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Erschütterungen
Was unsere Demokratie von außen und innen bedroht
Joachim Gauck, Helga Hirsch
Siedler-Verlag
EAN: 9783827501813 (ISBN: 3-8275-0181-4)
240 Seiten, 14 x 22cm, Mai, 2023
EUR 24,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Der russische Überfall auf die Ukraine bedroht unsere liberale Demokratie in einem Moment, in dem sie zugleich auch von innen unter Druck steht. Wie ist es dazu gekommen? Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck geht gemeinsam mit seiner Co-Autorin Helga Hirsch der Frage nach, weshalb das Vertrauen vieler Bürger in unsere liberale Demokratie erschüttert ist. Was bedroht unsere Demokratie von innen heraus? Welche Rolle spielen autoritäre und libertäre Dispositionen in Krisenzeiten?
Zugleich lotet er aus, warum wir heute vor den Scherben einer Ostpolitik stehen, die im Verhältnis zu Russland allzu lange nur auf die Prinzipien »Frieden vor Freiheit« und »Wandel durch Handel« gesetzt hat. Sehr eindrücklich und zum Teil auf persönliche Weise zeigt Joachim Gauck, wie in den letzten Jahren so manche Gewissheit über die Stabilität unserer Demokratie verloren ging – und wie es uns gelingen kann, auch in Zukunft unsere liberalen Freiheiten zu verteidigen.
Rezension
Erschütterungen nenn Alt-Bundespräsident Joachim Gauck sein neues Buch und er meint die Erschütterungen der Demokratie, wie sie international derzeit ein weitverbreitete Phänomen darstellen. Die Bedrohung unserer (deutschen Form) der Demokratie rückt er ins Zentrum seiner Betrachtungen.
Nach den einleitenden Worten wird der Überfall Russlands auf die Ukraine in den Fokus der Leserschaft gerückt. Die deutsche Tradition der Ost- und Entspannungspolitik und die hiermit verbundenen Einschätzungen, die sich heute zum teil als falsch erweisen, werden inhaltlich unter die Lupe genommen und hinsichtlich der gravierenden Auswirkungen auf das Gefüge liberaler Demokratien hin kommentiert.
Im zweiten Teil des Buches dreht es sich um die Demokratie als Staatsform der Moderne. Gauck und Hirsch betrachten die liberale Demokratie und deren Wirkungsweise im Hinblick auf drängende Probleme der Gegenwart: die Suche nach Teilhabe, möglichen Grenzen des Liberalismus durch Fehlinterpretation der zugrunde liegenden Freiheiten, den Chancen und Risiken der Einwanderung und der Critical Race Theory.
Ein abschließendes Statement für die liberale Demokratie und die Verantwortung des Einzelnen für den Fortbestand beschließen das vorliegende Werk.
Joachim Gauck ist ein Mensch, der klare Formulierungen bevorzugt und beherrscht. Wer von dem einstigen evangelischen Theologen Zurückhaltung in heiklen Fragen, die sich letztendlich auch um das Thema Gewalt drehen, erwartet, wird überrascht sein. Der Autor bezieht eindeutig Stellung und stellt die Wehrhaftigkeit der Demokratie als Grundforderung auf, damit die liberale Demokratie auch künftig Bestand haben kann. Unterstützt durch Co-Autorin Helga Hirsch, die als Korrespondentin und Journalistin insbesondere mit auswärtiger Politik in Berührung kam, gelingt ein kompaktes, gut zu lesendes und thesenstarkes Buch.
Geradezu selbstverständlich wird man nicht in jedem Detail den Argumenten und Ausführungen der beiden Autoren zustimmen, ich betrachte die Argumentationskette als schlüssig und motivierend.
Das vorliegende Buch leistet meines Erachtens einen wichtigen und gekonnten Beitrag zur aktuellen Diskussion!
Dietmar Langusch, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Unsere Demokratie wird von außen und innen erschüttert: Der Weckruf des Altbundespräsidenten
Der russische Überfall auf die Ukraine bedroht unsere liberale Demokratie in einem Moment, in dem sie zugleich auch von innen unter Druck steht. Wie ist es dazu gekommen? Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck geht gemeinsam mit seiner Co-Autorin Helga Hirsch der Frage nach, weshalb das Vertrauen vieler Bürger in unsere liberale Demokratie erschüttert ist. Was bedroht unsere Demokratie von innen heraus? Welche Rolle spielen autoritäre und libertäre Dispositionen in Krisenzeiten? Wie viel Einwanderung verträgt eine Demokratie?
