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Eva - Mutter alles Lebendigen
Frauen- und Göttinnenidole aus dem Alten Orient
Bibel + Orient Museum
Othmar Keel, Silvia Schroer
Academic Press Fribourg
EAN: 9783727814600 (ISBN: 3-7278-1460-8)
288 Seiten, kartoniert, 21 x 27cm, 2004, reich illustriert
EUR 36,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
«Idole scheinen die Sehnsucht nach der verlorenen weiblichen Dimension in der Religion zu befriedigen. Das große Interesse einer breiten Öffentlichkeit an Idolen und entsprechenden Ausstellungen liegt zudem darin begründet, dass die Figürchen bei aller Konkretheit doch ihre letzten Geheimnisse nicht preiszugeben scheinen. Es bleibt eine Aura des Mystischen erhalten. Vielleicht gestatten es die Idole modernen Betrachterinnen, die Würde, ja Sakramentalität des Körpers, der Leibhaftigkeit und der Erotik im Freiraum einer weit zurückliegenden Geschichte neu zu meditieren.»
Der Katalog eröffnet ein einzigartiges Panoptikum von 240 Idolen aus dem Vorderen Orient, von der Steinzeit bis in die byzantinische Epoche. Der Hauptakzent liegt in der Levante, wo die Bibel entstand. Für sie ist Eva nicht bloss eine Menschenfrau, sondern die Mutter alles Lebendigen.
153 der hier versammelten Objekte gehören den Sammlungen BIBEL+ORIENT der Universität Freiburg. 46 weitere stammen aus einer Freiburger Privatsammlung. Viele davon werden hier zum ersten Mal veröffentlicht. Zusätzliches Vergleichsmaterial erschließt den Kontext. Karten und eine Tabelle visualisieren Raum und Zeit.
«Wer sich über das, was die Menschen zutiefst bewegte und anzog und bewegt und anzieht, informieren will, ist gut beraten, die Bilder nicht zu vernachlässigen. Sie offenbaren uns Aspekte der Kultur, die die Texte manchmal bagatellisieren, manchmal schlicht verschweigen, deren Existenz für ihr Funktionieren aber ebenso bedeutend war und ist, wie das, was die Texte thematisieren.»
Othmar Keel (*1937)
Dr. theol;DDr. h.c, Prof. em. der Universität Freiburg CH. Wichtige Veröffentlichungen: Die Welt der attorientalischen Bildsymbolik und das Alte Testament (Zürich/ Neukirchen 1972,5. Aufl. 1996); Das Hohelied (Zürich 1986; 2. Aufl. 1992); Corpus der Stempelsiegel aus Palästina/Israel von den Anfängen bis zur Perserzeit. Einleitung und Katalog Band l (Freiburg CH/Göttingen 1995 und 1997); gemeinsam mit Christoph Uehlinger. Altorientalische Miniaturkunst (Mainz/Freiburg CH 1990, 2. Auf! 1996); Göttinnen, Götter und Gottessymbole. Neue Erkenntnisse zur Religionsgeschichte Kanaans und Israels aufgrund bislang unerschlossener Stenographischer Quellen (Freiburg i.Br. 1992,4. Aufl. 1998); gemeinsam mit Max Küchler und Christoph Uehlinger: Orte und Landschaften der Bibel, Bde. l und II (Freiburg CH/ Göttingen 1983 und 1984); gemeinsam mit Silvia Schroer: Schöpfung. Biblische Theologien im Kontext altorientalischer Religionen, Freiburg CH/Göttingen 2002.
Silvia Schroer(*1958)
Professorin für Altes Testament und Biblische Umwelt an der Christkatholischen und Evangelisch-theologischen Fakultät Bern. Wichtige Veröffentlichungen: Die Weisheit hat ihr Haus gebaut. Studien zur Gestalt der Sophia in den biblischen Schriften, Mainz 1996; gemeinsam mit Othmar Keel: Die Ikonographie Palästinas/Israels. Band 1: Mesolithikum bis Frühbronzezeit (Freiburg CH 2005); gemeinsam mit L. Schottroff und M.-Th. Wacker: Feministische Exegese. Forschungserträge zur Bibel aus der Perspektive von Frauen (Darmstadt 1995); gemeinsam mit Thomas Staubli: Die Körpersymbolik der Bibel (Darmstadt 1998; 2. Aufl. 2005); gemeinsam mit Sophia Bietenhard: Feminist Interpretation of the Bible and the Hermeneutics of Liberation (Sheffield 2003). Herausgeberin der Internet-Zeitschrift lectio difficilior (www.lectio.unibe.ch).
«Große Mühsal hat Gott den Menschen zugeteilt,
ein schweres Joch ihnen auferlegt
von dem Tag, an dem sie aus dem Schoß ihrer
Mutter hervorgehen,
bis zum Tag ihrer Rückkehr zur Mutter alles
Lebendigen.»
