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Ente, Tod und Tulpe
Wolf Erlbruch
Verlag Antje Kunstmann GmbH
EAN: 9783888974618 (ISBN: 3-88897-461-5)
32 Seiten, hardcover, 25 x 30cm, März, 2007
EUR 14,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Rezension
Als Lesezeichen hat Wolfgang Erlbruch die drei Figuren ursprünglich ersonnen: Ente, Tod und Tulpe. Zehn Jahre später schreibt er einen Text dazu, der ebenso schlicht und schnörkellos ist wie die zart anmutenden, in blassen Farben entworfenen Gestalten. Ohne Kulisse, auf hellem Hintergrund mit Buntstift gezeichnet, konzentriert sich die Handlung auf die Beziehung, die sich zwischen der Ente und dem Tod entfaltet. Die bildende Kunst kennt verschiedene Darstellungsformen von Personifikationen des Todes, das ausgehende Mittelalter gestaltet die Beziehung zwischen Tod und Mensch im Totentanz. Diese Motive klingen hier an, ebenso wie das Bild vom Fluss als religiöses Symbol für den Übergang zwischen Leben und Tod. „Nicht der Tod tötet, dafür sorgt das Leben.“
Der Tod wirkt in diesem Bilderbuch nicht bedrohlich, eher erinnert er an eine Kasperlefigur in abgetragenen Kleidern mit lächelndem Knochenschädel. Höflich nähert er sich mit einer schwarzen Tulpe in der Hand der aufrecht gehenden Ente. „Wer bist du – und was schleichst du hinter mir her?“ „Ich bin schon in deiner Nähe, solange du lebst - nur für den Fall." Ente und Tod freunden sich miteinander an, sie gründeln im Teich und klettern auf einen Baum, ihre Gespräche kreisen um das Jenseits. Die Ente wärmt den Tod als er friert und legt ihren langen Hals auf seine Brust. Eines Abends ist es der Ente zum ersten Mal kalt, sie stirbt und es beginnt zu schneien. Vorsichtig legt der Tod die Ente in den Fluss und bedeckt sie traurig mit der schwarzen Tulpe.
Der Verlag empfiehlt das Buch für Kinder ab sieben Jahren und wie jedes kluge Kinderbuch ist es zugleich ein kunstreiches Buch für Erwachsene mit philosophischem Inhalt. Kinder sollten dieses anspruchsvolle Buch nicht alleine lesen. „Ente, Tod und Tulpe“ enthält keine Botschaft, sondern stellt Fragen: Was passiert, wenn man gestorben ist?
Wie ist die Welt, wenn man selbst nicht mehr da ist? Muss man vor dem Tod Angst haben? Erwachsenen fällt es zumeist nicht leicht, mit Kindern über den Tod zu sprechen. Das Buch gibt keine vorschnellen Antworten, es nimmt die Fragen der Kinder auf und bedenkt sie, es hält keinen falschen Trost bereit. Die Begegnung zwischen Tod und Ente jedoch wirkt unendlich tröstend und gemahnt an die alte Weisheit, im Leben des Todes inne zu sein.
Andrea Hannemann, lbib.de
Verlagsinfo
Irgendwann stellt jedes Kind die Frage nach dem Tod. Ganz unbefangen. Alle Eltern wissen das und haben selten eine unbefangene Antwort parat. In Wolf Erlbruchs Ente, Tod und Tulpe ist der Tod ein leichtfüßiger Begleiter, schon immer da, man merkt’s nur nicht: Schon länger hatte die Ente so ein Gefühl. »Wer bist du – und was schleichst du hinter mir her?« »Schön, dass du mich endlich bemerkst«, sagte der Tod. »Ich bin der Tod.« Die Ente erschrak. Das konnte man ihr nicht übel nehmen. »Und jetzt kommst du mich holen?« »Ich bin schon in deiner Nähe, so lange du lebst – nur für den Fall.« »Für den Fall?« fragte die Ente. »Na, falls dir etwas zustößt. Ein schlimmer Schnupfen, ein Unfall, man weiß nie.« … Man weiß nie – aber man weiß, dass in Wolf Erlbruchs poetischen Bildern und Geschichten die großen Fragen einfache Antworten finden: für Kleine und Große.
Der Zeichner Wolf Erlbruch, beboren 1948 in Wuppertal, gehört zu Deutschlands populärsten Illustratoren. Viele der zahlreichen Kinderbücher, die er in seinem unverwechselbaren, zärtlich-grotesken Stil geschaffen hat, sind längst Klassiker, ausgezeichnet mit etlichen Preisen, so auch mit dem "Deutschen Jugend-Literaturpreis". 2006 erhielt er den Hans Christian Andersen Preis für sein Gesamtwerk als Illustrator. Wolf Erlbruch lebt mit seiner Familie in Wuppertal.
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