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Empirische Schul- und Unterrichtsforschung
Empirische Schul- und Unterrichtsforschung




Gerhard Büttner (Hrsg.)

Pabst Science Publishers
EAN: 9783899671858 (ISBN: 3-89967-185-6)
276 Seiten, kartoniert, 15 x 21cm, März, 2005

EUR 20,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Erziehungswissenschaft, Pädagogische Psychologie und Fachdidaktiken stehen noch immer „von wenigen Ausnahmen abgesehen, weitgehend unverbunden nebeneinander“(S. IX), konstatieren Gerhard Büttner, Friedrich Ch. Sauter und Wolfgang Schneider in dem von ihnen bei „Pabst Science Publishers“(Sitz in Ringel, Bauernschaft von Lengerich/Westfalen) 2005 herausgegebenen Band „Empirische Schul- und Unterrichtsforschung“. Die Psychologieprofessoren verfolgen mit ihrem Buch, deren Beiträge auf einen pädagogisch-psychologischen Kongress aus dem Jahre 2001 zurückgehen, die Intention, den interdisziplinären Dialog zwischen den wissenschaftlichen Disziplinen zu verbessern.
Wie schon der Titel des Buches signalisiert, wird in dem Buch ein breites Spektrum empirisch pädagogisch-psychologischer Fragestellungen abgedeckt. Die Autoren des vorliegenden Bandes widmen sich vier Oberthemen: „Teil I Wissenschaftliche Theorie und pädagogische Praxis“, „Teil 2 Wege zur Optimierung von Wissensvermittlung“, „Teil III Förderung emotionaler Ressourcen und sozialer Kompetenzen“ und „Teil IV Lernschwierigkeiten und Verhaltenauffälligkeiten“.
Psychologen, Erziehungswissenschaftler und Fachdidaktiker behandeln in ihren Beiträgen aktuelle in der Pädagogik und in der Öffentlichkeit kontrovers diskutierte Themen. So beleuchtet Kurt Czerwenka in seinem Beitrag den Begriff „Lehrerprofessionalität“ und fordert ein „partnerschaftliches Verhältnis von […] Hochschule und […] Schule“(S. 31) zur besseren Verzahnung der Lehrer(aus)bildung. Der Frage nach der Bedeutung des Internets gehen die Mediendidaktiker Hartwig Schröder und Gerhard Schulz nach. Sie kommen zu der Erkenntnis: „Ein Ersatz für schulischen Unterricht oder für Nachhilfe-Unterricht sei das Internet jedoch nicht. […] Das Netz ist gegenwärtig noch kein gestaltetes Lernarrangement.“(S. 49) Das Problem, ob denn in der Schule eher Inhalte oder Methoden zu lernen seien, wird von Andreas Gold in seinem Beitrag „Lernstrategien und Lernerfolg in der gymnasialen Oberstufe“ näher untersucht. Gegenüber dem von dem pädagogischen Schriftsteller Heinz Klippert propagierten Methodenlernen bei gleichzeitiger Abwertung der fachlichen Inhalte betont Gold: „Zu Unrecht werden die kognitiven Lernstrategien allerdings vorschnell als Grundpfeiler einer neuen, besseren Lernkultur gehandelt („Lernen lernen“ statt „Stoffaneignung“; „Denken lernen“ statt „Fachwissen anhäufen“). Dem liegt ein fundamentales Missverständnis zur Beziehung zwischen Form und Inhalt zugrunde: Ohne Wolle kann man nicht stricken!“(S. 102) Heinz Giesen und Julia Kronenberger setzen sich in ihrem Beitrag mit dem „Kooperativen Unterricht in Grundschulen“ auseinander. Die Psychologen formulieren als Resümeé: „Mit dem Plädoyer für den Einsatz kooperativen Unterrichtens wird nicht der Abschaffung des lehrerzentrierten Unterrichts das Wort geredet, sondern seiner Ergänzung.“(S. 123) Zudem betonen sie, dass der Einsatz des Gruppenpuzzles an eine bestimmte logische Struktur der Lerninhalte gebunden ist (S. 124). Der Nestor pädagogischer Psychologie im deutschsprachigen Raum Reinhard Tausch unterstreicht in seinem Aufsatz die Notwendigkeit die „seelische Gesundheit und Leistungsfähigkeit bei Schülern und Lehrern“ zu fördern und führt dazu schulpsychologische Hinweise an. Grundlegende Informationen über ADHS und Möglichkeiten diesen Störungen zu begegnen gibt der Beitrag von Kerstin Naumann.
Fazit: Der vorliegende Band „Empirische Schul- und Unterrichtsforschung“ aus dem Verlag „Pabst Science Publishers“ unterstreicht die Fruchtbarkeit empirischer Forschungen, die interdisziplinär angelegt sind. Das Buch kann allen LehrerInnen, die sich einen fundierten Überblick über aktuelle empirisch pädagogisch-psychologische Forschungen ihres Handlungsfeldes verschaffen möchten, nur zur Lektüre empfohlen werden.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Der interdisziplinär ausgerichtete Sammelband enthält 14 Beiträge von Vertretern der Pädagogischen Psychologie, Erziehungswissenschaft und Fachdidaktiken zu aktuellen Fragen empirischer Bildungsforschung.
Im einführenden ersten Teil wird die grundlegende und in Erziehungswissenschaft und Psychologie kontrovers diskutierte Frage erörtert, wie im schulischen Kontext reflektiertes und theoriegeleitetes pädagogisches Handeln erreicht werden kann.
Im zweiten Teil werden unter Bezugnahme auf neuere Auffassungen zum Lernen aus der Perspektive von Pädagogischer Psychologie und Fachdidaktik kognitive, motivationale und soziale Aspekte der Optimierung von Wissensvermittlung erörtert.
Im dritten Teil werden Möglichkeiten zur Stressprävention im Unterricht und Ansätze zur konstruktiven Lösung sozialer Konflikte im schulischen Kontext behandelt.
Im letzten Teil werden Aspekte von Lern- und Verhaltensauffälligkeiten thematisiert. Zwei Beiträge befassen sich mit neurobiologischen Grundlagen und mit Risikofaktoren von Lese-/Rechtschreibschwierigkeiten und ein abschließender Beitrag erörtert Interventionen im Klassenzimmer zur Förderung von Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHD).
Inhaltsverzeichnis
Inhalt:

Teil 1: Wissenschaftliche Theorie und pädagogische Praxis

K. Czerwenka:
Lehrerprofessionalität zwischen Theorie und Praxis

H. Schröder, G. Schulz:
Schulpädagogische Probleme in der Praxis, einschließlich einiger Aspekte des Internet

R. Oerter:
Schulwirklichkeit und Entwicklungspsychologie: Wie kann entwicklungspsychologisches Wissen schulisches Lernen verbessern?


Teil 2: Wege zur Optimierung von Wissensvermittlung

G. Büttner, M. Schlagemüller:
Wissenserwerb in der Schule: Zur Bedeutung strategischer und metakognitiver Kompetenzen

A. Gold:
Lernstrategien und Lernerfolg in der gymnasialen Oberstufe

H. Giesen, J. Kronenberger:
Kooperativer Unterricht in Grundschulen

R. Duit:
Alltagsvorstellungen und Lernen der Naturwissenschaften

H.-G. Weigand:
Kommunikation, Mathematik und neue Medien: Erfahrungsbericht über eine Internet-gestützte Veranstaltung in der Lehrerausbildung


Teil 3: Förderung emotionaler Ressourcen und sozialer Kompetenzen

R. Tausch:
Wesentlich im Schulunterricht: Seelische Gesundheit und Leistungsfähigkeit bei Schülern und Lehrern

W. Humpert:
Konfliktbewältigung durch Kooperation: Kurztraining mit KTM kompakt

F. Ch. Sauter:
Wie kann ich Unterrichtsstörungen begegenen und Konflikte friedlich lösen? Lösungsmöglichkeiten durch das Gordon-Lehrertraining


Teil IV: Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten

W. Schneider:
Die Bedeutung des Konzepts der phonologischen Bewusstheit für den Schriftspracherwerb

A. Warnke:
Neurobiologische Aspekte der Legasthenie

K. Naumann:
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen: Erscheinungsbild und schulzentrierte Fördermöglichkeiten