Jesus Sirach 40,1
Rezension
Bei diesem gelungen gestalteten Buch handelt es sich um einen Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung des mit der Universität Freiburg/Fribourg verbundenen Bibel + Orient Museums in Freiburg/Fribourg in der Schweiz. Eva ist gleichsam Symbol oder Idol schlechthin für die Mutter alles Lebendigen, nicht nur im Alten Testament sondern in ganzen Vorderen Orient, - im Neuen Testament erfährt sie quasi ihre Fortschreibung in Maria, weshalb ein anschließender Beitrag von Othmar Keel einen Ausblick auf die Entwicklung des Bildes Marias wirft. Ansonsten liegt der Schwerpunkt auf 240 Eva-Darstellungen aus dem Vorderen Orient, von der Steinzeit bis in die byzantinische Epoche: Säulenfiguren, Tonfigürchen, Amulette, Ton-Reliefs etc., differenziert beschrieben, kommentiert und mit weiterführender Literatur versehen, mit hervorragenden Abbildungen. – Allen, die sich mit dem Symbol oder Idol Eva religionswissenschaftlich tiefgründiger beschäftigen wollen, sehr zu empfohlen – quasi ein Kapitel antiker Symboldidaktik!
Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Eva ist in der Bibel die erste Menschenfrau. Der Titel «Mutter alles Lebendigen», den sie erhält, passt aber besser zu einer Göttin. Nicht nur hier, auch bei den bildlichen Darstellungen ist die Grenze zwischen Frau und Göttin oft unscharf. Das reich und farbig illustrierte Buch präsentiert erstmals alle im Alten Orient und besonders in Palästina/Israel in biblischer Zeit verbreiteten göttlichen Frauentypen, die bald als Mütter alles Lebendigen Pflanzen, Tiere und Menschen hervorbringen, bald als jungfräuliche kämpferische Patroninnen der Kultur auftreten, in beiden Fällen aber fast immer stark erotische Züge aufweisen. Im Laufe des 1. Jahrtausend v. Chr. tritt die stillende, mütterlich um ihr Kind besorgte Göttin in Gestalt der ägyptischen Isis in den Vordergrund. Als christliche Madonna mit Kind beherrscht diese Vorstellung bis zur Reformation die Szene. Das Buch präsentiert die Entwicklung vom Neolithikum bis in die spätrömische Zeit anhand prächtiger Abbildungen von Steinskulpturen, Malereien, Terrakotten, Bronzen, Elfenbeinen, Rollsiegeln, Skarabäen und Münzen. Sie stammen zur Hauptsache aus den Beständen der Sammlungen BIBEL+ORIENT der Universität Freiburg Schweiz. Ergänzt werden sie durch ausgewählte Stücke aus privaten und öffentlichen Sammlungen in der Schweiz, Israel und weiteren Länder. Die Einleitung von Silvia Schroer vermittelt einen spannenden Überblick über die Vielfalt der Typen und ihre Bedeutung. Im Katalogteil dokumentiert und kommentiert Othmar Keel jedes der 235 Objekte mit der Sachkenntnis des weltweit bekannten Spezialisten.
Inhaltsverzeichnis
7 Dank
Silvia Schroer
Prolog 8 1.Teil Idole - die faszinierende Vielfalt der Frauen-und Göttinnenfigürchen
1. Tradition und Projektion, Verdrängung und Sehnsucht
2. Eva - Mutter alles Lebendigen
3. Was ist ein Idol?
4. Muttergöttinnen oder Ahnfrauen?
5. Göttinnen, Priesterinnen oder Verehrerinnen?
6. Nacktheit und Gender
26 2. Teil Kontinuität und Wandel - der Zugang über die Typologie
1. Vorbemerkungen
2. Die Syntax der Einzelfigur und des weiblichen Körpers
3. Die Syntax des Gesichts
4. Körperausstattungen
5. Erweiterte Syntax: die Göttin und ihre Mitwelt
6. Idole als epochale Leitfossilien
Othmar Keel
Katalog
44 Jungsteinzeit (Neolithikum) Kat. 1-6
52 Kupfersteinzeit (Chalkoläthikum) Kat. 7-11
60 Frühbronzezeit Kat. 12-35
82 Mittelbronzezeit Kat. 36-98
130 Spätbronze- und Eisenzeit l Kat. 99-141
164 Eisenzeit If Kat. 142-179
200 Eisenzeit III Kat. 180-195
212 Neubabytonische und persische Zeit Kat. 196-212
230 Hellenistische, römische und byzantinische Zeit Kat. 213-240
Othmar Keel
Epilog 266 Ein Ausblick auf die Entwicklung des Bildes Marias
274 Literaturverzeichnis
285 Bildnachweis
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