DIE REPORTAGE

2 Neue Texte vom Toten Meer
Bislang unbekannte Fragmente werden Qumranschriften zugeordnet
Heinz-Josef Fabry / Sabine Sprinkmeier

THEMA: ENGEL

10 Die dem Menschen zugewandte Seite Gottes
Vorstellungen zu Engeln in der hebräischen Bibel und im frühen Judentum
Beate Ego

16 „Wenn der Erzengel ruft und die Posaune Gottes erschallt..." Von Engelfürsten und Erzengeln
Matthias Hoffmann / Sophie Kottsieper

18 Im Auftrag Gottes
Engel im Neuen Testament
Matthias Hoffmann

26 Sie verloren ihren Platz im Himmel
Der Sturz der Engel
Matthias Hoffmann / Sophie Kottsieper

28 „Heilige Engel sind in der Gemeinde"
Engel in den Schriften von Qumran
Hermann Lichtenberger

31 „... wie das Gesicht eines Engels"
Können Menschen zu Engeln werden?
M. Hoffmann / S. Kottsieper

32 Über die himmlische Hierarchie
Pseudo-Dionysios und die Ordnung der Engel

34 Von Sachbearbeitern zu transzendenten Kuscheltieren
Schutzengel und himmlische Begleiter
Johann Evangelist Hafner

40 Schwingen der Macht
Geflügelte Wesen im Alten Orient und in Ägypten
Astrid Nunn

48 Ein Götterbote mit Charakterschwächen
Der griechisch-römische Hermes/Merkur
Judith Rosen

52 „Jeder glaubt an Gott und seine Engel"
Die Engel im Koran
Adel Theodor Khoury

56 Wann wuchsen den Engeln Flügel?
Die Darstellung von Engeln in der christlichen Kunst
Christoph Wetzel

55 Die Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe

AUS DER WELT DER BIBEL

64 Archäologische Meldungen

72 Biblischer Alltag
Der Pfeilerbau - ein Gebäudetyp der Königszeit

76 Büchertipps

78 Ausstellungen und Veranstaltungen

80 Vorschau / Impressum


Aus dem Editorial:

Liebliche Engel, die Zuversicht vermitteln und Schutz bieten sollen, prägen heute vielfach das Bild von Engeln. Menschenähnlich und doch körperlos ermöglichen ihre Flügel ihnen, in Gedankenschnelle von einem Ort zum anderen zu kommen. Unsichtbar stehen sie Menschen zur Seite. So verbindet sich heute mit dem Begriff „Engel" vor allem die Vorstellung von „Schutzengeln", von transzendenten Wesen, die Halt geben sollen in einem unsicheren Leben. Engel sind also, - sofern sie nicht selbst als machtvoll wirkend angesehen werden -, hilfreiche geflügelte Boten einer himmlischen Macht; ausgesandt, um den Einzelnen durchs Leben zu helfen.
Das war nicht immer so. Im Alten Orient - von Mesopotamien bis Ägypten - verbreiteten geflügelte Wesen sowohl Schutz als auch Angst, sie waren schützender ebenso wie dämonischer Natur. Keineswegs körperlos und unsichtbar wurden sie vielfach dargestellt: Geflügelte Löwen und Stiere sind nicht nur aus Nimrud bekannt. Die geheimnisvollen Wesen konnten sich auch aus verschiedenen Tieren zusammensetzen. Von ihnen zu unterscheiden sind die Götterboten, die sich in fast jeder Hochreligion finden, von Indien und Persien bis zur griechisch-römischen Religion mit ihrem bekanntesten Vertreter, Hermes-Merkur. Im Judentum, Christentum und Islam übernehmen Engel den Botendienst zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und Mensch. Doch auch hier ist die Vorstellung von Engeln keineswegs einheitlich. Ein Blick in die Bibel zeigt, dass sich die Vorstellung von Engeln entwickelt. Frühe Texte überliefern vor allem Erscheinungen des „Engels des Herrn", der oft nicht von JHWH selbst zu unterscheiden ist. Die Erzählungen sind hier oft unscharf: Kämpft Jakob am Jabbok mit einem Engel oder mit Gott? Erhält Abraham Besuch von drei Engeln oder ist es doch JHWH selbst, der ihm die Geburt eines Sohnes verkündet? Überlieferungen von der Erscheinung eines Engels sind Ausdruck der religiösen Erfahrungen von Menschen, die erleben, dass Gott sich ihnen zuwendet. Allerdings sind biblische Engelerzählungen nicht nur trostvoll und hilfreich. Engel können auch Zerstörung bringen, ausgerüstet sein wie Krieger. So zeigen die Überlieferungen der heiligen Schriften in Judentum, Christentum und Islam ein weit differenzierteres Bild. Sie sind geheimnisvoller, größer als es auf den ersten Blick scheint.