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Ethische Aspekte in der Pflege von Wachkoma - Patienten
Orientierungshilfen für eine Pflegeethik
Christel Plenter
Schlütersche Verlag
EAN: 9783877066386 (ISBN: 3-87706-638-0)
152 Seiten, kartoniert, 15 x 21cm, 2001
EUR 15,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Für Pflegende ist der Umgang mit Menschen im Wachkoma außerordentlich schwierig und herausfordernd. Sie verbringen die meiste Zeit mit dem Patienten. Sie müssen die Würde und die Rechte des Patienten wahren und sie sollen – so beschreiben es die ethischen Grundregeln des „International Council of Nurses (ICN)“ – Fürsprecher des Patienten sein. Damit aber steht auch die Pflege im Spannungsfeld zwischen technisch Machbarem und ethisch Verantwortbarem.
Um ihre Verantwortung wahrnehmen zu können, müssen Pflegekräfte die ethischen Grundlagen ihres Berufs kennen.
Diese Grundlagen werden hier im Hinblick auf den Umgang mit Patienten im Wachkoma erläutert, um dann Forderungen für die Pflegepraxis abzuleiten.
Über die Autorin:
Christel Plenter ist Fachkrankenschwester für Anästhesie und Intensivpflege, Diplom Theologin und Pädagogin und arbeitet als Referentin beim Diözesan-Caritasverband Münster.
Rezension
Kerstin Haselbauer: Ein hervorragendes Buch zu einem sensiblen Thema.
Wolfgang Gerlach-Reinholz, Facharzt für Allgemeinmedizin aus Ochtrup (s. amazon.de):
Im Frühsommer dieses Jahres erschien im Schlüter`schen Verlag ein wichtiges Buch zu einem aktuellen und kontrovers diskutierten Thema, das sich im Spannungsverhältnis des technisch Möglichen und des ethisch Verantwortbaren bewegt.
Die Autorin, die zunächst die Ausbildungen zur Krankenschwester sowie zur Fachkrankenschwester für Anästhesie und Intensivpflege durchlaufen hat und danach Theologie und Pädagogik studierte, behandelt eingehend und zum Nachdenken anregend die ethischen Probleme in der Pflege von Wachkomapatienten, die sowohl Ärzte und Pflegekräfte sowie Angehörige gleichermaßen betreffen.
Im ersten Teil Buches wird das Krankheitsbild des Wachkomas hinsichtlich Entstehungsursachen, Symptomen, Krankheitsverlauf und Prognose komplex beschrieben: Menschen im Wachkoma (z.B. nach einem Unfall mit Schädel-Hirntrauma oder nach einer plötzlichen Hirnblutung) benötigen eine aufwendige Pflege und Rehabilitation. Ihre Prognose ist regelmäßig völlig ungewiss, eine verbale Kommunikation mit ihnen nicht möglich. Allerdings vermag niemand mit Sicherheit zu sagen, ob und wie viel der Mensch im Wachkoma von seiner Außenwelt erfasst, wenn er auch selber nicht in der Lage ist, sich zu äußern.
Der zweite Teil beleuchtet die rechtlichen Grundlagen. Hier geht es um den allgemeinen Lebensschutz des Grundgesetzes sowie um die Problematiken der Sterbehilfe und der Patientenautonomie. Am Beispiel des Kemptener Urteils (Herbeiführen des Todes durch Nahrungsentzug) wird die besondere Situation des Menschen im Wachkoma, der im Hinblick auf seine allgemeinen Körperfunktionen nicht als "Sterbender" anzusehen ist, in Bezug gesetzt zum unheilbar Erkrankten, der kurzfristig mit seinem Tod zu rechnen hat.
Kapitel 3 befasst sich mit den berufsethischen Herausforderungen der Ärzte im Umgang mit Menschen im Wachkoma, Kapitel 4 mit denen der Pflegekräfte.
Im 5. Kapitel beschreibt die Autorin die unterschiedlichen ethischen Positionen zu dieser Thematik aus christlicher, humanistischer sowie utilitaristischer Sicht. Dem Buch liegt die Diplomarbeit der Autorin zugrunde, was sich am wissenschaftlich geprägten Sprachstil bemerkbar macht. Eine stilistische Überarbeitung wäre für eine Zweitaufflage durchaus gewinnbringend.
