von Sammy Khamis
Was hilft gegen Rechtsextreme in der Polizei? 188
Antidiskriminierungstraining in Hessen
Von Frida Thurm
„Die Polizei hat ein Männlichkeitsproblem“ 196
Ein Interview mit dem Kriminologen und Polizeiausbilder Joachim Kersten
Von Toralf Staud
JUSTIZ 210
Die Unabhängigkeit der Justiz und ihre Grenzen 211
Die Brandrede von Höcke, ein Dresdner Richter und ein Geraer Staatsanwalt
Von Matthias Meisner
Der Fall Thomas Seitz 220
Wie ein AfD-Politiker seinen Beamtenstatus verliert
Von Sabine am Orde
„Über Geschmack muss man bekanntlichnicht streiten“ 225
Rechte Gewalt und Verbindungen zur Polizei: ein Erfahrungsbericht
Von Henriette Scharnhorst und Sebastian Scharmer
BUNDESWEHR 237
„Ich wurde dort sofort akzeptiert“ 238
Was ein Nazi in der Bundeswehr erlebte
Von Sebastian Leber
Hannibals Netz 246
Wie ein Elitesoldat der Bundeswehr bundesweit für den Tag X mobilisierte
Von Martin Kaul, Christina Schmidt, Sebastian Erb und Alexander Nabert
Blinde Flecken 260
Die Bundeswehr und ihr Umgang mit Rechtsextremismus
Von Caroline Walter
Truppen sammeln 272
Die AfD als selbst ernannte Soldaten-Partei
Von Maria Fiedler
VERFASSUNGSSCHUTZ 277
Eine Frage der Inneren Sicherheit 278
Im Wettstreit: „Aufbauhelfer Ost“ Helmut Roewer und Uwe Kranz
Von Axel Hemmerling
Der seltsame Herr Nocken 295
Eine Geheimdienstkarriere in Hessen und Thüringen
Von Jens Eumann
Vertraulich ist nichts 302
Das Bundesamt für Verfassungsschutz drängt in die Öffentlichkeit
Von Jost Müller-Neuhof
ANHANG 311
Literaturhinweise, Personenverzeichnis, Autorinnen und Autoren
|
|
|