Zugleich lotet er aus, warum wir heute vor den Scherben einer Ostpolitik stehen, die im Verhältnis zu Russland allzu lange nur auf die Prinzipien »Frieden vor Freiheit« und »Wandel durch Handel« gesetzt hat. Sehr eindrücklich und zum Teil auf persönliche Weise zeigt Joachim Gauck, wie in den letzten Jahren so manche Gewissheit über die Stabilität unserer Demokratie verloren ging – und wie es uns gelingen kann, auch in Zukunft unsere liberalen Freiheiten zu verteidigen und tatsächlich eine wehrhafte Demokratie zu werden.
»Das neue Buch von Altbundespräsident Joachim Gauck ist eine Kaskade von Weckrufen an die Politik. Die Krise der Demokratie wird scharf und schmerzhaft analysiert.«
Süddeutsche Zeitung, Werner Weidenfeld (14. Mai 2023)
Joachim Gauck, geboren 1940 in Rostock, arbeitete dort bis 1989 als Pastor. Er war Mitinitiator des kirchlichen und öffentlichen Widerstandes gegen die SED-Diktatur, politisch aktiv als Sprecher des Neuen Forums in seiner Heimatstadt und sodann als Abgeordneter der ersten freien Volkskammer. Von 1990 bis 2000 war er Bundesbeauftragter für die Stasiunterlagen, von 2012 bis 2017 elfter Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Er erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, u.a. den Hannah-Arendt-Preis, den Geschwister-Scholl-Preis, den Europäischen Menschenrechtspreis und den Ludwig-Börne-Preis.
Helga Hirsch, geboren 1948, freiberufliche Publizistin, war unter anderem Korrespondentin der Wochenzeitung DIE ZEIT in Warschau. Für ihre Arbeit erhielt Helga Hirsch mehrere Auszeichnungen, etwa den deutsch-polnischen Journalistenpreis. Sie veröffentlichte zahlreiche Bücher, darunter »Gehen oder bleiben? Juden in Schlesien und Pommern 1945–1957« (2011) und »Endlich wieder leben. Die fünfziger Jahre im Rückblick von Frauen« (Siedler 2012). In Zusammenarbeit mit Joachim Gauck entstand dessen Autobiographie »Winter im Sommer, Frühling im Herbst«, die 2009 im Siedler Verlag erschien.
Inhaltsverzeichnis
Ein paar Worte zur Einleitung 7
TEIL I
Die Zeitenwende kam schon 2014 31
Die zwei Phasen der Entspannungspolitik 17
Der ungehörte Weckruf 17
Die neue Ostpolitik 21
Frieden um jeden Preis? 28
Was wir nicht gesehen haben 43
Russlands besonderer Weg 45
Putin: postkommunistisch und nationalistisch 50
Der Mythos der Einkreisung 61
Russland und dei Ukraine 66
Die Gründe für unsere Realitätsblindheit 76
Die Wahrnehmungslücke 76
Woher kommt die Rücksichtnahme gegenüber Russland? 86
Regierung: Den Feind nicht denken wollen 94
Gesellschaft: Den Feind »verstehen« wollen 103
Für eine wehrhafte Demokratie 111
Wehrbereit oder pazifistisch? 112
Kämpfen - aber wofür? (»We shal never surrender«)120
Noch einmal: Frieden um jeden Preis? 125
TEIL II
Demokratie -
ein System der ungesicherten Gewissheiten 137
Die Drift zum Autoritären 137
Dei »einfachen« Beschädigungen der Demokratie 144
Auf der Suche nach Teilhabe 154
Die Subjektivierung des Politischen 159
Die autoritäre Disposition 163
Die libertäre Überdehnung des Liberalen 169
Wie viel Einwanderung verträgt eine Demokratie? 174
Wir und die anderen 174
Fremdeln ist (noch) kein Rassismus 180
Multikulturalismus als Problem 186
Critical Race Theory -
eine problematische Weichenstellung 193
Über die Weißen in der Geschichte 198
Die antirassistische Instrumentalisierung der Geschichte 204
Gegen dei Konkurrenz der Opfer 207
Gegen selektive Solidarität -
die Menschenrechte sind universell 210
Ein paar Worte zum Schluss 214
Anmerkungen 225
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