Ausgesprochen positiv zu werten sind dagegen die zahlreichen Erklärungen auch komplizierter Sachverhalte, die die Autorin immer dann anbietet, wenn Verständnisschwierigkeiten durch medizinische Fachterminologie drohen. Auch der medizinische Laie, der sich mit der schwierigen Situation des Wachkomas z.B. nach dem Unfall eines Angehörigen konfrontiert sieht, wird das Buch verstehen und kann von ihm profitieren.
Die völlige Unsicherheit der Gesamtsituation stellt für Angehörige, Pflegende und Ärzte eine hohe Belastung dar. In Zeiten knapper finanzieller Ressourcen entsteht darüber hinaus ein gesellschaftlicher Druck. Ihm zu widerstehen, zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Es endet daher im 6. Kapitel mit einer Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse und - logischerweise - einem entschiedenen Plädoyer, den Patientenwillen zum Maßstab des Handelns zu machen. Dieses setzt jedoch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Fachdisziplinen voraus. Das Buch wird dazu einen sehr wichtigen Beitrag leisten.
Verlagsinfo
Der Begriff Wachkoma bezeichnet in der Medizin einen ganzen Systemkomplex: Menschen im Wachkoma sind nicht bei Bewusstsein, dennoch haben sie Schlaf- und Wachphasen. Die Menschen verfügen über bestimmte Reflexe, die sie aber nicht kontrollieren können (wie z. B. Atmen, Lidschlag). Menschen im Wachkoma sind nicht in der Lage, mit ihrer Umwelt aktiv zu kommunizieren.
Für Pflegende ist der Umgang mit Menschen im Wachkoma außerordentlich schwierig und herausfordernd. Sie verbringen die meiste Zeit mit dem Patienten. Sie müssen die Würde und die Rechte des Patienten wahren und sie sollen – so beschreiben es die ethischen Grundregeln des „International Council of Nurses (ICN)“ – Fürsprecher des Patienten sein. Damit aber steht auch die Pflege im Spannungsfeld zwischen Technisch-Machbarem und Ethisch-Verantwortbarem.
Um diese Verantwortung wahrnehmen zu können, müssen die Pflegekräfte die ethischen Grundlagen ihres Berufes kennen. Christel Plenter erläutert in diesem Buch diese Grundlagen im Hinblick auf den Umgang mit Patienten im Wachkoma und leitet daraus Forderungen für die Pflegepraxis ab.
Aus dem Inhalt
- Die klinische Problemstellung
- Rechtliche Grundlagen
- Ärztliche Positionen
- Positionen in der Pflege
- Ethische Orientierungen für den medizinisch-pflegerischen Umgang mit Menschen im Wachkoma
- Lösungsansätze
Die Autorin:
Christel Plenter ist Fachkrankenschwester für Anästhesie und Intensivpflege, Diplom Theologin, Diplom-Pädagogin und arbeitet als Referentin beim Diözesancaritasverband Münster.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 9
1. Die klinische Problemstellung 14
1.1 Etymologische Begriffsklärung des apallischen Syndroms 14
1.2 Entstehungsursachen des apallischen Syndroms 14
1.3 Symptome von Menschen mit apallischem Syndrom 16
1.3.1 Komadefinitionen 17
1.3.2 Bewusstsein und Bewusstlosigkeit 19
1.4 Der Symptomkomplex des apallischen Syndroms und seine Relevanz für
das medizinisch-pflegerische Personal 26
2. Rechtliche Grundlagen zur Problemstellung 28
2.1 Überlegungen zum Verhältnis von Rechtssprechung und Ethik im Hinblick
auf medizinisch-pflegerische Fragestellungen 28
2.2 Allgemeine juristische Grundlagen des Lebensschutzes in der BRD 30
2.3 Spezielle Gesetzestexte zum Lebensschutz und zu den Personenrechten im
medizinisch-pflegerischen Kontext 30
2.3.1 Grundlagen der Sterbehilfe 31
2.3.2 Gesetzesgrundlagen der Patientenautonomie 34
2.4 Fallbeispiel: Das Kemptener Urteil 37
2.4.1 Die Abgrenzung zwischen sterbenden und unheilbar erkrankten,
entscheidungsunfähigen Patienten 38
2.4.2 Die Frage nach der entscheidungsberechtigten Person 40
2.4.3 Der mutmaßliche Patientenwille 42
2.5 Möglichkeiten und Grenzen der Rechtssprechung hinsichtlich der
Problemstellung 45
3. Ärztliche Positionen zur Problemstellung 47
3.1 Die Bedeutung von Berufsordnung und Berufsethos 47
3.2 Die Bundesärzteordnung 48
3.3 Das Arzt-Patientenverhältnis 49
3.4 Das ärztliche Berufsethos 51
3.4.1 Der Eid des Hippokrates und seine Folgen 52
3.4.2 Grundsätze zur ärztlichen Sterbebegleitung 53
3.4.3 Mögliche Bedeutung der Grundsätze für Menschen im Wachkoma 55
3.4.4 Anspruch auf Basisbetreuung 55
3.4.5 Behandlungsabbruch unter Berücksichtigung des Patientenwillens 56
3.5 Die Bedeutung von ärztlicher Berufsordnung und Berufsethos für die
Problemstellung 58
4. Positionen der Pflege zur Problemstellung 59
4.1 Pflege: Die Spannbreite möglicher Definitionen 59
4.2 Professionalisierung der Krankenpflege 63
4.2.1 Theoretisch-wissenschaftliche Ausbildung und spezialisiertes Wissen 64
4.2.2 Berufsorganisation und Autonomie der Pflege 65
4.2.3 Soziale Dienstgesinnung, Berufsethik und Kollektivitätsorientierung 68
4.2.4 Bedeutung der Professionalisierung der Pflege für die Problemstellung 69
4.3 Grundlagen ethischer Entscheidungen in der Pflege 69
4.3.1 Ethische Grundlagen des ICN für die Krankenpflege 70
4.3.2 Ethische Grundlagen für die Krankenpflege in der BRD 71
4.4 Spezielle ethische Grundlagen für den pflegerischen Umgang mit
Menschen im Wachkoma 72
5. Ethische Orientierungen für den medizinisch-pflegerischen Umgang mit Menschen im Wachkoma 72
5.1 Ethik: Aufgabe und Möglichkeiten 75
5.2 Optionen für den ethisch handelnden Menschen 76
5.2.1 Autonomie 76
5.2.1.1 Die Freiheit 79
5.2.1.2 Das Gewissen 81
5.2.1.3 Die Verantwortung 84
5.2.2 Konsequenzen für ethisch handelnde Menschen hinsichtlich der
Problemstellung 86
5.3 Grundannahmen für ethische handelnde Menschen 87
5.3.1 Der Mensch als Wert in sich 88
5.3.1.1 Das Recht auf Leben 92
5.3.1.2 Sterben als Bestandteil des Lebens 94
5.3.1.2.1 Die freie Entscheidung für ein selbstbestimmtes Sterben 95
5.3.1.2.2 Menschenwürdig sterben 98
5.3.2 Prinzipien als Orientierungshilfen für ethisch handelnde Menschen 100
5.3.2.1 Die Menschenwürde 100
5.3.2.2 Der Lebensschutz 103
5.3.3 Menschenwürde und Lebensschutz als handlungsleitende Maßstäbe für
den medizinisch-pflegerischen Umgang mit Menschen im Wachkoma 104
5.4 Methodischer Umgang mit den Prinzipien Menschenwürde und
Lebensschutz 106
5.4.1 Der Utilitarismus 107
5.4.2 Die Differentialethik als spezielle Form der Güterabwägung 109
5.4.3 Menschenwürde und Lebensschutz als Diskussionsgrundlage innerhalb
des Diskurses 116
5.5 Ethische Orientierungsgrundlagen für den medizinisch-pflegerischen
Umgang mit Menschen im Wachkoma 121
6. Lösungsansätze 123
6.1 Klärungsbedarf auf berufspolitischer Ebene 123
6.1.1 Relevanz und kritische Anmerkungen zu den Grundsätzen der BÄK
zur ärztlichen Sterbebegleitung 123
6.1.2 Die Einrichtung einer Pflegekammer 125
6.1.3 Fort- und Weiterbildung zum medizinisch-pflegerischen Umgang
mit Menschen im Wachkoma 127
6.1.4 Fortbildungen des medizinisch-pflegerischen Personals hinsichtlich
ethischer Fragestellungen 128
6.2 Klärungsbedarf auf organisatorischer und institutioneller Ebene 129
6.2.1 Die Ethik-Komission 129
6.2.2 Hospiz- und Palliativstationen als Angebote menschenwürdiger
Sterbebegleitung 132
6.2.3 Rehabilitationsmöglichkeiten 134
Literatur 137
Abkürzungsverzeichnis 147
Register 149
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